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E‑Mobilität: Millionen-​Ziel illusorisch

von | 19. Januar 2016

E‑Mobilität in Deutschland heißt: Nische in der Nische. Zwar sollen in 4 Jahren eine Million E‑Mobile auf den Straßen hier­zu­lande rollen. Doch derzeit sind es nach Angaben des Kraft­fahrt­bun­des­amtes gerade mal reichlich 31.000. Davon kamen 12.300 in diesem Jahr dazu. Streng genommen müsste man auch noch rund 120.000 Plugin-​Hybride hinzuzählen.

Plugin-Porsche - zählt auch als E-Mobil. Alle Fotos: Urbansky

Plugin-​Porsche – zählt auch als E‑Mobil.

Zwar wurde von Wirt­schafts­mi­nister Sigmar Gabriel eine Kauf­prämie von 5.000 Euro in Aussicht gestellt. Doch Verkehrs­mi­nister Alexander Dobrindt erteilte dem eine deutliche Absage. Er setzt statt dessen auf den Ausbau der Infra­struktur für E‑Mobile und Anreize für einen Umstieg bei Fahrzeugflotten. 

Eine aktuelle Anfrage der Grünen bringt wenig Licht ins Dunkel. Auf eben jene Frage nach den Kauf­prämien heißt es kryptisch:

Die zustän­digen Bundes­res­sorts haben von der Bundes­kanz­lerin den Auftrag erhalten, Instru­mente, die den Mark­t­hochlauf der Elek­tro­mo­bi­lität unter­stützen können, ergeb­nis­offen zu prüfen. 

Was auch immer das heißen mag. Ein Blick nach Norwegen reicht, wenn man wissen will, wie ein Mark­t­hochlauf bei der E‑Mobilität aussieht. Kauf­för­derung und steu­er­liche Erleich­te­rungen, die bis zur preis­lichen Anglei­chung an vergleichbare Benzin­modell führt, bescherte den Skan­di­na­viern die

Schönes Schaufenster, aber komplett ohne Wirkung.

Schönes Schau­fenster, aber komplett ohne Wirkung. Alle Fotos: Urbansky

höchste E‑Autodichte der Welt. Zeitweise war jedes 4. zuge­lassene Fahrzeug ein E‑Auto. Doch damit scheint es vorbei. 50.000 Fahrzeuge sollten gefördert werden, die sind lange erreicht. Das System wird derzeit gestutzt, auch aufgrund sinkender Staats­ein­nahmen wegen des verfal­lenden Ölpreises, unter dem auch Norwegen leidet. 

Fakt ist zudem, dass die bishe­rigen Maßnahmen des Elek­tro­mo­bi­li­täts­ge­setzes (EmoG) keineswegs ausreichen, um die E‑Mobilität voran­zu­bringen. Das E‑Kennzeichen, das Fahrer von Elek­tro­autos privi­le­giert, etwa beim Benutzen von Busspuren oder beim kosten­freien Parken, wurde bisher lediglich 3.656 mal vergeben. Kein Wunder, denn diese Privi­legien liegen in der Hand der Kommunen. So hat sich nach Angaben der Grünen bisher lediglich eine Kommune bereit erklärt, ihre Busspuren für die E‑Mobilität frei zu geben.

Von dem Millionen-​Ziel kann man sich so verabschieden.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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