Säuft trotz niedriger Ölpreise nicht so schnell ab: Iranischer Öl-Tanker. Foto Alf van Beem / Wikimedia / Lizenziert unter CC0

Ener­giewelt verkehrt: Grüne sorgen sich um Ölstaaten

von | 6. April 2016

Den aktuellen Ölpreis­verfall betrachtet die Bundes­re­gierung als ein vorüber­ge­hendes Phänomen und rechnet so eine Antwort auf Anfrage der Grünen, wieder mit stei­genden Preise. Hierzu schaut sie aber nicht in die Glaskugel, sondern zog, wie ordent­liche Analysten das auch machen, die Termin­no­tie­rungen des schwarzen Goldes für die nächsten Jahre zu Rate, und die weltweite Nachfrage. Die wächst seit Jahren.

An den vielen Grünen-​Fragen erstaunt vor allem eine:

Welche Instru­mente werden derzeit inter­na­tional disku­tiert, um der durch den Ölpreis­sturz verur­sachten Desta­bi­li­sierung wichtiger Förder­länder entgegenzutreten?

Und das von einer Partei, die hier­zu­lande vor dem letzten Bundes­tags­wahl­kampf sogar ein Verbot der Ölheizung forderte? Erstaunlich. Eigentlich müsste die Partei doch froh sein, wenn die Quellen ihres Ungemachs im Chaos versi­ckern. In einer weiteren Frage versuchen die Grünen dann noch den Brücken­schlag zur aktuellen Flücht­lings­krise zu bekommen:

Welche Analysen zu möglichen Auswir­kungen auf Flucht- und Migra­ti­ons­be­we­gungen bei einem weiteren Ölpreis­verfall liegen der Bundes­re­gierung vor, und welche Konse­quenzen zieht sie daraus?

Logi­scher­weise kann die Bundes­re­gierung hierzu wenig antworten. Studien gäbe es nicht. Und der Zusam­menhang ist eher will­kürlich. Denn von Flucht­be­we­gungen aus Saudi-​Arabien, den Emiraten oder Venezuela ist wenig bekannt. Eher schon aus dem Iran oder Nigeria, doch da dürfte das eher an dauerhaft repressiv poli­ti­schen (Iran) und bürgerg­kriegs­ähn­lichen Zuständen (Nigeria) liegen.

Verbraucher blechen mehr für Heizöl als Industrie

Immerhin offenbart die Anfrage noch ein schönes Detail, nämlich die deutlich unter­schied­lichen Heiz­öl­preise für Verbraucher und Industrie hier­zu­lande. Zahlten letztere im Januar 41,17 Euro je 100 Liter, so musste die Industrie lediglich 29,96 Euro hinblättern, immerhin 37,4 % weniger. Mit den deutlich größeren Bestell­mengen lässt sich dieser Rabatt nicht komplett erklären, wohl eher damit, dass die Endver­braucher trotz der Nied­rig­preise noch über Gebühr zur Kasse gebeten werden. Denn 2010 lag die Differenz bei lediglich 25 %, 2013 bei nur 22 % und selbst im letzten Jahr, als die Preise schon stark gefallen waren, bei 28 %.


Wie dem wich­tigsten Mineralöl-​Verbrauchsektor, dem Verkehr, in Norwegen das Wasser abge­graben wird, berichtet mein Energieblogger-​Kollege Daniel Bönnig­hausen hier auf seinem Blog saving​-volt​.de.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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