Interview mit Christoph Löwer, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands Erdöl- und Erdgasgewinnung (WEG).
Eine Frage vorab: Hat bei den derzeitigen Rohöl- und Erdgaspreisen die Förderung in Deutschland überhaupt eine Zukunft?
Christoph Löwer: Es ist gerade einmal 15 Jahre her, da lag der Ölpreis bei zehn Dollar je Barrel. Mit Preisschwankungen können die Unternehmen umgehen. Richtig ist aber, dass in der geologischen Situation, in der sich Deutschland befindet, bei den aktuellen Preisen neue Projekte schwieriger werden. Deutschland hat ein signifikantes Potenzial für Gas- und Erdölproduktion. Bei der Nutzung der Reserven können wir etwa 90 Jahre 20 Prozent oder mehr des heimischen Gasbedarfs aus heimischer Produktion decken. Die Entwicklung neuer Projekte dauert viele Jahre. Preisschwankungen stellen dies nicht generell in Frage.
Sehen Sie derzeit noch Möglichkeiten, auf das Gesetz Einfluss zu nehmen?
Seit mittlerweile vier Jahren wird in Deutschland über einen neuen gesetzlichen Rahmen für Fracking diskutiert. Das behindert die Investitionstätigkeit der Industrie massiv. Die Folgen sind weiterer Produktionsrückgang, mangelnde Beschäftigung für unsere Serviceindustrie und damit verbunden Arbeitsplatzabbau. Insofern ist es höchste Zeit, dass der Gesetzgeber über den neuen gesetzlichen Rahmen entscheidet. Neben den wesentlichen Einschränkungen für unsere Industrie ist mir wichtig, dass wir mit den Wasserversorgern eine Lösung gefunden haben, die beide Seiten tragen. Unsere gemeinsame Position zeigt, dass Erdgasförderung und speziell Fracking kein Widerspruch zum Trinkwasserschutz sind. Dies sollte auch Motivation für die Politik sein, schnell zu einer Entscheidung zu kommen.
Wird das Gesetz überhaupt eine Grundlage für die hiesige Öl- und Gasförderung bieten?
Der Gesetzentwurf enthält eine Vielzahl von Verschärfungen und Beeinträchtigungen für die Erdgas- und Erdölproduktion. Diese reichen von Verbotszonen über technische Standards bis hin zu Umweltschutzvorschriften. Trotz dieser Belastungen, die sich insgesamt an der Schmerzgrenze bewegen, würde die deutsche E&P‑Industrie die Schaffung von Rechtssicherheit begrüßen. …
Wo sehen Sie den Anteil der deutschen Erdgas- und ‑ölförderung am hiesigen Verbrauch, wenn Fracking dauerhaft verboten bliebe, im Jahr 2020 und 2030?
Das wird wohl nicht passieren, denn dafür gibt es keinen Grund. Auch die Gutachten der letzten Zeit haben keinen Grund dafür gefunden. Fracking ist bereits heute eine Standard-Technologie, mit der wir in Deutschland jahrzehntelange Erfahrungen haben. Ein Drittel unserer Produktion stammt bereits heute aus gefrackten Bohrungen.
Mir fehlt auch eine geopolitische Diskussion zur Versorgungssicherheit in Deutschland und den strategischen Wert heimischer Förderung. Dies zum einen für die benötigten Mengen aber auch als Grundlage für die Weiterentwicklung von Fördertechnologien und technischen Standards. Deutsche Ingenieure sind weltweit gefragt, als Bohrfachleute und Entwickler von Technologien. Ohne die Basis der heimischen Produktion ist dies gefährdet. Ich denke dabei an Universitäten und die weltweit einzige Bohrmeisterschule in Celle, in der Spezialisten für den internationalen Einsatz ausgebildet werden.
Und wo läge er, wenn Fracking nach 2018 erlaubt würde?
Das hängt davon ab, wie viel von dem gewaltigen Potenzial, das die BGR in Deutschland ermittelt hat, wirtschaftlich nutzbar ist. Als technisch nutzbar sieht sie ein so bedeutendes Potenzial, dass die heimische Erdgasförderung wieder deutlich ansteigen und für viele Jahrzehnte die frühere Bedeutung wiedererlangen könnte. Eine Studie aus dem vergangenen Jahr kommt zum Ergebnis, dass in den 2030er Jahren die heimische Erdgasförderung den Erdgasbedarf zu 35 Prozent decken könnte. …
Geschrieben für Brennstoffspiegel. Das vollständige Interview ist nur in der Ausgabe 02/2016 zu lesen. Zum kostenfreien Probeabo geht es hier.
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