Blockheizkraftwerke wie dieses in Leipzig sind nichts anderes als große Verbrennungsmotoren, die Emissionen und Lärm aber vor Ort erzeugen und nicht am Stadtrand. Foto: Frank Urbansky

Leipziger Stadt­werke: Mit KWK langsam in Richtung Energiewende

von | 25. August 2017

Die Leipziger Stadt­werke werden in den kommenden Monaten vier dezen­trale KWK-​Anlagen errichten. Die Anlagen wurden von Zeppelin Power Systems gefertigt und bestehen aus 16-​Zylinder-​Gas-​Motoren mit Leistugen von je 2 MW thermisch und elektrisch.

Drei davon werden in ehema­ligen Fern­wär­me­um­for­mer­sta­tionen in stark verdich­tetem und bewohntem Stadt­gebiet unter­ge­bracht, eine auf dem Gelände des GuD-Kraftwerkes.

Derzeit gut ausgelastet: GuD der Leipziger Stadtwerke. Fotos: Urbansky

Derzeit gut ausge­lastet: GuD der Leipziger Stadt­werke. Fotos: Urbansky

Angst, dass die BHKWs dem eigenen GuD Konkurrenz machen, haben die Macher keine. „Wir instal­lieren so 15 bis 20 MW Leistung jährlich“, so Johannes Kleinsorg, Sprecher der Stadtwerke-​Geschäftsführung. Bis 2020 würde aber eine Gesamt­an­schluss­leistung aufgrund des Bevöl­ke­rungs­wachstums von 75 MW benötigt.

Das GuD läuft dem Vernehmen nach inzwi­schen auch gut. Kleinsorg geht von einer jähr­lichen Lauf­leistung von 4.500 Stunden auch in diesem Jahr aus. Vor wenigen Jahren schaffte das Heiz­kraftwerk kaum die Hälfte. Zu hoch die Gaspreise, zu mager die Erlöse aus dem Strom­markt. Doch das hat sich ein wenig zum besseren gewendet.

8‑Millionen-​Invest

Bei den Block­heiz­kraft­werken, für die insgesamt rund 8 Millionen Euro inves­tiert werden, gehen die Stadt­werke von 8.000 Stunden Voll­last­be­trieb aus. Das Gas dafür wird an den Märkten direkt einge­kauft.

Zwar hätten, so Stadtwerke-​Geschäftsführer Karsten Rogall, die Erzeug­er­ka­pa­zi­täten im eigenen GuD als auch im Kraftwerk Lippendorf, von dem ebenfalls Fernwärme ins Leipziger Netz ausge­koppelt wird, ausge­reicht, auch die wach­senden Bedarfe abzu­decken. Die Stadt­werke wollten aber einen Schritt in Richtung Ener­gie­wende machen. Dafür nutze man eine erprobte Tech­no­logie – eben KWK und wolle so jährlich rund 1.760 Tonnen CO2 einsparen. Die Kapazität jeder Anlage reicht aus, um 400 Haushalte mit Wärme und 9.000 Haushalte mit Strom zu versorgen. Dieser wird aller­dings einge­speist und nach KWKG vergütet.

Welche Erneu­erbare darf es sein?

Auch Kleinsorg sieht die Notwen­digkeit, das Versor­gungs­sytem in Richtung Wärme­wende zu trans­por­tieren. Die solle jedoch nach und nach geschehen und keine Operation am offenen Herzen gleichen. Derzeit gebe es eine interne Diskussion, welche der eneu­er­baren Energien in Zukunft wirt­schaftlich für die netz­ge­bundene Wärme­ver­sorgung heran­zu­ziehen sind. Das könnten Biogas, Power to Gas, Power to Heat oder Solar­thermie sein. Im ersten Halbjahr 2018 rechne man hier mit ersten Ergebnissen.


Wie sich solare Fernwärme und KWK mitein­ander verbinden lassen, beschreibt meine Energieblogger-​Kollegin Cornelia Daniel hier auf Ecoquent Positions.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
Gebäude mit alten Handys intel­ligent steuern

Gebäude mit alten Handys intel­ligent steuern

Die Energiewende findet auch in der Steuerzentrale jedes einzelnen Gebäudes statt – und vielleicht schon bald im Inneren eines alten Smartphones. Daran arbeiten Forschende des empa. Mit dem Ausbau erneuerbarer Energien wie Solar- und Windkraft steigen nicht nur die...

Schneller und günstiger mit dem neuen Gebäu­detyp E

Schneller und günstiger mit dem neuen Gebäu­detyp E

Angesichts explodierender Baukosten, steigender Zinsen und strengerer Bauvorschriften gerät der Wohnungsbau in Deutschland zunehmend unter Druck. Die Zahl der Baugenehmigungen ist im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Vor allem bezahlbarer Wohnraum wird immer...

Wie läuft die Wärme­planung in Nieder­sachsen und Bremen?

Wie läuft die Wärme­planung in Nieder­sachsen und Bremen?

Mit dem Gesetz zur Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) hat sich schon die alte Bundesregierung ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2045 soll die Bereitstellung von Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme in Deutschland klimaneutral erfolgen. Erste...

Platte wird zum weit­gehend ener­gie­aut­arken Wohnhaus

Platte wird zum weit­gehend ener­gie­aut­arken Wohnhaus

Plattenbau und Energieeffizienz – das beißt sich. Doch in Aschersleben wird gerade der Beweis angetreten, dass beides gut zusammen geht. Dafür mussten die Wohnungsgesellschaft AGW und Energieexperte Timo Leukefeld allerdings um die Ecke denken. Die Lösung lag in...