Über Power-to-Gas wurde an dieser Stelle reichlich berichtet, und das so gut wie nur negativ. Auch die arg gebeutelte Biogasbranche nimmt sich des Themas an. Allerdings hat sie einen anderen und deutlich effizienteren Einsatz. Denn eine Versuchsanlage am Viessmann-Stammsitz in Allendorf an der Eder nutzt seit März 2015 dabei die 50 % Kohlendioxid, die bei der Vergärung eh anfallen, zum Aufwerten des durch Elektrolyse gewonnenen Wasserstoffs zu Methan. Und dieser kann wiederum einfach ins Gasnetz eingespeist werden.
Federführend ist die Viessmann-Tochter MicrobEnergy, eine Gründung von Biogas-Pionier Ulrich Schmack. In Leipzig stellte er gestern das Projekt anlässlich der Statuskonferenz des Förderprogramms „Energetische Biomassenutzung“ vor.
Das Verfahren funktioniert wie folgt:
- Elektrolyse – Überschüssiger Strom aus EE-Anlagen wird mit Hilfe der Elektrolyse wie bei einem herkömmlichen PtG-Verfahren in Wasserstoff umgewandelt. Danach folgt eine so genannte Methanisierungsstufe, in der aus Wasserstoff und Kohlendioxid synthetisches Methan gewonnen wird. Das Kohlendioxid dafür kommt aus der Biogasanlage selbst, wo es nicht aufwändig gewonnen werden muss, sondern auf natürlichem Wege entsteht.
- Mikroorganismen wandeln Strom in Methan um - Für diesen Schritt nutzt MicrobEnergy hochspezialisierte Mikroorgranismen, die Wasserstoff und Kohlenstoff in reines Methan umwandeln. Die Mikroorganismen arbeiten bei Umgebungsdruck und ‑temperatur. Besondere Anforderungen an die Reinheit der Ausgangsgase sind nicht erforderlich. Das so gewonnene synthetische Methan kann entweder in einem Gasspeicher bevorratet und bedarfsgerecht mit Hilfe eines Blockheizkraftwerkes verstromt oder direkt in das Erdgasnetz eingespeist werden.
Die Wertschöpfung erfolgt auf zwei Wegen: einmal durch die Teilnahme am Regelenergiemarkt, zum anderen an der Verwertung des Methans. Das Verfahren ließe sich nach Schmacks Angaben auf 7.500 deutsche Biogasanlagen übertragen. Diese müssten mit einem Elektrolysateur und einem zusätzlichen Speicher ausgestattet werden. Das wiederum ermögliche auch eine Verschiebung von etwa im Sommer erzeugten Biomethan zum Verbrauch in den Winter, wenn der Bedarf viele höher sei.
Doch bis dahin bedarf es noch einiger Forschungen, die wohl auch weiterhin im Rahmen des Programme „Energetische Biomassenutzung“ teilfinanziert werden. Die weitere Ausbaustufe des Systems zur Erzeugung und Verarbeitung von maximal 400 Kubikmetern Wasserstoff pro Stunde (Nm³/h) wurde bereits genehmigt. Das Programm läuft in der aktuellen Form noch bis August nächsten Jahres.
Vorschaubild: Hoffnungs-Strohhalm PtG für die Bio-Energie. Foto: Urbansky
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