Kraftwerk Lippendorf (Vattenfall/EnBW). Foto: High Contrast / Wikimedia unter Lizenz CC BY 3.0 de

Ener­gie­gipfel der Unmög­lich­keiten – 3:1 für netz­ge­bundene Energien

von | 2. Juli 2015

Der gestrige Ener­gie­gipfel brachte nicht wirklich eine Über­ra­schung. Dennoch ist er in so gut wie allen Bereichen eine Zumutung und (fast) ein ausschließ­licher Gewinn für die im BDEW vertre­tenen Betreiber und Besitzer netz­ge­bun­dener Energien wie Strom und Gas. Die Verluste hingegen werden wohl bei uns allen landen. 

Hier eine Übersicht mit den Big Points:

Unter­ir­dische Stromtrassen

Die für die Ener­gie­wende benö­tigten Strom­trassen sollen nach Möglichkeit unter­ir­disch verlegt werden. Blöd nur, dass deren Kosten die einer Frei­leitung um gut das vier bis sieben­fache fache über­steigen. Wer das bezahlen wird, ist offen, die Netz­be­treiber sind es wohl eher nicht.
1:0 für die netz­ge­bun­denen Energien.

Heim­licher Kapazitätsmarkt

Alte Kohle­kraft­werke mit insgesamt 2,7 GW gehen vom Netz. Sie sollen als stille Kapa­zi­täts­re­serve erhalten bleiben. So wird dem Kapa­zi­täts­markt, wie von den Kraft­werks­be­treibern via BDEW gefordert, das Hinter­türchen geöffnet. Die von Bundes­wirt­schafts­mi­nister Sigmar Gabriel gefor­derte Kohle­abgabe wird gestrichen.
2:0 für die netz­ge­bun­denen Energien.

Ener­gie­ef­fi­zienz – Brosamen für Hausbesitzer

Die Regierung will für mehr Förder­mittel an Verbraucher und Kommunen bis 2020 ausschütten, und zwar bis zu 1,2 Milli­arden Euro pro Jahr. Nutzen können dies Gas-​KWK-​Anlagen, die sich bisher nicht kosten­de­ckend betreiben lassen – auch ein Gewinn für die netz­ge­bun­denen Energien mit ihren gasbe­trie­benen BHKW-​Großanlagen, da sich KWK für Endver­braucher und Haus­be­sitzer in den wenigsten Fällen rechnet. Für die wiederum sind ein paar Brosamen gedacht, und zwar staat­liche Anreize zum Austausch alter Heizungs­pumpen. Wie die finan­ziert werden – unklar.
3:0 für die netz­ge­bun­denen Energien.

Atom-​Rückstellungen

Die Bundes­re­gierung will wenigstens durch­setzen, dass die Ener­gie­kon­zerne den Rückbau ihrer Atom­kraft­werke finan­zieren. Dafür stehen nach Angaben der betrof­fenen Unter­nehmen 36 Milli­arden Euro bereit. Aller­dings – die Gewinn­ein­brüche und Verluste bei EON, EnBW und RWE lassen doch künftig zweifeln, ob diese Finanz­re­serven tatsächlich zur Verfügung stehen. Immerhin – hier ist die Regierung mal nicht weich geworden, auch wenn es sich um eine Selbst­ver­ständ­lichkeit handelt. Also wenigstens ein Big Point für die Allge­meinheit, auch wenn dieser wackelt.

3:1 für die netz­ge­bun­denen Energien.

Vorschaubild: Kraftwerk Lippendorf (Vattenfall/​EnBW). Foto: High Contrast /​Wikimedia unter Lizenz CC BY 3.0 de

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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