Hause of Energy in Kaufbeuren. Foto: Urbansky

Büro-​Passivhaus: Nur 2,7 % Mehrkosten

von | 20. Juni 2016

Das House of Energy in Kauf­beuren hat es nicht nur in sich, sondern auch außen. Denn es wurde im Passiv­h­aus­standard errichtet. Entspre­chend verbirgt sich hinter der auffäl­ligen Fassade (Foto oben) eine Ziegelwand mit Styro­por­dämmung – ein Klassiker bei Passiv­häusern. Der sorgte auch dafür, dass die Baukosten nur 2,7 % höher als bei einem vergleich­baren konven­tio­nellen Gebäude ausfielen.

Die benötigte Restwärme und vor allem ‑kühle besorgt eine von 3 Erdsonden gespeiste Wärme­pumpe mit 10,5 kW und einer Top-​JAZ von 4,9. Die daran ange­schlossene Heizung funk­tio­niert über­ra­schen­der­weise nach dem Prinzip der Schwerlast und nicht der Umwälzung. Für die nötige Bewegung des warmen Wassers in der Fußbo­den­heizung sorgen 8 kleine Mini­pumpen in den Etagen 8 Mini-​Pumpen in den Etagen. Für den Strom, auch den der Wärme­pumpe, sorgt eine PV-​Anlage mit 40,5 kWp, die im übrigen 4 mal so viel elek­trische Energie erzeugt, wie das Gebäude selbst verbraucht.

Bauherr Markus Meyer, Geschäfts­führer der hier ansäs­sigen Beratungs- und Planungs­firma Airoptima, erfüllte sich mit dem House of Energy einen Traum, zumal er schon über 2.000 Passiv­häuser weltweit mit plante und begleitete.

Ende 2015 wurde das House of Energy vom Passivhaus Institut in Darmstadt als erstes mit der neu einge­führten Stufe Premium ausge­zeichnet. Es war zu diesem Zeitpunkt nach­weislich eines der nach­hal­tigsten Gebäude der Welt. Mit einem Wärme-​Jahresbedarf von unter 8 kWh pro Quadrat­meter und Jahr wird der inter­na­tionale Standard für Passiv­häuser (< 15 kWh/​m²a) um fast die Hälfte unterschritten.

Übrigens: Die auffällige Fassade ist ein funk­tio­nie­render EAN-​Code, der entsteht, wenn man den Begriff Hose of Energy digitalisiert.


Über den aktuellen Stand der Diskussion zur Wärme­wende, für die das hier vorge­stellte Projekt eine Möglichkeit darstellt, schreibt Energieblogger-​Kollege Andreas Kühl hier auf seinem Blog Energynet.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
Gebäude mit alten Handys intel­ligent steuern

Gebäude mit alten Handys intel­ligent steuern

Die Energiewende findet auch in der Steuerzentrale jedes einzelnen Gebäudes statt – und vielleicht schon bald im Inneren eines alten Smartphones. Daran arbeiten Forschende des empa. Mit dem Ausbau erneuerbarer Energien wie Solar- und Windkraft steigen nicht nur die...

Schneller und günstiger mit dem neuen Gebäu­detyp E

Schneller und günstiger mit dem neuen Gebäu­detyp E

Angesichts explodierender Baukosten, steigender Zinsen und strengerer Bauvorschriften gerät der Wohnungsbau in Deutschland zunehmend unter Druck. Die Zahl der Baugenehmigungen ist im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Vor allem bezahlbarer Wohnraum wird immer...

Wie läuft die Wärme­planung in Nieder­sachsen und Bremen?

Wie läuft die Wärme­planung in Nieder­sachsen und Bremen?

Mit dem Gesetz zur Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) hat sich schon die alte Bundesregierung ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2045 soll die Bereitstellung von Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme in Deutschland klimaneutral erfolgen. Erste...

Platte wird zum weit­gehend ener­gie­aut­arken Wohnhaus

Platte wird zum weit­gehend ener­gie­aut­arken Wohnhaus

Plattenbau und Energieeffizienz – das beißt sich. Doch in Aschersleben wird gerade der Beweis angetreten, dass beides gut zusammen geht. Dafür mussten die Wohnungsgesellschaft AGW und Energieexperte Timo Leukefeld allerdings um die Ecke denken. Die Lösung lag in...