Lithiumbatterie. Foto: Ansgar Hellwig / Wikimedia / Lizenz unter CC BY-SA 2.0 de

Die Mär von den stetig sinkenden Speicherpreisen

von | 2. November 2015

Ein wichtiger Baustein der Ener­gie­wende sind Speicher. Nur sie sind in der Lage, schwan­kende Ener­gie­pro­duktion aus Wind und Solar aufzu­fangen und wirt­schaftlich zu verwerten. Strom­speicher sind dabei deutlich effi­zi­enter als Wärme­speicher. Zudem kann der Strom deutlich flexibler einge­setzt werden – auch zur Wärmeerzeugung.

Derzeit sind die Spei­cher­preise hoch. Die RWTH Aachen geht jedoch davon aus, dass Lithium-​basierte Akkus jedes Jahr um 18 % günstiger werden und Blei-​basierte um 11 %. 

Doch stimmt das? 

Sicher ist, dass durch massen­hafte Nachfrage einer­seits Tech­no­logien durch vermehrte Produktion günstiger werden. Gleich­zeitig steigt aber bei einem rohstoff­in­ten­siven Produkt wie einer Batterie die Nachfrage, in unserem Fall nach Blei und Lithium. Aktuell wird der Nach­fra­geboom von China getrieben, das verstärkt auf E‑Mobilität setzt.

Ein deutscher Batte­rie­her­steller nun befürchtet im Gespräch mit diesem Blog, dass die Chinesen den ganzen Markt leer kauften und für seine eigene Produktion kaum mehr Rohstoffe übrig blieben oder schlichtweg zu teuer seien.

Ein Blick auf die aktuelle Preis­ent­wicklung bei Blei bringt tatsächlich Ernüch­terung. Zwar schwä­cheln diese derzeit nach einem massiven Preis­an­stieg im Oktober, doch die zukünftige Preis­ent­wicklung, am besten zu erkennen an den Forward-​Kursen, zeigt eine eindeutige Tendenz – und die geht nur nach oben. Allein bis Ende 2017 wird eine Preis­stei­gerung um 5 % erwartet. 

Noch drama­ti­scher sieht die Preis­ent­wicklung bei Lithium aus. Experten schätzen, dass Lithi­um­car­bonat nach einem Preis­sprung von 4.900 US-​Dollar je Tonne auf 5.900 Dollar in den letzten 13 Monaten bis 2017 nochmals 20 % steigen könnte.

Vor diesem Hinter­grund ist es unwahr­scheinlich, dass die Batte­rie­kosten in dem gewünschten Maße fallen werden. Die Rohstoff­kosten sind zwar nicht die einzigen Kosten in der Herstellung, aber sie sind durchaus in der Lage, die Preise für Speicher weiterhin hoch zu halten und damit den Durch­bruch am Markt zu verzögern.

Vorschaubild: Lithi­um­bat­terie. Foto: Ansgar Hellwig /​Wikimedia /​Lizenz unter CC BY-​SA 2.0 de

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

5 Kommentare

  1. Energyload

    Danke für den Link, die Gefahr ist auf jeden Fall vorhanden. Dazu kommt ja auch, dass die Forschung ja tatsächlich nicht mit in naher Zukunft groß­ar­tigen Effi­zi­enz­stei­gerung auf der Tech­no­lo­gie­seite rechnet, dort gibt es inter­es­sante Ansätze, deren Markt­reife aller­dings erst in etwa 10 Jahren zu erwarten ist. Auf dem Gebiet versuchen wir auf Ener­gyload regel­mäßig zu berichten (http://​ener​gyload​.eu/​s​t​r​o​m​s​p​e​i​c​h​e​r​/​f​o​r​s​chung/)

