Fotos: Grafiken: Kesselheld

Worauf Käufer bei der neuen Heizung achten

von | 7. Dezember 2016

Der Heizungs­tausch ist eine Sanie­rungs­maß­nahme, die oft hohe Einspa­rungen mit sich bringt. Aller­dings geht es Kunden nicht immer darum, Energie zu sparen. Denn auch eine defekte oder über die Jahre unzu­ver­lässig gewordene Heizung kann Grund genug für einen Austausch sein. In der Studie zum Heizungs­markt 2016 hat der Dienst­leister und Heizungs­bauer Kesselheld seine Heizungs­kunden nach ihren Präfe­renzen gefragt.

Besonders inter­es­sante Ergeb­nisse liefert dabei die Auswertung der Brennstoff-​Verteilung sowie des Wech­sel­ver­haltens typischer Heizungs­kunden. Zu erkennen ist, dass Gas noch immer der belieb­teste Rohstoff ist. Kommt es zu einem Heizungs­tausch, inter­es­sieren sich hingegen nur wenige für einen Wechsel, zum Beispiel von Öl zu Gas. Häufige Gründe sind die Kosten für einen neuen Gasan­schluss und der aktuell niedrige Ölpreis.

Aufschluss­reich ist darüber hinaus auch eine Auswertung des Alters der Heizungen, welches die im Durch­schnitt knapp 24 Jahre beträgt. Ein Wert, der vor allem im Kontext der Ener­gie­wende große Poten­ziale vermuten lässt.
Geht es dagegen um das Thema Digi­ta­li­sierung, zögern heute noch viele Heizungs­kunden. Denn ganz anders als im Lifestyle oder eCommerce-​Bereich fragen hier nur wenige bewusst nach modernen Möglich­keiten, die eigene Heizung smarter, effi­zi­enter und komfor­tabler zu machen.

78 % der Online­kunden haben keine Marken­prä­ferenz, was zunächst auf eine geringe Marken­be­deutung hindeutet. In Einzel­ge­sprächen kris­tal­li­siert sich dabei heraus, dass es zwar keine Präferenz für eine einzelne Marke gibt, der Heizungs­kunde aber klar eine der fünf großen deutschen Marken in seinem Keller sehen möchte. Damit legen Nutzer sehr wohl Wert auf eine Marken­heizung – von welcher der großen Marken diese Heizung nun genau stammen soll, spielt für viele Nutzer dabei jedoch keine Rolle.

Welcher Brenn­stoff wird gewünscht

20161125_studie_art_der_waermeverteilung_72dpiGeht es um den Tausch der alten Heizung, haben Haus­be­sitzer heute eine nie dage­wesene Auswahl. Neben Standard-​Heizsystemen wie Gas- oder Öl-​Brennwertthermen bieten vor allem Pellet­hei­zungen und Wärme­pumpen umwelt­freund­liche Alter­na­tiven. Betrachtet man die Verteilung der Brenn­stoffe nach einem Heizungs­tausch, bleibt Gas mit einem Anteil von 68 % der belieb­teste Rohstoff.

Fast ein Viertel der Haus­be­sitzer entscheidet sich bei dem Heizungs­tausch für Heizöl. Im Gegensatz zu den fossilen Rohstoffen bleibt das Interesse der Befragten gegenüber nach­hal­tigen Pellet- oder Wärme­pum­pen­hei­zungen jedoch gering. Gerade einmal 4 % der Haus­be­sitzer wollen nach einer Heizungs­sa­nierung zur Pellet­feuerung wechseln. Für eine Wärme­pumpe – die sich vor allem in ener­ge­tisch moder­ni­sierten Gebäuden lohnt – inter­es­sieren sich nur 3 %.

Hohe Brenn­stoff­treue

20161125_studie_von_welchem_brennstoff_auf_welchen_wechseln_72dpiHaus­be­sitzer bleiben Brenn­stoffen treu. Das beweist ein Blick auf ihr Wech­sel­ver­halten. Während 79 % bei Gas oder Öl bleiben, entscheiden sich 6 % der Haus­be­sitzer für einen Austausch alter Öl- durch neue Gashei­zungen. Ein Wechsel von Heizöl zu Pellets kommt für nur 2 % infrage. Insgesamt wollen nur knapp 20 % der Kunden den Brenn­stoff wechseln, davon der Großteil auf Gas. Eine Heraus­for­derung im Bezug auf die ambi­tio­nierten deutschen Klimaziele.

