Moderne Messysteme führen verschiedene Protokollarten zusammen und ermöglichen eine einheitliche visuelle Darstellung. Foto: Mitsubishi

Einfluss der Gebäu­de­au­to­mation auf den Energieausweis

von | 8. Mai 2019

Das Mün­che­ner IGT – Insti­tut für Gebäu­de­tech­no­lo­gie gibt monat­lich Tipps heraus, mit denen Mietern, Ver­wal­tern und TGA-Ver­ant­wort­li­chen die Steue­rung der Haus­tech­nik leicht gemacht werden soll. Im Mai nun befas­sten sich die For­scher mit dem Einfluss der Gebäu­de­au­to­mation auf den Energieausweis.

Seit dem 01. Januar 2014 gilt bereits: Kein Ener­gie­ausweis ohne Berück­sich­tigung der Gebäu­de­au­to­mation. So lauten zumindest die gesetz­lichen Vorschriften in Form der EnEV 2014 bzw. deren Verschärfung zum 01.01.2016. In der Praxis tun sich aller­dings die Hersteller von Berech­nungs­software schwer, die Fragen der Gebäu­de­au­to­mation voll­ständig zu berücksichtigen.

Im Rahmen einer aktua­li­sierten Studie wurde an der Hoch­schule Rosenheim erneut unter­sucht, welche Berech­nungs­pro­gramme die Fragen der Gebäu­de­au­to­mation umgesetzt haben und wie groß die Auswir­kungen auf den Ener­gie­ausweis sind

Fazit: Sechs Soft­ware­pro­gramme sind bereits so weit. Dabei beträgt der mittlere Einfluss der Gebäu­de­au­to­mation auf den Jahres­pri­mär­ener­gie­bedarf im Durch­schnitt 13,4 %.

Welche Berech­nungs­pro­gramme berück­sich­tigen die Gebäudeautomation?

Papier ist geduldig und das gilt manchmal auch für Gesetze. Auch wenn seit der EnEV 2014 vorge­geben ist, dass der Auto­ma­ti­onsgrad eines Gebäudes beim Berechnen des Ener­gie­aus­weises zu berück­sich­tigen ist, sehen das manche Hersteller von entspre­chenden Berech­nungs­pro­grammen gelassen. Einige Hersteller begründen das damit, dass dazu noch keine konkreten Kunden­an­fragen vorliegen. Andere damit, dass mit der Einführung der EnEV 2014 eine Vielzahl von Ände­rungen umzu­setzen sind und der Einfluss der Auto­mation mit geringer Priorität einge­stuft und deshalb erst später ange­gangen wird. Einige andere haben aller­dings erkannt, dass zur korrekten Berechnung des Ener­gie­aus­weises die Fragen zum Auto­ma­ti­onsgrad erfor­derlich sind und zudem eine deutliche Auswirkung haben.

Im Rahmen einer Studie wurden die Hersteller von Berech­nungs­pro­grammen kontak­tiert und in Bezug auf die Umsetzung der Aspekte der Auto­mation (konkret: der Fragen der DIN1859911) gefragt. Dort, wo die Fragen gemäß Herstel­ler­an­gaben umgesetzt wurden, wurde mit Hilfe der jewei­ligen Software und den Daten eines echten Gebäudes der mögliche Umset­zungsgrad geprüft und der Einfluss auf den Jahres­pri­mär­ener­gie­bedarf – d.h. dem rele­vanten Wert für den Ener­gie­ausweis – ermittelt. Diese Studie war eine Aktua­li­sierung einer bereits im März 2016 durch­ge­führten Studie. Im Vergleich dazu, hat sich die Berück­sich­tigung der Gebäu­de­au­to­mation etwas – wenn leider auch nur leicht – erhöht.

In Summe hat sich erneut gezeigt, dass ein Großteil der Hersteller von Energieausweis-​Berechnungsprogrammen die Fragen der DIN1859911 nicht oder nicht nach­weisbar berück­sichtigt. Lediglich sechs Programme haben zwischen 43% und 65% der Fragen der Fragen der DIN1859911 abgefragt.

Im Detail wurden die in der DIN1859911 rele­vanten Fragen zur Auto­mation als Grundlage genommen und in den sechs Soft­ware­pro­grammen unter­sucht, ob diese Fragen durch die Software gestellt wurden. Dabei wurde unter­schieden, ob die entspre­chenden Fragen gar nicht gestellt wurden oder ob man zur Beant­wortung eine Auswahl treffen bzw. eine direkte Eingabe tätigen konnte. Tabelle 1 zeigt die Auswertung der Untersuchung.

Programm-​Name Hersteller Umset­zungsgrad der Fragen der DIN1859911
BKI Ener­gie­planer 18 BKI Baukos­ten­in­for­ma­ti­ons­zentrum Deutscher Archi­tek­ten­kammern GmbH Ca. 62 %
DÄMMWERK Bauphysik- und EnEV-​Software (Modul 7) KERN Inge­nieur­kon­zepte Ca. 43 %
Ener­gie­be­rater 18599 3D Plus Hott­genroth Software GmbH & Co. KG Ca. 64 %
EVEBI ENVISYS GmbH & Co. KG Ca. 69 %
IBP 18599 Heilmann Software IT GmbH Ca. 49 %
ZUB HELENA Zentrum für Umwelt­be­wusstes Bauen Ca. 64 %

Tabelle 1: Umsetzung der Kennwerte für Auto­ma­ti­ons­klassen (Zusam­men­fassung)

Die Studie kann hier komplett gelesen werden.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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