Heizkraftwerk von HOFOR auf der Kopenhagener Insel Amager. Befeuert wird es mit Holz- und Strohpellets sowie zu Teilen mit Kohle. Foto: Bob Collowân / Wikimedia / Lizenz unter CC BY-SA 3.0

Kopen­ha­gener Fernwärme zu über 50 % aus Biomasse

von | 25. August 2015

Im Großraum Kopen­hagen werden über 1 Millionen Menschen mit Fernwärme versorgt. Doch während hier­zu­lande dafür gasbe­triebene KWK-​Großkraftwerke oder die Abwärme von Kohle­kraft­wärme genutzt wird, verbrennen die Dänen lieber Biomasse und Müll. 

Das berichtet die aktuelle Ausgabe der Wärmewende-​Info Nr. 22 von Ralf Radloff, pensio­nierter Wärmemarkt-​Experte des Minis­terium für Ener­gie­wende, Land­wirt­schaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-​Holstein , die demnächst hier veröf­fent­licht wird.

Noch in diesem Jahr wird DONG ein 793 MW starkes Kraftwerk komplett auf Pellets umrüsten. HOFOR hat auf der Insel Amager bereits eines umge­rüstet mit 319 MW elek­tri­scher und 583 MW Fernwärme-​Leistung. Die Pellets werden weltweit beschafft. Ein weiterer Schritt hin weg von den Fossilen, wofür unsere nörd­lichen schon seit über 20 Jahren arbeiten.

Die andere große Wärme­kom­po­nente wäre Müll. Der Wärmemix im nächsten Jahr und bis 2025 wird in etwa so aussehen (MWh und %):

Kopenhagener Energiemix bei Fernwärme

Kopen­ha­gener Ener­giemix bei Fernwärme

Das Netz für diese Wärme liegt bei insgesamt 24 über­wiegend kommunal bestimmten Betreibern. Davon sind lediglich 3 in größerem Maßstab in der Fernwärme-​Produktion aktiv. Eine nicht bekannte Zahl unterhält aber ungefähr 40 dezen­trale Spit­zen­heiz­werke auf Öl- und Gasbasis.

Diese Entwicklung ist der dänischen Politik geschuldet, an der sich auch die Kopen­ha­gener Ener­gie­wirt­schaftler orien­tieren. Sie verfolgt nicht mehr vorrangig das Ziel der Verrin­gerung der Abhän­gigkeit von Erdöl­im­porten, sondern auch Klima­schutz­ziele. 2 Prämissen sind dabei entscheidend:

Die zentralen, klassisch mit Kohle betrie­benen KWK-​Anlagen werden nach und nach entweder bivalent einsetzbar gemacht oder völlig auf den Einsatz von Biomasse umge­rüstet. Erneu­erbare Energien (mit dem biogenen Anteil im Müll) tragen 2016 zu 53 % zur Wärme­be­darfs­de­ckung bei. Kohle spielt eine immer geringere Rolle. 

Ein Großteil der kommu­nalen Wärme­pläne wird seit rund 10 Jahren nach und nach über­ar­beitet und bisherige Erdgas­vor­rang­ge­biete in großem Maßstab mit Fernwärme erschlossen. 

Daraus resul­tiert der auch immer geringer werdende Anteil von Erdgas an der Fern­wär­me­ver­sorgung. Aller­dings – die an sich schrump­fende Bedeutung von KWK im dänischen Wärme­markt werden auch die Kopen­ha­gener Pläne nicht aufhalten.

Vorschaubild: Heiz­kraftwerk von HOFOR auf der Kopen­ha­gener Insel Amager. Befeuert wird es mit Holz- und Stroh­pellets sowie zu Teilen mit Kohle. Foto: Bob Collowân /​Wikimedia /​Lizenz unter CC BY-​SA 3.0

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

2 Kommentare

  1. Peter Krämer

    Hallo Herr Urbansky,
    wissen Sie wie die Dänen sicher­stellen, dass die Pellets nur aus nach­hal­tigem Waldanbau, und nicht wie in Berlin bei Vattenfall bereits geschehen z.B. aus afri­ka­ni­schen Regen­wald­re­gionen kommen?
    Viele Grüße,
    PSK

    • Frank Urbansky

      Nein, Herr Krämer, das weiß ich leider nicht, ist aber ein will­kom­mener Recher­che­anlass. Mit freund­lichen Grüßen FU

EnWiPo
EnWiPo
Zu hohe Preise, zu viel Regu­la­torik für Power-​to‑X

Zu hohe Preise, zu viel Regu­la­torik für Power-​to‑X

Power-to-X(PtX)-Technologien ermöglichen die Umwandlung regenerativen Stroms in Wasserstoff, Methan oder synthetische Kraftstoffe. Doch Projekte in Deutschland scheitern immer wieder – durch bürokratische Hürden, hohe Produktpreise oder eine hinderliche Regulatorik....

Kommunale Wärme­pläne starten – mit vielen Unsicherheiten

Kommunale Wärme­pläne starten – mit vielen Unsicherheiten

Das Gesetz zur Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) legt ehrgeizige Ziele fest: Bis 2045 sollen Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme treibhausgasneutral werden. Städte ab 100.000 Einwohnern müssen bis 2026 Wärmepläne vorlegen, kleinere Kommunen bis...

Kommunale Wärme­pläne starten – mit vielen Unsicherheiten

Kommunale Wärme­pläne starten – mit vielen Unsicherheiten

Das Gesetz zur Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) legt ehrgeizige Ziele fest: Bis 2045 sollen Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme treibhausgasneutral werden. Städte ab 100.000 Einwohnern müssen bis 2026 Wärmepläne vorlegen, kleinere Kommunen bis...

Kommunale Wärme­pläne starten – mit vielen Unsicherheiten

Kommunale Wärme­pläne starten – mit vielen Unsicherheiten

Das Gesetz zur Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) legt ehrgeizige Ziele fest: Bis 2045 sollen Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme treibhausgasneutral werden. Städte ab 100.000 Einwohnern müssen bis 2026 Wärmepläne vorlegen, kleinere Kommunen bis...