Mit automatisierter TGA, wie hier einer Verteileranlage einer Wärmepumpe, lässt sich die Energieeffizienz eines Gebäudes steigern. Foto: Urbansky

Was kann man in der Gebäu­de­technik automatisieren?

von | 6. Dezember 2016

Die Ener­gie­wende im Haus wird nicht ohne Digi­ta­li­sierung gelingen. Das Münchener IGT – Institut für Gebäu­de­tech­no­logie gibt monatlich Tipps heraus, mit denen Mietern, Verwaltern und TGA-​Verantwortlichen die Steuerung der Haus­technik leicht gemacht werden soll. 
Im November warten die Wissen­schaftler mit der Auto­mation mit Blick auf die bedsrfs­ge­führte Anlagen­technik auf, die hier in Auszügen wieder­ge­geben werden.

Inzwi­schen hat es auch der Gesetz­geber verstanden: Insbe­sondere in Nicht­wohn­ge­bäuden sollte die Anlagen­technik bedarfs­ge­führt betrieben werden. Seit Einführung der EnEV 2014 sind einige Fragen zum Auto­ma­ti­onsgrad fester Bestandteil beim Erstel­lungs­prozess des Ener­gie­aus­weises. Die Auto­mation führt nicht nur zu gerin­geren Betriebs­kosten, sondern auch zu besseren Jahres­werten im Ener­gie­ausweis (d.h. der Pfeil des Ener­gie­aus­weises rückt weiter in den grünen Bereich).

Was soll nun auto­ma­ti­siert werden und wie können die Eckpunkte früh­zeitig fest­gelegt werden? Dazu hilft eine Check­liste auf Basis der DIN EN 15232. Die Norm fragt den Auto­ma­ti­onsgrad von allen Gewerken über relativ einfache Fragen ab. Jede Frage trägt dazu bei zu ermitteln, welche Gebäudeautomations-​Effizienzklasse ein Gebäude in Summe erhält. Dabei unter­scheidet die Norm in folgende Klassen:

  • Klasse A: Ener­gie­ef­fi­ziente Gebäu­de­au­to­mation und Energiemanagement
  • Klasse B: Erwei­terte Gebäudeautomation
  • Klasse C: Standard-Gebäudeautomation
  • Klasse D: Keine Ener­gie­ef­fi­zienz /​Inef­fi­zi­enter Gebäudebetrieb

Mit der „Check­liste Ener­gie­ef­fi­zienz“, die Fragen der DIN EN 15232 enthält, kann man bei Bestands­ge­bäuden der Ist- und Soll-​Zustand getrennt erfassen.

Erst Ist-​Zusand ermitteln

Den Ist-​Zustand ermittelt man meist über einen Orts­termin oder Befragung des Betriebspersonals.
Die Fest­legung des Soll-​Zustands ist etwas diffi­ziler. Wenn man es gar nicht besser weiß, kann man alle Aussagen auswählen, die mindestens einer gewünschten Gesamt-​Zielklasse entsprechen. Wenn man z.B. die GA-​Effizienzklasse B erreichen möchte, sollte man keine Auswahl treffen, die zu „C“ oder „D“ führt.

Alter­nativ betrachtet man den rechten Teil der Check­liste. Dort ist die jeweilige funk­tionale Beschreibung enthalten, wie sie später auch an den Gene­ral­planer gegeben werden oder als Teil einer Ausschreibung verwendet werden kann. Diese Texte können für Rück­fragen mit entspre­chenden Fach­firmen verwendet werden, um eine Abschätzung von Aufwand und Kosten zu erhalten und zu entscheiden, welchen Unter­punkt man als Soll-​Zustand auswählt.

Bei Neubau­maß­nahmen sollte der Planungs­zu­stand als „Soll-​Konfiguration“ erfasst werden und die Spalte „Ist“ wird ignoriert. Die Bestimmung der Soll-​Auswahl erfolgt ähnlich wie beim Bestandsgebäude.

