Autogas soll nun noch bis 2022 steuerbegünstigt sein. Foto: Urbansky

Autogas auch mit gerin­gerer Steu­er­ver­güns­tigung kein Auslaufmodell

von | 22. Mai 2015

Lieber Leser:

Die aktuellen Entwick­lungen, die den Wegfall der Steu­er­be­güns­tigung für Autogas schon ab 2019 zum Gegen­stand haben, finden Sie hier.

Eine Berechnung mit den ursprünglich geplanten
Steu­er­sätzen für Autogas ab 2018 findet sich hier.

Ein Beitrag über die ursprüng­liche zeitliche Begrenzung der 
Steu­er­erleich­terung für Autogas und Erdgas als Kraft­stoff findet sich hier.

Auto­gas­fahrer haben es eigentlich immer gut. Der Schreiber dieser Zeilen weiß, wovon er spricht. Derzeit tankt man Autogas (LPG für Liquefied Petroleum Gas) für rund 60 Eurocent je Liter. Benzin liegt um gut 85 Eurocent darüber.

Möglich gemacht dies eine Steu­er­erleich­terung, die für Autogas lediglich 9,7 Eurocent je Liter verlangt. Zum Vergleich: Bei Benzin nimmt der Staat dafür 65,54 Eurocent, bei Diesel 47,07 Eurocent. Der Grund: LPG produ­ziert weniger Emis­sionen bei CO2, Feinstaub und Stickstoffdioxiden.

Zudem gibt es noch einen rein wirt­schaft­lichen Grund: LPG fällt es bei Förderung und Raffi­nierung von Erdöl zwangs­läufig an und muss vom Markt abge­nommen werden. Dafür stehen neben der Mobilität nur drei andere Bereiche zur Verfügung: Wärme­markt, Chemische Industrie und Freizeit in Form von Camping­ko­chern. Die letztere fallen kaum ins Gewicht.

Steu­er­vorteil noch bis 2018

Der Steu­er­vorteil gilt dank des neuen Ener­gie­steu­er­ge­setzes (Ener­gieStG) noch bis 2018. Die Große Koalition hat in ihrem Vertrag eine Fort­schreibung auch danach im Sinn. Doch die nächsten Bundes­tags­wahlen sind bereits 2017. Deswegen drängt die Branche nun auf eine zeitnahe Entscheidung der Politik, diesen zu verlängern oder nur in Maßen abzumindern.

Kein Wunder, hängt daran doch ein sehr großes Geschäfts­modell. Rund eine halbe Million Fahrzeuge nutzen in Deutschland Autogas. Die Tendenz ist seit letztem Jahr jedoch leicht sinkend. Ein Grund dafür könnten die gefal­lenen Benzin­kosten sein, die einen Umstieg auf den wich­tigsten Alter­na­tiv­kraft­stoff Autogas nicht mehr so lukrativ erscheinen lassen. Mit einer Minderung des Steu­er­vor­teils könnte diese Tendenz sogar noch zunehmen.

Dazu einige Berechnungen:

  • Bei den derzei­tigen Steu­er­sätzen lohnt sich der Einbau einer LPG-​Anlage schon nach reichlich zwei Jahren bei 20.000 Kilo­metern Jahres­fahr­leistung (Preis­vorteil von 85 Eurocent bei einem durch­schnitt­lichen Verbrauch von 7 Litern auf 100 Kilo­metern und geschätzten Mehr­kosten von 2.500 Euro).
  • Wird der Steu­ersatz auf etwa 30 Cent angehoben, schmilzt der Preis­vorteil gegenüber Benzin auf 65 Eurocent. Die Amor­ti­sation träte hier nach knapp 3 Jahren bei gleich­blei­bender Fahr­leistung ein. Das wäre immer noch vertretbar.
  • Wird der Steu­ersatz auf etwa 50 Cent angehoben, schmilzt der Preis­vorteil gegenüber Benzin auf 45 Eurocent. Die Amor­ti­sation träte hier nach knapp 4 Jahren bei gleich­blei­bender Fahr­leistung ein. Auch das wäre vertretbar, wenn man von einem durch­schnitt­lichen Fahr­zeug­alter in Deutschland von rund 7 Jahren ausgeht.
  • Fällt der Steu­er­vorteil ganz weg, würde LPG nur noch um rund 20 Eurocent günstiger als Benzin sein (nach derzei­tigem Preis­stand). Eine Amor­ti­sation hier erfolgte dann erst nach rund 9 Jahren. Doch damit ist nicht zu rechnen.

Selbst bei einem stärkeren Anstieg der Besteuerung wäre also Autogas immer noch ein lohnender Alter­na­tiv­kraft­stoff, insbe­sondere dann, wenn die Benzin­preise wieder steigen. Und das ist so sicher wie dass Amen in der Kirche.

Vorschaubild: Lohnt sich auch in Zukunft: Tanken mit Autogas. Foto: Urbansky

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

2 Kommentare

  1. Wegener

    Sehr geehrter Herr Urbansky,

    gerade lese ich Ihre Ausfüh­rungen zu den vermutlich anste­henden Steu­er­erhö­hungen für LPG ab 2018.
    Da ich selber mit LPG fahre für mich sehr erschreckend.
    Es klingt für mich geradezu nach einer Auffor­derung dass die Politik sich auch in diesem Bereich massiv bedienen sollte, da es sich trotz einer bis zu 500% igen Erhöhung des aktuellen Steu­er­satzes ja immer noch für LPG Fahrer lohnen würde.….

    Bitte ersparen Sie solche Artikel den LPG Fahrern die weiterhin umwelt­schonend und entspre­chend begünstigt unterwegs sein wollen.

    Vielen Dank und mit freund­lichen Grüßen

    Rudolf Wegener

    • Frank Urbansky

      Sehr geehrter Herr Wegener,

      die Steu­er­erhöhung ist bereits geplant, ob ich darüber nun schreibe oder nicht. Sie fällt aller­dings mit einem Anheben auf 22,3 Eurocent je Liter Autogas moderat aus – so die Pläne der EU, die natürlich noch vom Bundestag abge­segnet werden müssen. Damit wird 2016 zu rechnen sein. Mehr dazu finden Sie hier: https://​www​.auto​gas​tan​ken24​.de/​a​u​t​o​g​a​s​-​f​o​e​r​d​erung/

      Da dies bereits seit 2013 ein Thema ist, komme ich auch nicht umhin darüber zu schreiben. 

      Wie Sie auf eine 500%ige Erhöhung kommen, bleibt mir aller­dings schlei­erhaft, so etwas habe ich nie geschrieben. Ich nehme an, hier ist eine 0 zuviel.

      Freund­liche Grüße

      Ihr Frank Urbansky

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