Foto: Urbansky

Power-​to-​Gas: Strohhalm für die Biobranche?

von | 12. November 2015

Über Power-​to-​Gas wurde an dieser Stelle reichlich berichtet, und das so gut wie nur negativ. Auch die arg gebeu­telte Biogas­branche nimmt sich des Themas an. Aller­dings hat sie einen anderen und deutlich effi­zi­en­teren Einsatz. Denn eine Versuchs­anlage am Viessmann-​Stammsitz in Allendorf an der Eder nutzt seit März 2015 dabei die 50 % Kohlen­dioxid, die bei der Vergärung eh anfallen, zum Aufwerten des durch Elek­trolyse gewon­nenen Wasser­stoffs zu Methan. Und dieser kann wiederum einfach ins Gasnetz einge­speist werden.

Feder­führend ist die Viessmann-​Tochter Micro­bEnergy, eine Gründung von Biogas-​Pionier Ulrich Schmack. In Leipzig stellte er gestern das Projekt anlässlich der Status­kon­ferenz des Förder­pro­gramms „Ener­ge­tische Biomas­se­nutzung“ vor.

Grafik: MicrobEnergy

Grafik: Micro­bEnergy

Das Verfahren funk­tio­niert wie folgt:

  • Elek­trolyse – Über­schüs­siger Strom aus EE-​Anlagen wird mit Hilfe der Elek­trolyse wie bei einem herkömm­lichen PtG-​Verfahren in Wasser­stoff umge­wandelt. Danach folgt eine so genannte Metha­ni­sie­rungs­stufe, in der aus Wasser­stoff und Kohlen­dioxid synthe­ti­sches Methan gewonnen wird. Das Kohlen­dioxid dafür kommt aus der Biogas­anlage selbst, wo es nicht aufwändig gewonnen werden muss, sondern auf natür­lichem Wege entsteht.
  • Mikro­or­ga­nismen wandeln Strom in Methan um - Für diesen Schritt nutzt Micro­bEnergy hoch­spe­zia­li­sierte Mikro­or­gra­nismen, die Wasser­stoff und Kohlen­stoff in reines Methan umwandeln. Die Mikro­or­ga­nismen arbeiten bei Umge­bungs­druck und ‑tempe­ratur. Besondere Anfor­de­rungen an die Reinheit der Ausgangsgase sind nicht erfor­derlich. Das so gewonnene synthe­tische Methan kann entweder in einem Gasspeicher bevor­ratet und bedarfs­ge­recht mit Hilfe eines Block­heiz­kraft­werkes verstromt oder direkt in das Erdgasnetz einge­speist werden.

Die Wert­schöpfung erfolgt auf zwei Wegen: einmal durch die Teilnahme am Regel­en­er­gie­markt, zum anderen an der Verwertung des Methans. Das Verfahren ließe sich nach Schmacks Angaben auf 7.500 deutsche Biogas­an­lagen über­tragen. Diese müssten mit einem Elek­tro­ly­sateur und einem zusätz­lichen Speicher ausge­stattet werden. Das wiederum ermög­liche auch eine Verschiebung von etwa im Sommer erzeugten Biomethan zum Verbrauch in den Winter, wenn der Bedarf viele höher sei.

Doch bis dahin bedarf es noch einiger Forschungen, die wohl auch weiterhin im Rahmen des Programme „Ener­ge­tische Biomas­se­nutzung“ teil­fi­nan­ziert werden. Die weitere Ausbau­stufe des Systems zur Erzeugung und Verar­beitung von maximal 400 Kubik­metern Wasser­stoff pro Stunde (Nm³/​h) wurde bereits genehmigt. Das Programm läuft in der aktuellen Form noch bis August nächsten Jahres.

Vorschaubild: Hoffnungs-​Strohhalm PtG für die Bio-​Energie. Foto: Urbansky

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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