AKW Tihange, 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Foto: Wikimedia / Michielverbeek / Lizenz unter CC BY-SA 3.0

Belgi­scher Schrott­meiler haftet nur für 1,2 Mrd. Euro

von | 25. Februar 2016

Falls das umstrittene AKW Tihange, 60 Kilometer von der deutschen Grenze gelegen, einen GAU produ­zieren sollte, haftet der Betreiber mit maximal 1,2 Milli­arden Euro. Das erklärte die Bundes­re­gierung heute auf eine Anfrage der Grünen.

Darüber hinaus stünden noch öffent­liche Mittel für eine Entschä­digung zur Verfügung, doch die sind kaum der Rede wert: Hinzu kämen lediglich 155 Millionen Euro aus der soge­nannten dritten Tranche des Brüsseler Zusatz­über­ein­kommens. Deutsche Geschä­digte hätten nach Erschöpfung all dieser Mittel zudem Entschä­di­gungs­an­sprüche gegenüber dem Bund. Diese Mittel seien aktuell bei einem Höchst­betrag von 2,5 Milli­arden Euro gedeckelt.

Zum Vergleich: Betreiber Tepco hat für die Fukushima-​Katastrophe bisher rund 37 Milli­arden Euro gezahlt. Das ist ungefähr das 30fache der belgi­schen Versi­che­rungs­summe. Auch in Deutschland ist die Entschä­digung deutlich besser geregelt. Die Betreiber haften bis 2,5 Milli­arden Euro, darüber hinaus haftet der Staat für alle mit einem deutschen Atom­unfall zusam­men­hän­genden Schäden.

Die Grünen befürchten im Falle eines Gaus insbe­sondere eine Schä­digung der Euregio Maas-​Rhein, die für Jahr­zehnte unbe­wohnbar werden könnte. Die Stadt Aachen, als Ober­zentrum mit 250 000 Einwohnern, wäre ebenfalls auf Dauer unbe­wohnbar. Fukushima ist wie Aachen nur ca. 60 Kilometer vom Reaktor entfernt und war nach dem Super-​GAU wochenlang mit einer Strahlung belastet, die den in Deutschland für den AKW-​Betrieb zuläs­sigen Strah­lungs­jah­res­höchstwert für Einzel­per­sonen der Bevöl­kerung von 1 Milli­sievert um ein Viel­faches über­schritten hat.


Ein Beitrag zur Verzö­gerung eines Gesetzes, das die Haftung der Atom­kon­erzne beim Ausstieg in Deutschland regelt, haben meine Energieblogger-​Kollegen von Ener­gie­zu­kunft hier verfasst.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
Lösungen für ganz Helle

Lösungen für ganz Helle

Lange Zeit galten Leuchtstoffröhren als der Standard für die Beleuchtung. Seit 2023 dürfen sie jedoch in der Europäischen Union nicht mehr neu in den Verkehr gebracht werden. Da Lagerbestände irgendwann aufgebraucht sind, müssen Wohnungsunternehmen und...

Wie läuft die Wärme­planung in Nieder­sachsen und Bremen?

Wie läuft die Wärme­planung in Nieder­sachsen und Bremen?

Mit dem Gesetz zur Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) hat sich schon die alte Bundesregierung ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2045 soll die Bereitstellung von Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme in Deutschland klimaneutral erfolgen. Erste...

Platte wird zum weit­gehend ener­gie­aut­arken Wohnhaus

Platte wird zum weit­gehend ener­gie­aut­arken Wohnhaus

Plattenbau und Energieeffizienz – das beißt sich. Doch in Aschersleben wird gerade der Beweis angetreten, dass beides gut zusammen geht. Dafür mussten die Wohnungsgesellschaft AGW und Energieexperte Timo Leukefeld allerdings um die Ecke denken. Die Lösung lag in...