Die Bundesregierung denkt, dass es reicht, die Branche zweifelt: Nach einem Bericht der FAZ sind die deutschen Gasspeicher zu 77 % gefüllt. Das sollt eigentlich für einen strengen Winter reichen. Die Selbstverpflichtung der Branche sieht vor, 90 Tage Deutschland aus den Speicher heraus bei durchschnittlicher Kälte versorgen zu können.
Dabei müssten die Speicher zu 100 % gefüllt sein, was jedoch technisch nicht möglich ist. Die 77 % würden immerhin für 76 Tage reichen – so lange war in Deutschland schon kein Winter mehr. Deswegen auch der Optimismus der Regierung.
Die Branche hingegen sagt, dass das derzeit eingelagerte Gas bereits wieder verkaufte Mengen, vor allem an Kunden jenseits der Landesgrenzen seien – mithin für eine Notfallreserve nicht verfügbar. Durch die politisch gewollte Trennung von Speicher, Netz und Handel, Legal Unbundling genannt, einst von der EU gefordert und von Musterknaben Deutschland schon vor gut 10 Jahren umgesetzt, fühle sich für die Versorgungssicherheit niemand mehr verantwortlich.
Im Sommer hatten bereits die Grünen sich nach der Sicherheit der hiesigen Gasversorgung erkundigt. Die Regierung beschied damals:
Mögliche neue Instrumente zur Verbesserung der Gasversorgungssicherheit müssen auf Basis einer Kosten-Nutzen-Analyse erfolgen, da damit Marktauswirkungen und langfristige Kosten verbunden sind.
Diese Analyse ist offensichtlich nicht erfolgt, ansonsten würde die Bundesregierung das Ganze ja nicht als Nicht-Problem sehen und den Gaskelch als gut gefüllt betrachten. Was nun doch kommen könnte, und das ist schnell umzusetzen, wäre die Speicherverpflichtung der Branche in Gesetzesform gießen – analog der Mineralölbranche mit dem Erdölbevorratungsverband. Das sähe nach Handlungsfähigkeit aus und würde auch das Sicherheitsbedürfnis hiesiger Gaskunden in Haushalten und Industrie beruhigen. Und der Gaskelch wäre dann mehr als nur halbvoll.
Vorschaubild: Gasspeicher, wie hier der in Etzel, sind das Rückgrat der deutschen Gaswirtschaft und potenzielle Träger einer strategischen Reserve. Foto: Gazprom Germania
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