Leipzig ist zwar kein traditioneller, dafür mit Porsche und BMW ein sehr moderner Automobilstandort. Modern und mitunter preisbewusst sind auch die Autofahrer der Messemetropole. Das machte es Sékou Timplan vor zehn Jahren einfach, sich mit einer Autogas-Werkstatt selbständig zu machen. Und die steht nach wie vor am Kohlrabizirkus, einer ehemaligen Großmarkthalle und Wahrzeichen der Stadt – denn einst war sie die größte Massivbaukuppel der Welt.
Die HT Mit-Autogas KG steht seit 10 Jahren für solides, bodenständiges Handwerk. Und das spricht für sich, oder besser andere dafür. „Die Hälfte unserer Kunden kommt durch Mund zu Mund Propaganda“, so der Kfz-Meister. „Nur wenn wir gute Arbeit leisten, sind die Kunden auch bereit, ihren Nachbarn zu erzählen, wie viel Spritkosten sie mit ihrer gut funktionierenden Autogasanlage einfahren.“
Kampf gegen schwarze Schafe
Doch das war nicht immer so. Vor fünf Jahren, zu Hochzeiten des LPG-Booms, hatten sich auch in Leipzig etliche schwarze Schafe niedergelassen. „Die haben teils für 1.200 Euro eine KME-Anlage in einen Vierzylinder eingebaut. Das hat den Ruf der Branche etwas ruiniert, auch wenn die jetzt alle weg sind“, meint Timplan. Die Branchen erhole sich zwar langsam davon. Aber immer noch gebe es viele Vorbehalte. Denn wenn einer von seinem Nachbarn höre, dass er nur Schwierigkeiten mit der Anlage habe, wird er sich keine einbauen lassen. Wenn es jedoch super funktioniere, wird er davon schwärmen, dass er mit 40 Euro nach Berlin und wieder zurückkomme.
Exoten dürsten nach Autogas
Timplan kommen so beim Umrüsten allerlei Exoten unter. Meist handelt es sich um US-Importe aus Holland. Letztens bekam so ein Dodge Suburban nicht nur eine Autogas-Anlage, sondern auch einen recht üppigen 120-Liter-Tank. Kein Wunder, der Super-SUV hat großen Durst. Meisterstück war ein 12-Zylinder Touareg, der zwei 6‑Zylinder-Anlagen von Prins bekam. Zum Umrüst-Standard gehören neben normalen Kleinwagen ansonsten viele sportliche Wagen von BMW und Mercedes, bis hin zum 8‑Zylinder, also ein Segment, wo sich wirklich Spritsparen lässt
Die andere Hälfte seiner Kunden kommen durch Autohäuser, insbesondere von Kia und Honda, die spezielle Systeme vorschreiben. Die Firma selbst hat sich vor mehreren Jahren auf Prins spezialisiert und ist hier auch speziell zertifiziert. Dennoch bauen die fünf Mitarbeiter die ansonsten geforderten Anlagen (z,B. Lovato oder BRC) korrekt ein. „Für die Kunden ist dies wichtig, damit sie ihre Gewährleistung behalten. Denn die gibt der Autohersteller nur, wenn die von ihm empfohlene Anlage eingebaut wird“, Timplan.
Nur Qualität zählt
Qualität ist überhaupt das Stichwort. Die HT Mit Autogas KG arbeitet eng mit TÜV und Dekra zusammen. Zudem organisiert der Meisterbetrieb mit der Handwerkskammer Leipzig im Bildungs- und Technologiezentrum Borsdorf Schulungen für alle Installateure und Meister, die im Raum Leipzig mit der Autogas-Umrüstung zu tun haben.
Obwohl die HT Mit-Autogas KG breit aufgestellt ist, gehen die Umrüst-Geschäfte derzeit nicht besonders gut. Timplan schätzt, dass ihm in den letzten drei Jahren 50 Prozent weggebrochen sind. Eine Ursache sieht er in den Benzinpreisen. Dabei sei es unwesentlich, so der Oldtimer-Fan, dass die Spritkosten derzeit sehr niedrig sind, denn das seien sie nur in der Wahrnehmung der Kunden. Die hätten sich über die Jahre an hohe Spritpreise gewöhnt und seinen nun froh, dass es mal wieder etwas günstiger sei. Deswegen setzt er auf Qualität und guten Ruf.
Mehr Rückendeckung erhofft
Vom Deutschen Flüssiggas-Verband wünscht er sich mehr Rückendeckung. Als Beispiel dient ihm die Erdgasbranche. Die powere richtig, so Timplan. Da inzwischen zehn Prozent seines Umsatzes durch Arbeiten an Erdgasfahrzeugen erfolgen, kann er sich auch ein Urteil erlauben.
Für die Flüssiggasbranche hingegen fehle ihm das – dieses Einwirken auf den Autofahrer. „Dabei ist Rechnung einfach. Ab 15.000 km Fahrleistung im Jahr sind die Mehrkosten von 2.500 Euro im Schnitt in zwei Jahren drin. Selbst wenn man die nicht schafft, ist es mit weniger als der Hälfte der Laufleistung in 5 Jahren rentabel. Und solange behält man ja ein Auto in den allermeisten Fällen. Man muss die Umrüstung besser als Investition begreifen, nicht etwas, das Geld kostet. Den Leuten tut es ja auch nicht weh, 20.000 Euro für einen Neuwagen und zusätzlich 2.000 Euro für eine Satz Alufelgen hinzulegen“, meint Timplan. Also warum nicht in eine umweltschonende und funktionierende Gasanlage investieren und damit ab dem ersten Kilometer Geld zurückerhalten?
Keine Angst vor 2018
Eine andere Diskussion der Branche beschäftigt ihn hingegen weniger. „Wenn 2018 die steuerliche Förderung für Autogas geändert wird oder gar ganz wegfallen soll, würde sich LPG um ca. 20 Cent je Liter erhöhen. Dann wäre es immer noch deutlich günstiger als Benzin“, so Timplan, der mit Kundenaktion im März das zehnjährige Bestehen seiner Firma feierte. Sinnigerweise wurde für jeden Tag bis zum Jubiläum ein Euro Rabatt bei einer Umrüstung gewährt. Frühbucher und Schnellentscheider waren hier im Vorteil – was ja für alle Autogas-Fahrer gilt.
Vorschaubild: Werkstattmeister René Fürst (links) und Sékou Timplan planen eine Umrüstung. Foto: Urbansky
0 Kommentare