Foto: Urbansky

Biogas: Bund fördert Forschung und würgt ab

von | 20. Mai 2016

Die Bioen­ergie hat es nicht leicht. Aktuell klagt der Biogasrat, dass der Branche durch das neue EEG die Luft abgedreht würde. „Mit der will­kür­lichen Diskri­mi­nierung von Strom aus Biomasse, der nach Plänen des Bundes­mi­nis­te­riums der Finanzen im Strom­steu­er­gesetz künftig nicht mehr als erneu­erbare Energie gelten soll, wird die Branche syste­ma­tisch benach­teiligt“, so der Verband gestern.
Doch immerhin konnte sich die Branche im letzten Jahr über 42 Mio. Euro an Forschungs­geldern von der Regierung freuen. 30,6 Mio. kamen vom Bundes­land­wirt­schafts­mi­nis­terium, 11,6 Mio. vom Bundesforschungsministerium.

Ob man das nun janus­köpfig nennen sollte? Wer weiß. Immerhin kamen die Forschungs­gelder eben vorrangig der ener­ge­ti­schen Forschung zu Biomasse zugute. Zu den Forschungs­schwer­punkten gehörte eben auch die Entwicklung nach­hal­tiger und effi­zi­enter Wärme­ver­sor­gungs­kon­zepte. Hinzu kamen zwei Schwer­punkte, die aus Mitteln des Sonder­ver­mögens „Energie- und Klima­fonds (EKF)“ finan­ziert werden:

  • Bestimmung und Entwicklung von Tech­no­logien und Systemen zur Bioen­er­gie­ge­winnung und ‑nutzung mit dem Ziel der weiteren Verbes­serung von Treib­haus­gas­bi­lanzen in den Haupt­ein­satz­ge­bieten Strom, Wärme und Kraftstoffe
  • Opti­mierung der Inte­gration der Bioen­ergie in regionale und über­re­gionale Ener­gie­infra­struk­tur­systeme (Wärme, Strom, Mobilität) mit dem Ziel der Verbes­serung der System­sta­bi­lität und der Energieeffizienz

Die BMBF-​Förderinitiative „BioProFi – Bioen­ergie – Prozess­ori­en­tierte Forschung und Inno­vation“ legt zudem ihre thema­ti­schen Schwer­punkte auf die verfah­rens­tech­nische Weiter­ent­wicklung von Biogas­an­lagen zur Opti­mierung der last­ab­hän­gigen Einspeisung ins Stromnetz. Im Projekt AG-​HiPreFer wurde beispiels­weise erfolg­reich mit dem Aufbau der konti­nu­ier­lichen Hoch­druck­la­bor­anlage begonnen, welche das Einspeisen von Biomethan in bestehende Fern­gas­lei­tungen ohne zusätz­lichen externen Ener­gie­aufwand für die Verdichtung ermög­lichen soll.

Hat die Bundes­re­gierung nun das liebe Biogas und die daraus resul­tie­rende Strom­erzeugung – übrigens die einzige aus Erneu­er­baren Energien, die keinen Schwan­kungen unter­worfen ist – doch noch nicht abge­schrieben? Oder wurde hier das Geld wieder einmal nur zum Fenster raus­ge­worfen für eine Tech­no­logie, die politisch schon längst nicht mehr gewollt ist? Dieser Blog wird an diesen Fragen dranbleiben.


Auch im Wärme­markt wird der Bioen­ergie kein poli­ti­sches zubrot beschert. Die Bundes­re­gierung will keinen Pflicht­anteil an Erneu­er­baren Energien, zu der ja auch Biomasse wie Holz gehört. Darüber schreibt Energieblogger-​Kollege Olof E. Matthaei hier auf seinem Blog Energie Effizent sparen.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

1 Kommentar

  1. Lars

    Klima­schutz, Klima­schutz, Klima­schutz.… Als Elek­tro­tech­niker kann ich es langsam echt nicht mehr hören. Als Jäger, erst recht nicht.

    Es gibt Bundes­länder (Neufünfland, NDS, SH) da stehen Mais­schläge von 600 ha. Kein Busch, kein Feldweg, keine Straße dazwi­schen. Aber Milli­arden von kcal Nahrung für Wild­schweine und Co, die dann im Herbst, wenn der Nachwuchs sich Winter­speck ange­fressen hat, am Stück abgesägt wird. Ohne Ersatz, ohne Frucht­folge, mit kargen, trockenen, sandigen Böden auf denen ohne Düngung nicht einmal mehr Unkraut wächst. Arten­vielfalt: Flopp. Lebens­raum­zer­störung: Topp.

    Vom Aussterben bedrohte oder stark gefährdete Arten (Rebhuhn, Fasan, Auerwild, etc.) bedanken sich, die Über­po­pu­la­tionen der Wild­schweine in Europa, die munter Krank­heiten wie die afri­ka­nische Schwei­nepest einschleppen, vermehren sich inzwi­schen unkon­trol­lierbar. Anfang der 1990er Jahre hat eine Bache mit frühstens zwei Jahren einmal im Jahr sechs Frisch­linge gefrischt von denen im Schnitt gerade mal 3 älter als 12 Monate geworden sind. Heute gibt es Bachen die frischen bereits im Alter von 9 Monaten, andere frischen zweimal und wieder andere frischen bis zu 14 (!) Frisch­linge. Und davon kommen bequem mehr als 60 Prozent durch den Winter.

    Natürlich brauchen wir grund­last­fähige Ener­gie­er­zeugung, aber nicht so!

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