Biokraftstoff wird bis zu 7 % bei Diesel und zu 5 bis 10 % bei Benzin beigemischt. Foto: Urbansky

Biokraft­stoffe: Regierung schließt falsche Land­nutzung nicht aus

von | 4. September 2015

Die indi­rekter Land­nut­zungs­än­derung (Iluc) kann von der Bundes­re­gierung für in Deutschland vertriebene Biokraft­stoffe nicht ausschließen. Mit Iluc ist die Umwandlung von Flächen mit hohem Kohlen­stoff­be­stand wie Regen­wäldern in Flächen mit niedrigem Kohlen­stoff­be­stand (zum Beispiel land­wirt­schaft­liche Nutz­flächen) gemeint. 

Dabei kann es zur Frei­setzung erheb­licher Mengen von Kohlen­stoff in Form von Treib­haus­gas­emis­sionen sowie zur Gefährdung ökolo­gisch wert­voller Gebiete kommen. Biokraft­stoffe sind aber nicht nur deswegen umstritten.

Zwar sei dies nach den EU-​Nachhaltigkeitskriterien ausge­schlossen. Dennoch muss die Regierung im aktuellen Biokraft­stoff­be­richt folgendes eingestehen:

Nicht ausge­schlossen war jedoch, dass Biomasse für ener­ge­tische Zwecke auf Flächen produ­ziert wird, die vorher zur Produktion von Biomasse für andere Zwecke (zum Beispiel Lebens- oder Futter­mittel) genutzt wurden, und deren Produktion infol­ge­dessen zumindest teilweise in Gebiete mit hohem Kohlen­stoff­be­stand (zum Beispiel Wälder oder Moore) oder mit hoher biolo­gi­scher Vielfalt verdrängt wird.

Ein weiteres Problem: Betroffen von Land Grabbing, also der Vertreibung der Bevöl­kerung zugunsten des Biokraft­stoff­anbaus werden weltweit zudem 50.000 bis 160.000 Hektar angesehen, die im Zusam­menhang mit der EU-​Biokraftstoffförderung stehen könnten, so die Regierung im aktuellen Bericht zur Biokraftstoff-​Nachhaltigkeitsverordnung.

Insgesamt ist der Absatz von Biokraft­stoffen im letzten Jahr konstant geblieben. Abgesetzt wurden:

Kraft­stoff 2014 in Mio. t 2013 in Mio. t Verän­derung in %
Biodiesel 1,97 1,77 11,3
Bioethanol 1,23 1,21 1,7
Hydrierte Pflan­zenöle 0,34 0,44 -22,7

Durch diese Biokraft­stoffe seien 5,2 ener­ge­tische Prozent des Kraft­stoff­be­darfs gedeckt worden und blieb damit gegenüber 2013 gleich.

Vorschaubild: Biokraft­stoff wird bis zu 7 % bei Diesel und zu 5 bis 10 % bei Benzin beigemischt. Foto: Urbansky

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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