Deutschland sucht neue Lieferanten, um unabhängiger von nur einem, und im Speziellen von Russland als Gaslieferant zu werden. Auch Russland reagiert auf die Unabhängigkeitsbestrebungen und versucht seinerseits seinen Kundenstamm zu erweitern, um seinen Gasabsatz zu sichern.
Wie n‑tv und das Wall Street Journal berichten, planen asiatische Redereien verflüssigtes Erdgas per Schiff durch das Nordpolarmeer zu transportieren. Das Erdgas soll von Westsibirien in die Ballungsgebiete Chinas und Japans gebracht werden. Dort soll der vermehrte Erdgaseinsatz die Kohle als Energielieferant verdrängen und damit den Smog bekämpfen, unter dem die Asiaten leiden. Außerdem muss in Japan Ersatz für die Atomkraftwerke gefunden werden, die seit dem Unglück in Fukushima abgeschaltet wurden und von denen nur wenige wieder ans Netz gehen dürfen.
Die Route über das Nordpolarmeer ist 40 Prozent kürzer als die bisherige Strecke durch den Suezkanal – und sei damit auch sehr viel günstiger, vor allem für die Kunden. Der Arktische Ozean gilt laut dem japanischen Wirtschaftsminister Ryo Minami zudem als äußerst rohstoffreich, was seine Erschließung noch interessanter mache. Das Nordpolarmeer war lang als nur schwerlich schiffbar angesehen worden und auch die geplanten Erdgaslieferungen sollen nur während der wärmeren Monate stattfinden. Trotzdem ermöglicht die durch die Erderwärmung verursachte Eisschmelze die Schifffahrt auf dieser Route.
Wie das Wallstreet Journal berichtet, haben sich die japanische Mitsui O.S.K Lines und China Shipping Development zusammengetan, um in vier Jahren Gas durch den Arktischen Ozean zu transportieren. Dabei sollen 932 Millionen US-Dollar für drei Flüssigerdgastanker investiert werden, die zusätzlich mit Eisbrechern ausgestattet sind, um einen Linienverkehr auf der Strecke zu ermöglichen.
Tendenziell dürfte das mittelfristig den Preis für deutsche Erdgaskunden stabilisieren, wenn nicht gar verteuern. Denn in Frage kommen als Ersatz auch in diesem Zeitraum nur deutlich teurere Importe von verflüssigtem Erdgas (LNG), insbesondere aus Nordafrika, Katar oder den USA, wobei dies bei den letzteren aufgrund fehlender Verflüssigungskapazitäten noch Zukunftsmusik ist. Zudem werden derzeit und wohl auch in absehbarer Zukunft in Asien deutlich höhere Preise für Erdgas als in Europa bezahlt. Was den Markt für Produzenten und Exporteure deutlich interessanter macht. Zwar werden sich die Preise aufgrund von Arbitrage-Effekten langsam angleichen, doch dies kann auch nach oben geschehen. Dass die Preise weltweit gesehen unter das derzeitige europäische Niveau sinken, ist nicht zu erwarten.
Autoren: Maren Schiel und Frank Urbansky
Geschrieben für Bund der Energieverbraucher.
Der komplette Originalbeitrag ist hier zu lesen.
Titelbild: VNG
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