Die voll­ständige Check­liste ist hier als Download verfügbar.

Alter­nativ zum Prozess, die Anfor­de­rungen selber zu bestimmen, sei noch auf ein kosten­loses Programm hinge­wiesen, welches die Maßnahmen im Rahmen eines inter­ak­tiven Prozesses ermittelt: Das Programm „Gebäude-​IQ“. Ohne sich in tech­ni­schen Details zu verlieren, stellt das Tool die norm­ba­sierten Fragen, erstellt eine Aussage über den Ist-​Zustand sowie einen Vorschlag für Maßnahmen inkl. dem damit verbun­denen ener­ge­ti­schen Einspar­po­tenzial. Diese vom Tool vorge­schla­genen Maßnahmen kann man in die Spalte „Soll“ in die zuvor erwähnte Check­liste eintragen. Das Programm „Gebäude-​IQ“ kann kostenlos unter www.Gebäude-IQ.de herun­ter­ge­laden werden.

Anfor­de­rungen im Lastenheft

Entspre­chend dem Lastenheft für die Anfor­de­rungen aus Sicht des Nutzers (mehr hier) müssen auch die Anfor­de­rungen an die Ener­gie­ef­fi­zienz so beschrieben werden, WAS WOFÜR gefordert ist und noch nicht WIE und WOMIT. Die entspre­chenden Text­blöcke sind deshalb auch hier bereits im rechten Bereich der Check­liste enthalten.

Das Erstellen des Lasten­hefts ist dabei ähnlich einfach wie bei den Anfor­de­rungen aus Nutzer­sicht. Man muss lediglich alle Anfor­de­rungs­texte der Check­liste kopieren, die zum Einsatz kommen sollen. Gege­be­nen­falls ist zusätzlich zu ergänzen, für welche Gebäu­de­be­reiche die Anfor­de­rungen gelten (eventuell möchte man z.B. für die Raum­tem­pe­ra­tur­re­gelung unter­scheiden: Bespre­chungs­räumen präsenz­ba­siert und Groß­raum­büros zeitgesteuert).

Der Tipp des Monats des IGT kann hier abonniert werden.


Mit dem Smart home, ohne dass sich eine moderne TGA-​Anlage kaum sinn­voll steu­ern lässt, befasst sich auch Energieblogger-​Kollege Björn Katz hier auf sei­nem Blog Strom­aus­kunft.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
Gebäude mit alten Handys intel­ligent steuern

Gebäude mit alten Handys intel­ligent steuern

Die Energiewende findet auch in der Steuerzentrale jedes einzelnen Gebäudes statt – und vielleicht schon bald im Inneren eines alten Smartphones. Daran arbeiten Forschende des empa. Mit dem Ausbau erneuerbarer Energien wie Solar- und Windkraft steigen nicht nur die...

Kommunale Versorger in der Zwickmühle

Kommunale Versorger in der Zwickmühle

Die Wärmewende in Deutschland stockt – und das bleibt nicht ohne Folgen für die kommunalen Energieversorger, die auf Fernwärme setzen. Viele Stadtwerke stehen vor einem fundamentalen Problem: Die bestehenden Fernwärmenetze müssen erweitert und gleichzeitig...

Wie läuft die Wärme­planung in Nieder­sachsen und Bremen?

Wie läuft die Wärme­planung in Nieder­sachsen und Bremen?

Mit dem Gesetz zur Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) hat sich schon die alte Bundesregierung ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2045 soll die Bereitstellung von Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme in Deutschland klimaneutral erfolgen. Erste...

Turbo Wohnungsbau

Turbo Wohnungsbau

Wie können wir die Blockaden überwinden und bezahlbares Wohnen wieder möglich machen? Diese Frage bewegt die ganze Gesellschaft - nicht nur die neue Bundesregierung. Antworten gibt es viele: Weniger Bürokratie, mehr Digitalisierung, ausreichende Förderung, bessere...