Kleine KWK-Lösungen, wie hier ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk im Wohnungsbereich, werden in Zukunft nun doch gefördert. Foto: Urbansky

Branche zur KWK-​Novelle: Gleiche Förderung für alle

von | 7. September 2015

Bis heute hatte die Branche Zeit für eine Stel­lung­nahme zur Novelle des KWK-​Gesetzes. Nachdem schon im Vorfeld viel Unzu­frie­denheit gerade seitens der unab­hän­gigen Anla­gen­be­treiber und der Vertreter Erneu­er­baren Energien geäußert wurde, kommt es nun konkreter.

Der Bran­chen­verband B.KWK fordert das folgende:

  • 25 % Ausbauziel für Strom­erzeugung aus KWK unver­ändert beibehalten
  • Neubau, Moder­ni­sierung und Nach­rüstung von KWK-​Anlagen in allen Größen­klassen fördern
  • Keine wett­be­werb­liche Diskri­mi­nierung durch Wegfall des Zuschlags für eigen­ge­nutzten KWK-Strom
  • Temporäre Maßnahmen zum Bestands­erhalt aller exis­tenz­be­drohten KWK-Anlagen 
  • Schaffung von lang­fris­tiger Planungs­si­cherheit für den Betrieb von KWK-Anlagen
  • Keine neuen Markt­bar­rieren durch über­zogene Anfor­de­rungen an Messung
  • Einsatz erneu­er­barer Gase in KWK

Gerade der dritte Punkt, der drohende Wegfall der Fördrung bei Eigen­ver­brauch des Stroms, gefährdet die Ener­gie­wende in Bürgerhand, da es vorangig diese kleinen und selbst­nut­zenden Einheiten sind, die von Bürgern direkt betrieben werden und nicht von Unternehmen.

Die Verbände ASUE, Bund der Ener­gie­ver­braucher und BHKW-​Forum haben eine gemeinsname Stel­lung­nahme verfasst. Darin beklagen sie die Bevor­zugung der Groß­kraft­werke und die Benach­tei­ligung effi­zi­enter, moderner Tech­no­logien wie Brenn­stoff­zellen, Nano- sowie Mikro-​BHKW. Insbe­sondere die kleinen KWK-​Lösungen bis 50 kW Nenn­leistung würden benach­teiligt. Dazu stellen die Verbände folgende Rechnung an:

Zwar hat das BMWi neben der Verkürzung von 10 Jahren auf 45.000 Stunden auch eine Anhebung der Vergütung von derzeit 5,41 Cent auf 8 Cent je Kilo­watt­stunde geplant, dies gilt aber nur für einge­speisten Strom. Selbst verbrauchter Strom soll hingegen nur noch mit 4 Cent je kWh gefördert werden. Während dies bei Anlagen mit 50 kW mögli­cher­weise sogar sach­ge­recht sein könnte, werden damit ande­rer­seits ganz­jährig durch­gehend arbei­tende Brenn­stoff­zellen mit nur 1 kW Leistung um gut 50 Prozent ihres bishe­rigen Förder­zeit­raums gebracht. 

Die drei Verbände schlagen daher vor, Mini-​BHKW bis 50 kW elek­tri­scher Leistung wie bisher einen KWK-​Zuschlag von 5,41 Cent je selbst verbrauchter Kilo­watt­stunde sowie zusätzlich die vom BMWi vorge­schlagene neue Vergütung von einge­speistem Strom in Höhe von 8 Cent je Kilo­watt­stunde zu zahlen. Und: Der KWK-​Zuschlag soll wie bisher über einen an der Lebens­dauer der strom­erzeu­genden Heizungen bemes­senen Zeitraum geleistet werden. Damit sei zu verhindern, dass neuwertige Heizungen schon nach wenigen Jahren verschrottet würden, nur weil der Zuschlags­zeitraum abge­laufen sei. 

Alle diese Vorschläge sind für sich genommen vernünftig und weisen in Richtung dezen­trale Ener­gie­wende. Aller­dings verkennen sie einen sich schon jetzt heraus kris­tal­li­sie­renden Wider­spruch: Sehr effi­ziente, weil gut gedämmte Wohnungen haben kaum Wärme­bedarf. KWK,auch dezen­trale, wird also besten­falls in einer Über­gangszeit eine Berech­tigung haben.

Vorschaubild: Kleine KWK-​Lösungen, wie hier ein gasbe­trie­benes Block­heiz­kraftwerk im Wohnungs­be­reich, werden in Zukunft nicht mehr so gut gefördert wie große KWK-​Anwendungen. Foto: Urbansky

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

1 Kommentar

  1. BHKW-Infothek

    Hallo Herr Urbansky, eine kleine Anmerkung zu Ihrem Schlusssatz: Ein dank guter Dämmung geringer Heiz­wär­me­bedarf ist optimal für einen ganz­jäh­rigen KWK-​Einsatz, da sich die Auslegung von Nano- und Mikro-​BHKW für Wohn­ge­bäude am ganz­jäh­rigen Warm­was­ser­bedarf orien­tieren sollte und der Heiz­wär­me­bedarf nur als „Bonus” mitge­nommen werden sollte. Nur aus diesem Grund erreichen kleine Brenn­stoff­zellen mit 500 bis 750 Watt ther­mi­scher Leistung auch rund 8.000 Betriebs­stunden im Jahr. Bei moto­ri­scher Mikro-​KWK wäre es natürlich wünschenswert, hohe Puffer­vo­lumina vorzu­halten, die Anlagen größer zu dimen­sio­nieren und diese dann nicht auf Strom­bör­sen­preise, sondern auf den Bedarf im jewei­ligen Verteilnetz als Ausgleich zu volatilen Erzeugern reagieren zu lassen – aber bis die poli­ti­schen Entscheider dies bemerken, wird wohl noch viel Zeit vergehen. Hoch­ef­fi­ziente Grüße /​lfs

EnWiPo
EnWiPo
„Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Seit diesem Jahr gilt das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze. Bis 2028 müssen alle Kommunen eine solche Planung vorlegen. Im Interview erklärt Jannik Hartfil, Fachgebietsleiter Kommunale Wärmeplanung bei dem Energienetzbetreiber EWE...

„Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Seit diesem Jahr gilt das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze. Bis 2028 müssen alle Kommunen eine solche Planung vorlegen. Im Interview erklärt Jannik Hartfil, Fachgebietsleiter Kommunale Wärmeplanung bei dem Energienetzbetreiber EWE...

Smart Meter Rollout: Noch rollt wenig

Smart Meter Rollout: Noch rollt wenig

Der Smart Meter Rollout soll helfen Strom zu sparen und Lasten zu kappen. Das könnte Mietern und Verwaltern deutliche finanzielle Vorteile bringen. Doch der Ausbau geht nur schleppend voran. Zudem wären bei einer Einbindung der Wärmeversorgung in den Rollout die...