Auf Messen ist sie seit Jahren präsent – im heimischen Keller eher weniger: Die Brennstoffzellen-Heizung. Brennstoffspiegel sprach mit dem Experten Sven Geitmann über die derzeitige Situation und die zukünftigen Marktchancen dieser gleichzeitig Strom und Wärme erzeugenden Technologie.
Brennstoffspiegel: Welches sind aus Ihrer Sicht die welt- und deutschlandweit führenden Entwickler von Brennstoffzellentechnik im Heizungsmarkt?
Sven Geitmann: Aus meiner Sicht sind in Deutschland insbesondere die Firmen Baxi Innotech, Ceramic Fuel Cells (CFC) und Hexis zu nennen, weil diese drei Firmen in den vergangenen Jahren kontinuierlich an der BZ-Technik gearbeitet haben und somit über die meisten Erfahrungen in diesem Bereich verfügen. Darüber hinaus sind auch Bosch Thermotechnik, elcore, inhouse5000, Vaillant und Viessmann in der Bundesrepublik aktiv, wobei Buderus, Vaillant und Viessmann zwischenzeitlich pausiert haben, nachdem ihr anfängliches Konzept einer Eigenentwicklung nicht aufgegangen ist.
Welche Geräte sind bereits marktreif?
Das BlueGen-Gerät von CFC befindet seit einigen Monaten auf dem Markt und wird zumindest in Nordrhein-Westfalen bereits installiert, weil dort ein Landesförderprogramm den Einbau unterstützt. Seit Oktober 2013 fördert Hessen solche Heizgeräte. Sachsen hat ebenfalls ein Programm angekündigt. Im April nächsten Jahres will Viessmann das Brennstoffzellen-BHKW Vitovalor 300‑P, das gemeinsam mit Panasonic an den europäischen Markt angepasst wurde, anbieten. Andere Geräte werden derzeit noch im Rahmen der Demonstrationsvorhaben callux und ene.field im Feld getestet. Diese sollen dann ab 2016 kommerziell verwertet werden.
Wie sehen realistischer Weise die Chancen für eine breite Markteinführung aus?
Allen Herstellern ist klar, dass Heizgeräte für Ein- und Mehrfamilienhäuser einfach zu installieren und auch einfach zu warten sein müssen, damit sowohl der Einbau als auch der Betrieb möglichst problemlos verlaufen. Hier geht es also um den zuverlässigen Betrieb, der natürlich sichergestellt sein muss. Die Verbraucher werden aber im ersten Schritt Brennstoffzellen nur dann ernsthaft als Heizgerät in Erwägung ziehen, wenn die hohen Herstellungskosten über ein Markteinführungsprogramm gesenkt werden, so wie es bei anderen Technologien in der Vergangenheit ebenfalls der Fall war. Ohne ein degressiv gestaltetes Förderinstrument wird diese Technik kaum eine Chance haben.
Welche Vermarktungsstrategien werden derzeit von den Herstellern gefahren?
Die Hersteller hoffen derzeit auf solch ein staatliches Förderprogramm, das im Anschluss an das derzeit noch laufende Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP), das nur für F&E‑Aktivitäten sowie Demonstrationsvorhaben gedacht ist, den Markteintritt unterstützt. Dafür werden bereits vorbereitende Gespräche auf politischer Ebene geführt, damit im Haushalt der neuen Regierung gleich die entsprechenden Gelder eingeplant werden. CFC, die bisher als einziger Hersteller marktreife Produkte anbieten, hatten bis Anfang 2013 mit sanevo einen eigenen Vermarktungspartner, der allerdings aufgrund von Finanzierungsproblemen des spanischen WhisperGen-Herstellers insolvent gegangen ist. Nun läuft der Verkauf bei dem deutsch-australischen Unternehmen nach Auskunft von CFC-Geschäftsführer Frank Obernitz im Direktvertrieb, wobei jedes Gerät ein eigenes Projekt darstellt, wie er sich ausdrückte. Die großen deutschen Heizgerätehersteller wie etwa Vaillant und Viessmann bauen ganz auf ihre bereits bestehenden Vertriebs- und Handwerkernetze.
Sehen Sie den Markt eher im Beheizen oder Kühlen größerer Einheiten oder gibt es auch Möglichkeiten für Ein- oder Zweifamilien- sowie Reihenhäuser?
Hier muss im Bereich stationärer Anlagen ganz klar unterschieden werden zwischen den Mikro-KWK-Anlagen, die für Ein- oder Mehrfamilienhäuser und teils auch für gewerblich genutzte Immobilien konzipiert sind, und den Brennstoffzellenkraftwerken, die früher unter dem Namen „HotModule“ von MTU Friedrichshafen und heute von FuelCell Energy gebaut werden. Für beide Bereiche gibt es einen großen Markt, wobei ich mich hier zunächst nur auf die Mirko-KWK-Anlagen im niedrigen Kilowattbereich bezogen habe. Je nach Hersteller und eingesetzter Technologie sind diese Anlagen strom- oder wärmegeführt, so dass in Abhängigkeit vom jeweiligen Anwendungsfall individuell geprüft werden muss, welche Technik jeweils am effizientesten und am sinnvollsten ist. Die Entwicklung in Japan, wo bereits über 50.000 Mikro-KWK-Anlagen installiert sind, zeigt aber, dass hier durchaus ein großes Interesse besteht.
Geschrieben für Brennstoffspiegel und Mineralölrundschau, Ausgabe 12/2013.
Der komplette Beitrag ist nur in der Printausgabe zu lesen.
Foto:S ven Geitmann
0 Kommentare