Solarthermie auf Einfamilienhäusern ist Standard. Die EnEV zwingt Häuslebauer regelrecht dazu, die Wärmeversorgung der eigenen vier Wände teils auf erneuerbare Füße zu stellen. Doch erst in großen Anwendungen für Wohnungswirtschaft, Gewerbe und Industrie spielt die Solarthermie ihre ganze Effizienz aus. Für die TGA-Branche könnte dies ein lohnendes und zukunftsfähiges Geschäftsfeld sein.
Die Funktion einer Solarthermieanlage ist längst allgemein bekannt. Sie nutzt die Sonnenenergie, um einen Speicher für die Warmwasserbereitung zu beladen oder setzt die aufgefangene Strahlung für die Heizungsunterstützung ein. Hier unterscheiden sich die größeren Anlagen kaum von den Kleinen. Allerdings ergeben sich bei größeren Solarsystemen facettenreichere Einbindungsmöglichkeiten. Ein Beispiel dafür sind Nahwärmenetze. Wie die gewünschte Großanlage ausgestattet sein sollte, richtet sich nach dem Deckungsgrad, mit dem der Wärmebedarf erreicht werden kann.
Deckungsgrad als wichtiges Kriterium
Wer eine solarthermische Anlage für Wohnungswirtschaft, Gewerbe oder Industrie plant, geht meist von der zur Verfügung stehenden Montagefläche aus (siehe auch Textkasten „An ausreichend Dachfläche und Speicher denken“). Eine andere Möglichkeit ist der gewünschte Deckungsgrad. Aus dem ergeben sich wiederum Kollektorfläche und die Notwendigkeit eines Speichers sowie des Netzes. …
Verbrauchsnahe Lösungen sind effizienter
Ein wichtiger Aspekt bei der Planung ist immer die Entfernung zum Verbraucher. „Ideal ist die Installation solarthermischer Anlagen für die Nahwärmeunterstützung in der Nähe einer Siedlung oder von Gewerbegebieten mit hohem Wärmebedarf“, erklärt der Projektentwickler Ralf Orths des Herstellers von Solarkollektoren Wagner Solar. So könnten Dächer eines Einkaufszentrums in zentraler Lage im Wohngebiet, Grünflächen in unmittelbarer Umgebung oder Flächen entlang eines Lärmschutzwalls genutzt werden. Dabei ist ein Einspeisemanagement wichtig, um je nach aktueller Netztemperatur, die im Sommer oft höher ist als im Winter, den optimalen Betrieb zu ermöglichen.
Neben den Vakuumröhrenkollektoren werden für den Einsatzzweck auch doppelt verglaste Großkollektoren eingesetzt, die durch geringere Wärmeverluste ertragreich bei hohen Temperaturen arbeiten. Die großen Einheiten mit bis zu 13,2 m² ermöglichen kostengünstige und schnell zu errichtende Systeme. In Chemnitz und Düsseldorf werden in diesem Jahr solche Systeme mit bis zu 2230 m² Kollektorfläche entstehen.
In den skandinavischen Ländern hat man schon frühzeitig die Systeme auf die solare Unterstützung ausgelegt und erreicht sehr niedrige Rücklauftemperaturen von ca. 35°C. Dort arbeiteten Anlagen mit bis zu 100.000 m² Flachkollektoren für die komplette Wärmeversorgung von Kleinstädten im Sommer seit über zwei Jahrzehnten bereits erfolgreich. „Hier in Deutschland haben wir oftmals allein Rücklauftemperaturen von 50 bis 70°C und einen Vorlauf von 90 bis 105°C und mehr. Da gibt es noch Optimierungspotenziale für die Integration der Solarthermie“, so Orths.
Viele Stadtwerke haben aber das Thema aufgenommen und prüfen die Integration in bestehende Netze und neu zu erschließende Wohngebiete als wirtschaftliche Option, etwa in Verbindung mit Biomassekesseln. Die aktuellen Fördervoraussetzungen verstärken die Attraktivität. So sprach sich das BMWI beim diesjährigen Otti Symposium der Solarthermie-Branche in Staffelstein für die weitere positive Begleitung der Solarthermie aus. …
Gekürzt. Geschrieben für IKZ Fachplaner. Erschienen in 06/2016. Der komplette Beitrag ist auch hier online zu lesen.
Einen Überblick über die Marktentwicklung bei Solarthermie gibt Energieblogger-Kollege Björn Katz hier auf seinem Blog Stromauskunft.
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