Ölförderung beim OPEC-Mitglied Libyen. Foto: ENI

Fracking als Förderung on demand?

von | 9. Februar 2015

Vergangene Woche legten die Ölpreise binnen 72 Stunden um 18 Prozent zu (ICE Brent vom 29.1. zum 3.2.2015 von 49 auf 57 US-​Dollar je Fass). Analysten sehen den Bodensatz erreicht. Und tatsächlich behauptet sich Brent (ebenso wie sein ameri­ka­nische Pendant WTI) seitdem auf diesem Niveau und konnten sogar noch leicht zulegen.

Nach Angaben des Bran­chen­dienstes Commerzbank Commodity Research (CCR) waren vor allem aktuelle Zahlen des ameri­ka­ni­schen Öldienst­leisters Baker Hughes dafür ausschlag­gebend. Der konsta­tierte einen Rückgang der aktiven Ölboh­rungen in der um 94 Prozent gegenüber der Vorwoche – der stärkste Rückgang seit 1987.

So langsam scheint sich für die Saudis also die Politik des billigen Öls zu lohnen. Zwar hat niemand aus dem König­reich erklärt, die US-​Schieferöl-​Förderer vom Markt zu drängen – und mit ihnen auch die euro­päi­schen Explorer, die ebenfalls mit finan­zi­ellen Problemen zu kämpfen haben. Aber genau das scheint derzeit zu passieren. Die Förder­kosten der Fracker werden mit 30 bis 50 Dollar je Fass angegeben. Selbst bei 30 Dollar wäre keine lukrative Marge drin, bei 50 Dollar hingegen wird aktuell nur Verlust erwirt­schaftet.

Doch ob diese Rechnung tatsächlich aufgeht, steht auf einem ganz andren Blatt. Fracking ist eine Förder­re­vo­lution. Die Felder können nach Bedarf, insbe­sondere bei einem höheren Preis­niveau, schnell ange­fahren werden, quasi als Förderung on demand. Bei der tradi­tio­nellen Bohr­me­thode ist dies viel schwie­riger. Ein einmal geschlos­senes Loch lohnt sich konven­tionell kaum nochmals zu erschließen. Die aktuellen Betreiber müssten nur eine Lösung finden, wie sie die fehlenden Einnahmen für einen gewissen Zeitraum über­brücken. Doch auch hierfür wird es eine Lösung geben. So gesehen ist keineswegs sicher, dass die US-​Öl-​Fracker vom Markt verschwinden. Statt­dessen könnten sich in Nord­amerika neue Allianzen bilden insbe­sondere zwischen dem Finanz­ka­pital, Claim­be­sitzern und Fördertechnik-​Dienstleistern, die flexibel auf Angebot und Nachfrage bei akzep­tablen Preisen reagieren.

Und diese könnte es schon bald wieder geben. CCR sieht zwar für dieses Jahr einen mageren Durch­schnitts­preis von 61 Dollar je Fass. Im nächsten Jahr soll dieser aber wieder auf 78 Dollar klettern. Gewiss ist dies nicht. Auch die Saudis haben eine langen Atem und könnten die Politik der Ölschwemme noch eine Weile fort­setzen. Kolpor­tiert wird hingegen ein Angebot, dass die Saudis bereit wären ihre Förderung zu drosseln, würde Russland im Gegenzug den syrischen Diktator Assad fallen lassen. Denn auch die Russen leiden unter fallenden Preisen, da sie einen Großteil ihres Staats­haus­haltes mit Rohstoff­ex­porten finan­zieren. So gesehen würden sie ihren Erzfeind, die Ameri­kaner, wieder mit ins Ölpreisboot holen.

Vorschaubild: Ölför­derung beim OPEC-​Mitglied Libyen. Foto: ENI

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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