BDEW-Chefin Müller gestern auf der e-world. Foto: Urbansky

Mehrheit unter­stützt weiter Energiewende

von | 12. Februar 2014

Die Bevöl­kerung in Deutschland unter­stützt weiterhin mit großer Mehrheit die Ener­gie­wende, sieht die Art der Umsetzung aber kritisch. Dies sind erste Ergeb­nisse des neuen BDEW-​Energiemonitors, mit dem zweimal jährlich das Stim­mungsbild der Bevöl­kerung zu den wich­tigsten Themen der Ener­gie­wende und zur Ener­gie­po­litik insgesamt erhoben wird.

Demnach wird nach ersten vorlie­genden Ergeb­nissen die Ener­gie­wende weiterhin von der breiten Bevöl­kerung als sehr wichtig oder wichtig erachtet (89 Prozent der Befragten). Nur 42 Prozent meinen aller­dings, die Ener­gie­wende komme „sehr gut” oder „gut” voran. 56 Prozent sind der Auffassung, die Ener­gie­wende komme „weniger gut” oder „gar nicht gut” voran. Die Auswir­kungen des Ausbaus der Erneu­er­baren auf die Strom­preise werden relativ unver­ändert beurteilt: 70 Prozent erwarten steigende Strom­preise. Dass es zu größeren Strom­aus­fällen kommt, erwarten nur noch 11 Prozent der Befragten. Der BDEW wird den voll­stän­digen Ener­gie­mo­nitor 2014 in Kürze veröffentlichen.

Die nach wie vor erfreulich große grund­sätz­liche Zustimmung in der Bevöl­kerung ist eine entschei­dende Voraus­setzung für das Gelingen der Ener­gie­wende. Wir dürfen diese Zustimmung aller­dings nicht gefährden. Insbe­sondere müssen sich auch die Bundes­länder zu ihrer Verant­wortung bekennen. Es ist notwendig, den Ausbau der Erneu­er­baren Energien wieder als gemeinsame Aufgabe zu verstehen und regionale Parti­ku­lar­in­ter­essen zurück­zu­stellen”, sagte Hildegard Müller, Vorsit­zende der BDEW-​Hauptgeschäftsführung zum Auftakt der Messe E‑World 2014 in Essen.

Die vom Bundes­ka­binett verab­schie­deten Eckpunkte zur Reform des Erneuerbaren-​Energien-​Gesetzes ließen auf eine entschlossene Reform hoffen, so Müller. „Zugleich sind sie kein Ausbremsen der Erneu­er­baren Energien. Vielmehr wird erstmals der umfas­sende Versuch unter­nommen, den unge­steu­erten Ausbau-​Boom in vernünf­tigere, ökono­misch effi­ziente Bahnen zu lenken. Insbe­sondere die sich abzeich­nenden Maßnahmen zur Markt­in­te­gration der Erneu­er­baren sind ein großer Schritt in die richtige Richtung”, so die Vorsit­zende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

Dass eine entschlossene EEG-​Reform dringend notwendig ist, zeigen auch aktuelle BDEW-​Berechnungen: Der Ausbau der Erneu­er­baren Energien hat auch im vergan­genen Jahr zu Zahlungs­strömen in Milli­ar­denhöhe zwischen den Bundes­ländern geführt. „Fakt ist: Die Zahl der Bürger, die von der EEG-​Umlage profi­tieren, unter­scheidet sich im Bundes­län­der­ver­gleich stark. Wenn ein Bundesland in der jetzigen Diskussion auf seine ehrgei­zigen Erneuerbaren-​Ausbaupläne pocht, wird dieses Gefälle weiter verschärft. Ein zu ambi­tio­nierter Ausbau in einem Bundesland muss auch immer von den Strom­ver­brau­chern in anderen Bundes­ländern mit bezahlt werden. Wichtig ist ein gemein­schaft­liches Verständnis über den Ausbau”, so Müller.

Der BDEW präsen­tierte auf der E‑World auch neue Zahlen zum Wärme­markt. Im Neubau bleibt Erdgas demnach Nummer eins: Für 46,5 Prozent aller geneh­migten Wohnungs­neu­bauten wurde nach vorläu­figen BDEW-​Zahlen 2013 eine Erdgas­heizung vorge­sehen (2012: 48,1%). Der Anteil von Wärme­pumpen ist 2013 leicht gesunken und liegt bei 22,5 Prozent (2012: 23,8 %), gefolgt von Fernwärme mit 20,3 Prozent (2012: 18,6 %). Weitere Anteile: Holz/​Holz­pellets: 6,9 Prozent. Strom: 0,7 Prozent. Heizöl: 0,7 Prozent. Biogas: 0,5 Prozent. Sonstige: 1,8 Prozent). Auch die Verbraucher sehen Erdgas positiv. Das zeigt eine neue BDEW-​Studie, die die Wahr­nehmung und Bewertung verschie­dener Heiz­tech­no­logien unter Eigen­heim­be­sitzern analy­siert: Bei der Bewertung von Heiz­tech­no­logien sind laut Studie Wirt­schaft­lichkeit und Ener­gie­ef­fi­zienz für die Verbraucher die entschei­denden Faktoren. Über 45 Prozent der Befragten würden sich bei der Auswahl ihrer Heiz­tech­no­logie für ein System mit dem Ener­gie­träger Erdgas entscheiden. „Mit seinen viel­fäl­tigen Anwen­dungen wird Erdgas als emis­si­ons­armer fossiler Brenn­stoff eine wesent­liche Rolle beim Umbau der Ener­gie­ver­sorgung spielen”, betonte Müller.

Darüber hinaus sei der Einsatz von dezen­traler Kraft-​Wärme-​Kopplung beispiels­weise in Verbindung mit Fern­wär­me­sys­temen auch lang­fristig eine sinnvolle Option zur CO2-​Reduktion in der Strom- und Wärmeversorgung.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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