Die US-Geschichte ist über viele Jahrzehnte hinweg vom Streit zwischen Isolationisten und Interventionisten geprägt worden. Plädierten erstere für einen Selbstbezug der USA, dem der Rest der Welt so ziemlich egal sei, setzten letztere auf ein Eingreifen, um zum einen Demokratie und American Way of Life, zum anderen Absatzmärkte für heimische Produkte zu fördern.
Mit dem Kriegseintritt der USA in den 1. Weltkrieg wurden die Isolationisten weitestgehend abgemeldet. Und mit dem Eingriff der USA in den 2. Weltkrieg ging ihr Einfluss gegen Null.
Doch die Zeiten ändern sich. Der American Way of Life war vor allem immer eines – energieintensiv. Konnten sich die USA bis vor den zweiten Weltkrieg noch größtenteils selbst mit Öl versorgen, so war dies mit wachsender Bevölkerung (Baby Boomer) ab den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts nicht mehr möglich. Das Öl kam von nun an vorrangig aus der Golfregion, weswegen die USA dort Bündnisse eingingen,die mit ihrem Verständnis von Freiheit und Demokratie nur schwer in Einklang zu bringen sind. Man denke nur an Saudi-Arabien, das zwar ein moderner Staat ist, jedoch bei Recht und Gesetz und in der Innenpolitik eher auf mittelalterlich anmutende Koran-Bezüge setzt.
Interessen auch ohne Öl
Diese Energieabhängigkeit erklärte bisher das Engagement der USA in der Golfregion. Das Geschäft war immer auch eine Win-Win-Win-Situation. Zum einen ermöglichte das von den USA gekaufte Öl den Golfstaaten einen bis dahin ungekannten Reichtum, zum anderen verkauften die USA jede Menge Rüstungsgüter dorthin. Die Golfregion gilt als eine der hochgerüstetsten Areale der Welt. Konflikte brechen immer wieder an der Glaubens-Bruchstelle von Sunniten und Schiiten aus oder ganz simpel entlang von Stammes-Interessen, die dort eine starke Rolle spielen.
Einer der Gründe für das US-Engagement fällt jedoch immer mehr weg. Die Fracking-Revolution ermöglicht den USA in immer größeren Maße eine Eigenversorgung mit Öl und Gas. Bis 2035 soll diese vollständig erreicht sein. Von 2009 bis 2014 verzeichne die USA bei der Ölproduktion einen Anstieg auf 56 Prozent. Im gleichen Zeitraum halbierten sich die Nettoimporte. Statt dessen wird wieder exportiert. Aktuell wurden im Januar und Februar sogar erstmals seit vielen Jahren wieder Öl nach Deutschland geliefert, wenn auch bescheidene 45.000 Tonnen.
Afrika vor Augen
Welches Interesse also sollten die USA noch an der Golfregion haben? Aktuell deutet nichts auf einen Rückzug hin. Der Rüstungsmarkt ist nach wie vor verlockend. Und die USA haben wohl auch das Beispiel Afrika vor Augen. Hier kappten sie mit dem Einsetzen der Nationalbewegungen in den 60er Jahren weitestgehend ihr Engagement. Die Folge: China besetzte zahlreiche Stellen, wo vorher die Amerikaner aktiv waren. Und sorgt derzeit in einigen Ländern für einen regelrechten Boom. China investiert in Infrastruktur und erweitert so seinen Absatzmarkt. Als Gegenleistung verlangt China für seine hungrige Wirtschaft Rohstoffe, unter anderem auch Öl.
Wie es aussieht, werden auch in den nächsten Dekaden die Isolationisten in den USA das Nachsehen haben.Selbst bei einer Eigenversorgung halten die USA ihr Engagement im Golf auch militärisch aufrecht. Er ist auch außerhalb des Öls ein ein interessanter Absatzmarkt. Und den kann nur bedienen, wer vor Ort präsent ist.
Vorschaubild: Der Raketenträger USS Normandy und das Versorgungsschiff USNS Arctic im Arabischen Golf. Trotz zunehmender Unabhängigkeit vom Öl der Golfstaaten halten die USA ihr militärisches Engagement dort aufrecht. Foto: navy.mil
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