Contracting im Wärmemarkt bis hinunter zu kleinen Einheiten könnte ein Geschäftsmodell für die EVU sein. Foto: Solarcomplex

Verluste in Wärmenetz durch richtiges Material halbiert

von | 30. Oktober 2015

Leitungs­ge­bundene Energien haben einen Geburts­fehler: die Leitungs­ver­luste. Doch die lassen sich mit den richtigen Mate­rialien mini­mieren. Eine Möglichkeit wird in der neuesten Wärme­wende Info Nr. 23 (sie kann demnächst hier herun­ter­ge­laden werden) aufge­zeigt.

Der Physiker Michael Nast vom Institut für Tech­nische Ther­mo­dy­namik /​Stuttgart des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) beschreibt darin anhand zweier Beispiel, wie bei richtiger Mate­ri­alwahl die Netz­ver­luste bei Wärme­netzen halbiert werden können. 

Dabei vergleicht er die beiden von Solar­complex betrie­benen Wärme­netze von Mauenheim und Büsingen, die sich zwar teils unter­scheiden, jedoch hinsichtlich der Verlust­mes­sungen durchaus vergleichbar sind:

WW23_Tab1

Nast scheibt:

Auffallend ist der geringere Wärme­verlust der neueren Rohre trotz ähnlicher Abmes­sungen und Mate­ri­al­ei­gen­schaften – insbe­sondere bei dem Doppelrohr. Mögli­cher­weise ist dies auf unter­schied­liches Vorgehen bei der Fixierung der Medi­um­rohre innerhalb des Mantel­rohres zurück­zu­führen. Allein aufgrund der einge­setzten Rohre konnten die Wärme­ver­luste um 35% reduziert werden. Der Unter­schied würde auf über 50% ansteigen, wenn in Mauenheim einfache PEX-​Einzelrohre eigesetzt worden wären.

Sein Fazit

  • Die gemes­senen und die berech­neten Wärme­ver­luste [%] haben sich in Büsingen gegenüber dem um 6 Jahre älteren Netz in Mauenheim in etwa halbiert.
  • Der gemessene Verlust ist größer als der berechnete. Mit zuneh­mender Erfahrung der Planer nimmt die Differenz zwischen diesen beiden Werten ab.
  • Die gerin­geren Wärme­ver­luste in Büsingen beruhen in etwa zu gleichen Teilen auf einer höheren Netz­be­legung und einer verbes­serten Wärme­dämmung der Rohrleitungen. 
  • In einzelnen Rohr­ab­schnitten können sich die Verluste allein aufgrund der Ausführung der Rohre um den Faktor 2 unter­scheiden (Einzel­rohre mit einfacher Wärme­dämmung versus Duorohr mit verstärkter Wärmedämmung).
  • Eine weitere Verrin­gerung der Wärme­ver­luste könnte erreicht werden, wenn die Netz­tem­pe­ra­turen auf das in Dänemark übliche Niveau (Tvor/​Trück= 80°C/38°C im Winter, Stand 2005) abgesenkt werden könnten. Dazu sind aller­dings auch Ände­rungen innerhalb der ange­schlos­senen Gebäude erforderlich.

Vorschaubild: Verlegung eines hoch­ef­fi­zi­enten KMR-​Rohres in Büsingen. Foto: Solarcomplex

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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