    Ich denke aber trotzdem, das der Preis für die fertigen Akkus in relativ naher Zukunft eher fallen wird, aufgrund der Effi­zi­enz­stei­ge­rungen im Produk­ti­ons­prozess, durch die starke Ausweitung. Das dieser viel­leicht nicht ganz so riesig sein wird wie viele erwarten, das habe ich aus ihrem Artikel mitgenommen 🙂

  2. Energyload

    Ich finde das gut und wichtig, dass Sie sich mit Fragen rund zu Strom­spei­chern beschäf­tigen. Ich hatte bisher leider nicht die Gele­genheit, mir Ihre dies­be­züg­liche Folge von „Leben mit der Ener­gie­wende” anzu­schauen (https://​www​.youtube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​3​F​7​S​3​OAMa1E), aber Stunden+ sind schon ein ziem­licher Happen 🙂 

    Vielen Dank also für den anre­genden Artikel. Ich frage mich aber, ob die „Economies von Scale” durch vermehrte Produktion im Artikel nicht ein „abge­bügelt” wurde. Immerhin ist der Ausbau ja wirklich massiv. Alleine die Tesla Giga Factory wird in 2020 mehr Akkus herstellen als der gesamte Weltmarkt in 2013 angeboten hat (siehe Grafik: http://​dqbas​my​ouzti2​.cloud​front​.net/​c​o​n​t​e​n​t​/​i​m​a​g​e​s​/​a​r​t​i​c​l​e​s​/​t​e​s​l​a​-​g​i​g​a​f​a​c​t​o​r​y​-​p​r​o​d​u​c​t​i​o​n​-​582​px.png)

    Ich weiß nicht, wie die Ausbau­zahlen in Asien sind, aber man kann wohl sagen, Die Kapazität wird sich mehr als verdrei­fachen. Die FAZ hat in einem Artikel von 2010 geschrieben, dass der von Preisen bis zu 5.000$ ausge­gangen wird. http://​www​.faz​.net/​a​k​t​u​e​l​l​/​f​i​n​a​n​z​e​n​/​d​e​v​i​s​e​n​-​r​o​h​s​t​o​f​f​e​/​r​o​h​s​t​o​f​f​e​-​l​i​t​h​i​u​m​-​b​i​e​t​e​t​-​w​e​n​i​g​-​p​r​e​i​s​p​h​a​n​t​a​s​i​e​-​1998597.html

    Irgendwie glaube ich, das Wachstum ist etwas höher als vor 10 Jahren anti­zi­piert. Das ist aber nichts, wodurch „der Markt” in helle Aufregung versetzt wird und die Rohstoff­preise in dem Maße steigen, dass trotz des enormen Zubaus der Kapa­zi­täten keine Kosten­vor­teile entstehen können.

  3. Frank Urbansky

    Hallo Kilian, die Über­schrift ist sehr jour­na­lis­tisch, aber ich bin ja auch Jour­nalist. An der Relevanz der Rohstoff­kosten für die verschie­denen Spei­cher­typen arbeite ich gerade, das ist ein inter­es­santes, aber auch weites Feld. Wenn ich dazu etwas Trag­fä­higes habe, werde ich es auch an dieser Stelle veröfent­lichen. Nur eines vorab: Schon jetzt ist abzusehen, dass die Spei­cher­preise nicht, wie von der RWTH Aachen prognos­ti­ziert, fallen werden. Das wird deutlich geringer ausfallen – leider.

  4. Kilian Rüfer

    Inter­essant wäre die Gewichtung. Wie relevant ist der Anteil der Rohstoff­kosten bei welchen Speichern? Im Fazit ist es ja benannt, dass man mit gerin­geren Preis­sen­kungen rechnen sollte. Deine Über­schrift aber finde ich etwas zu reiße­risch. Oder willst Du die These aufstellen, dass sich die Spei­cher­preise gar nicht senken? Nun könntest Du sagen: „Ich hab doch stetig geschrieben und die Stetigkeit ist die Mär”. Wie auch immer: Mag sein, dass die Prognosen zu opti­mis­tisch sind.

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