In unserem vierten Teil zu PV-Speichern sprechen wir heute mit Werner Posch, Geschäftsführer des österreichischen Speicherherstellers neovoltaic. Er hält eine Umrüstung von vorhandenen PV-Anlagen, die bisher der Einspeisung dienten, bei sinkender Vergütung zur Eigennutzung generell für sinnvoll.
Ab wann erwarten Sie den breiten wirtschaftlichen Durchbruch für Stromspeichersysteme ?
Der Durchbruch wird zu jenem Zeitpunkt erfolgen, an dem die Kosten für den Zyklus die Kosten einer vom Netz bezogenen kWh unterschreiten (5 ct bis 10 ct). Dies wird einem Preis pro kWh Speicherkapazität von 300 bis 600 Euro der Fall sein, bei angenommenen Zyklen von 6.000 über die Lebensdauer. Wir rechnen, dass diese Endkundenpreise inkl. MwSt. am oberen Ende 2017 und am unteren Ende 2021 erreichen werden können.
Welche Vorteile haben aus Ihrer Sicht Stromspeicher gegenüber Wärmespeichern, etwa der Power-to-Heat-Technologie, die ja auch überschüssigen PV-Strom in Form von Warmwasser speichern könnte?
Die Flexibilität ist ungleich höher mit Stromspeichern, ebenso kann durch das zur Verfügung stehende Netz Überschussenergie aufgenommen werden. Ist jedoch eine sinnvolle Kombination aus Wärme- und Stromspeicher anzustreben.
Welche grundlegenden Unterschiede sehen Sie zwischen der bleibasierten und der Lithium-basierten Speichertechnologie?
Energiedichte, Lebensdauer und Kosten pro Zyklus sprechen hier eindeutig für Lithium-Technologie. Blei-basierte Systeme weisen zwar den Vorteil vieler Jahre Erfahrung auf, dieser Vorteil verschwindet jedoch mit zunehmender Verbreitung der Lithium-Systeme.
Welche der Speicheroptionen – Hausspeicher oder Ortsnetzspeicher – halten Sie grundsätzlich für effektiver?
Es ist davon auszugehen, dass Ortsnetzspeicher grundsätzlich effektiver arbeiten, allerdings benötigt es dafür kommunale Treiber, die dem Individualismus entgegen wirken müssten und das funktioniert vielfach nicht. Ein örtlicher Swimming Pool wäre energetisch effektiver, trotzdem bauen sich viele Menschen ein privaten Pool.
In welchem Fall halten Sie die Nachrüstung von PV-Anlagen mit Speichern zur Eigenverwendung für sinnvoll, die bisher nur für die Einspeisung ausgelegt waren?
Die Nutzung der dezentral produzierten Energie vor Ort ist immer sinnvoll. Damit wird die lokale Wertschöpfung vergrößert.
Welche Lösungen bieten Sie dafür an?
Wir haben dafür einfach zu realisierende Nachrüst-Speichersysteme.
Gibt es dafür bereits Refinanzierungs-Rechnungen?
Refinanzierungsrechnungen bei Speichersystemen enthalten immer die große Unbekannte „zukünftige Kosten der Energie“. Daneben haben Sie bei einer Eigenverbrauchsanlage nicht nur monetäre Komponenten zu berücksichtigen, wie Sicherheit bei Netzausfall oder einfach das gute Gefühl momentan selbst produzierten Strom zu verbrauchen – das hat definitv Wert, findet sich jedoch in keiner Refinanzierungsrechnung wieder.
Der erste Teil dieser Serie, „PV-Speicher: Durchbruch hat bereits stattgefunden”, findet sich hier.
Der zweite Teil, „PV-Speicher: Egal ob Blei oder Lithium – alle Batterien sind gut“, ist hier zu lesen.
Im dritten Teil geht es unter anderem darum, dass große Preissenkungen bei den Speichern nicht mehr möglich sind.
Ein Beitrag meiner Blogger-Kollegen von energie-experten.org zur Fortführung der PV-Speicherförderung auch in diesem Jahr findet sich hier.
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