Die Energiegenossenschaften, eigentlich das Sinnbild einer dezentralen Energiewende in Bürgerhand schlechthin, brauchen neue Geschäftsfelder. Das ist das Ergebnis der Studie „Geschäftsmodelle für Bürgerenergiegenossenschaften“ von Energieagentur Rheinland-Pfalz und dem Landesnetzwerk Bürgerenergiegenossenschaften Rheinland-Pfalz.
Zwar ist das in Zeiten von Ausschreibungen für neue EE-Projekte nichts neues, kommen doch die Genossen hier aufgrund des komplizierten Verfahrensweise und der hohen Vorlaufkosten kaum zum Zuge.
Lokal ist Trumpf
Doch die Studie sieht auch Hoffnung. Denn für neue lokal und regional geprägte Geschäftsfelder seien die Genossen bestens aufgestellt. Denn:
Energiegenossenschaften weisen drei Stärken auf: Regionalität, Transparenz und Gemeinschaftlichkeit. Besonders die regionale Verankerung, die direkte Beziehung zu den Menschen in der Region und das aktive Mitgestalten der Mitglieder können zum wichtigen Vorteil im Wettbewerb werden.
Als mögliche neue Geschäftsfelder werden Energieeffizienz, Nahwärme Plus und E‑Mobilität identifiziert:
- Energiegenossenschaften als Stromversorger: Die Lieferung von Strom rundet das Angebot von Energiegenossenschaften für ihre Mitglieder ab.
- Nahwärme plus: Die Versorgung mit Nahwärme ist ein zukunftsfähiges, erweiterbares Geschäftsmodell. Beispiele sind die Nutzung industrieller Abwärme, biosolare Nahwärme bis hin zu Quartierslösungen.
- Energieeffizienz und Contractingmodelle: Das Einsparpotential an Energie in Deutschland ist riesig. Genossenschaften haben die Chance, mit kleinen Unternehmen, Vereinen und Kommunen diesen Markt zu erschließen
- Elektromobilität: Die Batterien von Elektro-Autos können überschüssigen, dezentral erzeugten Erneuerbaren Strom speichern. Gerade in ländlichen und touristischen Regionen haben Energiegenossenschaften gute Chancen für E‑Mobilitätsprojekte.
Diversifizierung lebensnotwendig
Die Diversifizierung der Geschäftsfelder, Kooperationen und weitere Professionalisierung seien wichtige Entwicklungstrends. Der Erfolg von Energiegenossenschaften hänge auch davon ab, inwiefern sie die systemeigenen Eigenschaften von Genossenschaften als Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft nutzen könnten. Die Dezentralisierung der Energiewende werde dazu führen, dass jene Gesellschaften die größten Gewinner sein werden, die den Austausch zwischen Erzeugern und Verbrauchern am effizientesten organisieren könnten.
Keine schlechten Zeiten für Energiegenossen. Sie müssen nur ihren Blick nach vorn wenden und nicht über das eindeutig zu ihren Ungunsten geänderte EEG jammern. Denn diese Rad lässt sich nicht mehr zurückdrehen.
Mehrere Interveies, die mein Energieblogger-Kollege Andreas Kühl mit Genossenschaftern über neue Geschäftsmodelle führte, finden sich hier als Podcast.
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