Russland hat angekündigt, ab Juni Vorauszahlungen für die Gaslieferungen an die Ukraine einzuführen. Gazprom wird nach einem Bericht der Nachrichtenagentur RIA Novosti deswegen dem ukrainischen Versorger Naftogaz Ukrainy bereits am 13. Mai eine Rechnung ausstellen und bis zum 2. Juni auf ihre Bezahlung warten.
„Wenn die Mittel nicht eingehen, werden die Gaslieferungen an die Ukraine bereits am 3. Juni um 10 Uhr Moskauer Zeit eingestellt, so Alexej Miller, Chef des russischen Gasriesen, bei einem Treffen mit Premierminister Dmitri Medwedew. Die Verschuldung Kiews für das russische Gas stieg dem Bericht nach auf 3,5 Milliarden US-Dollar, nachdem die Lieferungen auch für April nicht bezahlt worden waren.
Betroffen davon wäre auch die Gasversorgung in Deutschland, da jährlich rund 60 Milliarden Kubikmeter russischen Gases durch ukrainische Pipelines nach Europa strömen.
Das auf den Energiemarkt spezialisierte Beratungsunternehmen Pöyry Management Consulting hat für den Fall der Fälle durchgerechnet, ob die Versorgung für Europa und Deutschland dennoch sicherzustellen sei.
In der Analyse heißt es: „Aufgrund des milden Winters 2013/2014 sind die Gasspeicher in Europa derzeit zwar relativ gut gefüllt, dennoch ist Europa in hohem Maße von russischem Gas abhängig. Immerhin 25 Prozent des europäischen Gasverbrauchs werden durch russische Lieferungen gedeckt und davon fließen etwa 40 Prozent durch die Ukraine.
Die Berechnungen von Pöyry gehen von einer 90-tägigen Unterbrechung in den drei kältesten Monaten (Mitte Dezember 2014 bis Mitte März 2015) aus. Dies entspräche einem Ausfall einer Liefermenge im Umfang von 12,5 Mrd. Kubikmetern. Das Ergebnis der Analyse zeigt, dass sich ein solcher Lieferausfall prinzipiell ausgleichen ließe. Im Falle eines Lieferstopps könnten 11,25 Mrd. Kubikmeter aus Gasspeichern genutzt werden und weiteres Gas über die Nord Stream Pipeline und als LNG (Liquified Natural Gas – verflüssigtes Erdgas) bezogen werden, um die benötigte Menge im europäischen Gasnetz zu kompensieren.
Um dieses Szenario zu realisieren, müssten allerdings einige Voraussetzung erfüllt sein: Lieferungen von russischem Gas über andere Transitrouten (via Nord Stream und Weißrussland) dürften von der Krise nicht beeinträchtigt werden, die Gasspeicher müssten zu Beginn des Winters ausreichend befüllt sein und die europäischen Staaten müssten intensiver als heute miteinander kooperieren. Zudem wurde im Stresstest berücksichtigt, dass die Ukraine ihrerseits bei einem Lieferstopp in gewissem Umfang Gas aus der Slowakei, Ungarn und Polen beziehen könnte.“
Schwachpunkt der Analyse ist der Ersatz durch verflüssigtes Erdgas (LNG), weil hier die Infrastruktur nicht ausreicht.
Geschrieben für den Bund der Energieverbraucher. Der Original-Beitrag ist hier zu lesen.
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