Der Preis spricht für Autogas. Selbst wenn man die geringere Energiedichte einrechnet, kommt man nur auf etwa 1,00 Euro. - Foto: Urbansky

Mit Autogas in die Zukunft?

von | 17. Februar 2013

33 Prozent aller öffent­lichen Tank­stellen in Deutschland bieten Autogas an. Die gesamte Branche und insbe­sondere der Tank­stel­len­mit­tel­stand haben kräftig in diese Infra­struktur inves­tiert. Die Auto­fahrer sind zufrieden mit dem gegenüber Diesel und Benzin deutlich güns­ti­geren Treib­stoff nicht nur auf deutschen Straßen auch im euro­päi­schen Ausland.

460.000 Fahrzeuge, ein flächen­de­ckendes Tank­stel­lennetz von 6.500 Stationen – die Auto­gas­branche könnte zufrieden sein. Auch die 11.465 neu zuge­las­senen LPG*Fahrzeuge, die 2012 auf die Straßen rollten, hören sich nicht schlecht an. Doch das sind gerade mal 0,37 Prozent aller Neuzu­las­sungen. Es könnten also mehr sein für eine wirkliche Erfolgsgeschichte.

Dennoch ist Autogas damit der Alter­na­tiv­kraft­stoff Nr. 1 in Deutschland und lässt seit Jahren Erdgas oder Strom weit hinter sich. Ob die Zukunft für das Geschäft mit Autogas ebenso positiv aussieht, hängt von verschie­denen Faktoren ab.

Allen voran wäre da die Steu­er­be­güns­tigung. Derzeit wird der flüssige Kraft­stoff mit 1,29 Cent je Kilo­watt­stunde besteuert. Ursprünglich sollte damit schon in diesem Jahr Schluss sein. Doch die Regierung hat sich von den Vorteilen des Kraft­stoffs überzeugt. Nun wird eine Verdop­pelung des Steu­er­satzes nach 2018 disku­tiert. Rechnet man die gegenüber Diesel gut 30 Prozent geringere Ener­gie­dichte hinzu, käme man in etwa auf die gleichen Kosten wie der Selbstzünder-​Kraftstoff. „LPG ist dann am Markt tot“, meint Ole Boie, der an seinen Tank­stellen im Norden der Republik auch Autogas anbietet.

Hoffnung bestünde nur, so der Unter­nehmer, wenn es den Unter­stützern des Flüs­sig­gases gelänge, den Steu­er­vorteil über 2018 hinaus auszu­dehnen. Ob das passiert, bleibe abzuwarten.

Bei Westfalen sieht man das anders. An vier von zehn eigenen Tank­stellen bieten die Müns­te­raner LPG an. Darüber hinaus wurden im Agen­tur­ge­schäft 16,5 Millionen Euro inves­tiert. Die will man keineswegs abschreiben. „Um das von der Regierung ausge­gebene Ziel von einer Millionen LPG-​Fahrzeugen zu erreichen, muss mindestens eine erneute Verlän­gerung der steu­er­lichen Begüns­tigung in Betracht gezogen werden“, so Vorstands­mit­glied und Westfalen-​Tankstellenchef Reiner Ropohl.

Autogas: Daten und Fakten

In der im Januar vorge­stellten EU-​Strategie für umwelt­freund­liche Kraft­stoffe findet sich auch Autogas – ein klares Bekenntnis zu LPG als alter­na­tivem Kraftstoff.

Die Hoch­schule für Technik und Wirt­schaft des Saar­landes hat die Emis­sionen von der Förder­quelle bis zum Fahr­zeug­be­trieb realis­tisch betrachtet. Dabei zeigt sich, dass Flüs­siggas im Vergleich zu Benzin pro gefah­renem Kilometer den CO2-Ausstoß um 26,8 g reduziert und im Vergleich zu Erdgas ebenfalls einen Vorteil von 5,5 g pro Kilometer aufweist.

In Deutschland stehen 91 Fahr­zeug­typen zur Verfügung, die ab Werk mit Autogas-​Ausrüstung geliefert werden.

In den Ausbau des Tank­stel­len­netzes sind bisher 400 Millionen Euro geflossen. (Quelle: DVFG)

Geschrieben für Brenn­stoff­spiegel, erschienen in Ausgabe 2/​2013.

Der komplette Origi­naltext kann hier gelesen werden.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
Zu hohe Preise, zu viel Regu­la­torik für Power-​to‑X

Zu hohe Preise, zu viel Regu­la­torik für Power-​to‑X

Power-to-X(PtX)-Technologien ermöglichen die Umwandlung regenerativen Stroms in Wasserstoff, Methan oder synthetische Kraftstoffe. Doch Projekte in Deutschland scheitern immer wieder – durch bürokratische Hürden, hohe Produktpreise oder eine hinderliche Regulatorik....

Kommunale Wärme­pläne starten – mit vielen Unsicherheiten

Kommunale Wärme­pläne starten – mit vielen Unsicherheiten

Das Gesetz zur Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) legt ehrgeizige Ziele fest: Bis 2045 sollen Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme treibhausgasneutral werden. Städte ab 100.000 Einwohnern müssen bis 2026 Wärmepläne vorlegen, kleinere Kommunen bis...

Kommunale Wärme­pläne starten – mit vielen Unsicherheiten

Kommunale Wärme­pläne starten – mit vielen Unsicherheiten

Das Gesetz zur Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) legt ehrgeizige Ziele fest: Bis 2045 sollen Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme treibhausgasneutral werden. Städte ab 100.000 Einwohnern müssen bis 2026 Wärmepläne vorlegen, kleinere Kommunen bis...

Kommunale Wärme­pläne starten – mit vielen Unsicherheiten

Kommunale Wärme­pläne starten – mit vielen Unsicherheiten

Das Gesetz zur Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) legt ehrgeizige Ziele fest: Bis 2045 sollen Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme treibhausgasneutral werden. Städte ab 100.000 Einwohnern müssen bis 2026 Wärmepläne vorlegen, kleinere Kommunen bis...