Durch­schnitts­alter der aktuellen Heizung

Mit dem Alter einer Heizung sinkt ihre Effizienz im Vergleich zu modernen Geräten. Betrachtet man das durch­schnitt­liche Alter deutscher Wärme­er­zeuger, sind viele schon mehr als 20 Jahre in Betrieb. So liegt das Durch­schnitts­alter der Heizungen unserer Kunden bei 23,9 Jahren. Ein Austausch, bei dem zum Beispiel eine neue Brenn­wert­heizung instal­liert wird, kann nicht nur Geld sparen, sondern auch die Umwelt entlasten. Dafür sorgt besonders die Brenn­wert­technik. Dabei wird die Energie aus dem heißen Abgas für die Wärme im Heizkreis genutzt.

Inter­net­fä­higkeit der Heizung kaum gewünscht

20161125_studie_internetfaehigkeit_der_heizung_gewuenscht_72dpi-1Wie viele Bereiche unseres Lebens verändert die Digi­ta­li­sierung auch das Heizen. So werden Smart­phones zum mobilen Zugang in den eigenen Keller. Sie zeigen Verbrauchs­daten in Echtzeit und ermög­lichen es, auch von unterwegs Tempe­ra­turen oder Betriebs­daten zu ändern. Während intel­li­gente Algo­rithmen von selbst darauf achten, dass Wärme passgenau für Haus und Nutzer erzeugt wird, kann die Auswertung der wich­tigsten Betriebs­daten schon früh­zeitig auf mögliche Fehler hinweisen.

Fällt die Technik doch einmal aus, können Berichte aus der Ferne ausge­lesen und Notfall-​Einsätze schnell und effizient geplant werden. Digitale Technik macht die Heizung also nicht nur komfor­tabler und sparsamer, sondern auch sicherer. Trotz dieser Vorteile entscheiden sich zunächst 53 % unserer Kunden gegen eine Inter­net­fä­higkeit der Heizung. Während 34 % unschlüssig sind, ist die digitale Heizung nur von 13 % der Befragten explizit gewünscht.

Marke meist nicht kaufentscheidend

Geht es um das Fabrikat der neuen Heizung, haben Haus­be­sitzer und Bauherren heute eine große Auswahl. Unsere Befragung ergab, dass 78 % der Heizungs­käufer keine bestimmte Marke präfe­rieren. Nur 22 % wollen eine bestimmte Marke kaufen.

Haus­be­sitzer zögern bei Sonnenwärme

Die Sonne sendet in einer Stunde mehr Energie zur Erde, als die Menschheit in einem Jahr verbrauchen könnte. Über die Solar­thermie kann diese mit hohem Wirkungsgrad für Heizung und Warm­was­ser­be­reitung genutzt werden. Das Besondere daran: Die Solar­thermie wird auch besonders attraktiv gefördert. Betrachtet man das Interesse der Heizungs­kunden, entscheiden sich dennoch 59 % gegen eine Solarthermie-​Anlage. Während 19 % unschlüssig sind, wird die Technik von 22 % gewünscht. Darin spiegelt sich jedoch auch zum Teil wieder, dass nicht bei allen Kunden die baulichen Voraus­set­zungen für eine Solar­ther­mie­anlage gegeben sind.

Trink­wasser meist zentral erwärmt

Für die Warm­was­ser­be­reitung gibt es zwei Möglich­keiten: Entweder das Trink­wasser wird über die Heizung oder über dezen­trale, meist elek­trisch betriebene Geräte erwärmt. Betrachtet man das Interesse der Heizungs­käufer, wählen 85 % die zentrale Warm­was­ser­be­reitung. Lediglich 15 % entscheiden sich gegen die Trink­was­se­r­er­wärmung mit der Heizung. Häufig wird die bisher exis­tie­rende Lösung fortgeführt.

Art der Wärmeverteilung

Effizienz und Komfort einer Heizungs­anlage hängen auch von der Wärme­ver­teilung ab. Möglich sind dabei Heiz­körper und Flächen­hei­zungen. Eine Befragung unserer Kunden ergab, dass 76 % mit Heiz­körpern heizen. Während 10 % ausschließlich eine Fußbo­den­heizung nutzen, setzen 14 % auf ein Mischsystem.

Methodik
Grundlage für die Studie ist ein intern reprä­sen­ta­tives Sample von 5.502 Personen, die im Zeitraum von Oktober 2015 bis Oktober 2016 einen Online-​Fragebogen auf www​.kesselheld​.de beant­wortet haben. Da nicht immer alle Kunden alle Fragen beant­wortet haben weichen manche Stich­proben bis auf 1.669 Antworten nach unten ab. Die Studie ist nicht reprä­sen­tativ für die deutsche Bevölkerung.


Über das wach­sende Angebot an Heizstrom infor­miert Energieblogger-​Kollege Björn Katz hier auf sei­nem Blog Strom­aus­kunft.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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