Foto: Wintershall

Wingas-​Übernahme durch Gazprom: Was bringt das für Gaskunden

von | 6. Dezember 2013

Die EU-​Kommission hat am Mittwoch die komplette Übernahme des Erdgas­groß­händlers Wingas durch den russi­schen Staats­konzern Gazprom genehmigt. Bisher war Gazprom an der Wintershall-​Tochter bereits mit 50 Prozent beteiligt. Die Kommission hat nach eigener Auskunft fest­ge­stellt, dass die Übernahme Gazprom nicht dazu in die Lage versetze, den Zugang zu Abnehmern von Gaslie­fe­rungen einzu­schränken. Denn diese könnten, so die Argu­men­tation der Kommission, auf dem vorge­la­gerten Markt auf genügend andere Anbieter ausweichen.

Doch verhält es sich tatsächlich so? Gazprom hat via Wingas und deren Tochter Gascade direkten Zugriff auf die Pipelines NEL (Nord­deutsche Erdgas­leitung) und OPAL (Ostsee-​Pipeline-​Anbindungs-​Leitung). Beide sind direkt an North Stream ange­schlossen – jene Ostsee­pipeline, die maßgeblich unter Führung von Gazprom entstand und die laut Beschluss der EU-​Kommission von Gazprom nur zur Hälfte befüllt werden darf. Die andere Hälfte ist anderen Markt­teil­nehmern vorbe­halten. Doch diese haben sich bisher nicht gemeldet.

Zudem betreibt die Wingas via ihre Tochter Astora bei Rehden den mit 4 Milli­arden Kubik­metern größten Erdgas­speicher West­eu­ropas. Ins gewünschte Gazprom-​Portfolio passt die Wingas also prächtig. Denn der größte Gaskonzern der Welt leidet unter schrump­fenden Margen (auch aufgrund der fallenden Gaspreise in Europa). Erklärtes Ziel des von Putin-​Vertrautem Alexei Miller regierten Unter­nehmens ist der Durch­griff bis hin zu Endver­brau­chern in Europa. Der scheint nun gelungen.

Zwar ist die Argu­men­tation der EU richtig, dass Gaskunden bei den Vorlie­fe­ranten auch auf andere Anbieter ausweichen können. Jedoch wird an Gazprom zumindest bei der Leitung und Spei­cherung in Nord- und Nord­west­deutschland kein Weg vorbei­führen. Die Kunden, die an das dortige Pipe­line­system ange­schlossen sind, werden kaum von den tenden­ziell sinkenden Gaspreisen in Europa profi­tieren (Lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag in der neuesten Ener­gie­de­pesche: „Warum der Gaspreis stabil ist und bleibt“).

Geschrieben für Bund der Ener­gie­ver­braucher. Origi­naltext hier.

Gas

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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