Der KfW-Förderstopp brachte zahlreiche Wohnbauvorhaben vorübergehend zum Erliegen. Viele neuen Vorhaben wurden gar ganz gestoppt. Foto: Frank Urbansky

Nach dem Förder­stopp: Alles wird anders (zumindest ein bisschen)

von | 28. März 2022

Der Stopp aller Förder­maß­nahmen in Zusam­menhang mit den Baustan­dards KfW 55 und KfW 40 am 24. Januar 2022 schlug hohe Wellen, auch wenn er inzwi­schen teilweise zurück­ge­nommen wurde. Die neue Regierung will die Förderung komplett umstellen und anhand der CO2-​Emissionen der genutzten Baustan­dards ausrichten. Das ist sicher konse­quent und entspricht dem Koali­ti­ons­vertrag. Nur bremst es auch den Wohnungs- und Gewer­bebau aus. Zudem konter­ka­riert es das Ziel der gleichen Regierung, jedes Jahr 400.000 Wohnungen neu bauen zu wollen. Soll das funk­tio­nieren, braucht es schnell neuer Förder­maß­nahmen. Daran wird sich die noch junge Regierung als erstes messen lassen müssen.

Beob­achter und Betei­ligte des hiesigen Bauge­schehens hatten am 24. Juni 2022 ein Déjà-​vu. Die Bundes­för­derung effi­ziente Gebäude (BEG), von der alten Bundes­re­gierung mit viel Tamtam und noch mehr Geld (insgesamt gut fünf Milli­arden Euro je Jahr) vor Jahres­frist an den Start gebracht und erst im Juli 2021 präzi­siert, wurde für alle Neubau- und Sanie­rungs­vor­haben der Standards KfW 55 und KfW 40 (neu: Effi­zi­enzhaus 55 EE und 40 EE) sofort gestoppt. Nur die Förderung von Einzel­maß­nahmen blieb bestehen. Später kamen nach deut­lichen Protesten aus der Bau- und Immo­bi­li­en­wirt­schaft wieder die ener­ge­ti­schen Sanie­rungen hinzu, bei denen sich, zumindest bei einer Neuauflage, nichts ändern soll.

Denn schon 2010 gab es eine ähnliche Situation: Damals stoppte Bundes­fi­nanz­mi­nister Wolfgang Schäuble aufgrund leerer Kassen (die böse Finanz­krise von 2008 war schuld) das Markt­an­reiz­pro­gramm (MAP), mit dem ebenfalls Gebäude ener­gie­ef­fi­zient gebaut oder saniert werden sollten. Daraufhin brach das Bauge­schehen regel­recht zusammen, Hand­werker konnten nicht weiter­ar­beiten, Inves­ti­tionen wurden gestoppt. Ein Schock, von dem sich mehrere Branchen erst nach und nach erholten. …


Gekürzt. Geschrieben für Immo­bi­li­en­wirt­schaft. Der voll­ständige Beitrag erschien in der Nummer 03/​2022. Gratis testen unter https://​www​.haufe​-immo​bi​li​en​wirt​schaft​.de

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
Quartiere: Der Schlüssel zur Wärmewende

Quartiere: Der Schlüssel zur Wärmewende

Die Energiewende im Gebäudesektor stellt Energieversorger, Städte, Wohnungsunternehmen und kommunale Akteure gleichermaßen vor eine zentrale Herausforderung: Wie kann die Transformation zu einem klimaneutralen Gebäudebestand bis spätestens 2045 gelingen – sozial...

Kommu­naler Wärmeplan: Finan­zierung bleibt kompliziert

Kommu­naler Wärmeplan: Finan­zierung bleibt kompliziert

Die kommunale Wärmeplanung ist ein entscheidender Baustein der Wärmewende. Sie erfordert umfangreiche Investitionen. Während große Städte vor allem die Fernwärme ausbauen, müssen kleinere Kommunen Alternativen zu Erdgas und Heizöl finden. Doch diese Vorhaben sind...

Warum viele PtX-​Projekte scheitern

Warum viele PtX-​Projekte scheitern

Power-to-X-(PtX)-Technologien gelten als Hoffnungsträger der Energiewende. Doch zwischen technologischem Potenzial und praktischer Umsetzung klafft eine immer größer werdende Lücke. Hohe Produktionskosten, eine komplexe Regulatorik und eine fehlende Infrastruktur...

Serielles Bauen: Recht­liche Hürden bremsen großes Potenzial

Serielles Bauen: Recht­liche Hürden bremsen großes Potenzial

Auch die neue Regierung wird das serielle und modulare Bauen in der einen oder anderen Form forcieren, also Entwicklung und Anwendung fördern. Die Potenziale sind in der Tat groß. Es gibt aber auch deutliche Grenzen in der Anwendung dieser neuen, eigentlich jedoch...