Mögliche Komponenten einer smarten Vernetzung im Wohnbereich. Grafik: innogy

In fünf Schritten zum IoT-Gebäude

von | 26. Januar 2018

Das Mün­che­ner IGT – Insti­tut für Gebäu­de­tech­no­lo­gie gibt monat­lich Tipps heraus, mit denen Mietern, Ver­wal­tern und TGA-​Verantwortlichen die Steue­rung der Haus­tech­nik leicht gemacht werden soll. Im Januar nun ziegen die Wis­sen­schaft­ler in wenigen Schritten den Weg zum smarten Heim auf.

Schritt 1: Anfor­de­rungen festlegen

Zunächst gilt es fest­zu­legen, was Sie von einem Smart Building erwarten. Das können zunächst ener­gie­ef­fi­ziente Anfor­de­rungen auf Basis der EN 15232 oder halbwegs „normale“ Anfor­de­rungen an die Raum­au­to­mation sein. Eventuell wollen Sie die Nutzungs­in­ten­sität von Toiletten über­wachen, um die Reini­gungs­in­ter­valle bedarfs­ge­recht anzu­passen. Oder sollen Fahr­stühle, Kaffee­ma­schinen und Toilet­ten­spü­lungen ihre Nutzungs­daten an ein über­ge­ord­netes BMS (Building Management System) senden, um zum ganz­heit­lichen Verständnis der Gebäu­de­nutzung bzw. dem Wohl­be­finden der Mitar­beiter beizu­tragen? Oder wollen Sie Beacons im Gebäude instal­lieren, damit Mitar­beiter und Gäste durch das Gebäude navigiert werden können und sich Büro- und Bespre­chungs­räume auto­ma­tisch bedarfs­ge­recht konfi­gu­rieren? Lösen Sie sich davon, wie man bisher Gebäu­de­au­to­mation geplant hat und formu­lieren Sie Ihre Ideen als Anforderungen.

Schritt 2: Umsetz­barkeit prüfen

Über eine Recherche ist zunächst zu prüfen, ob es bereits Refe­renz­pro­jekte oder –umset­zungen zu Ihren Anfor­de­rungen gibt. Wenn ja: Durch wen und mit welchen Produkten wurden diese reali­siert? Nicht zu allen inno­va­tiven Ideen werden Sie fündig werden, aber es ist auch nicht zu erwarten, dass Sie in allem Pionier­arbeit leisten müssen. Sehen Sie zu, dass Sie von exis­tenter Erfahrung maximal profi­tieren. Dort, wo Sie tatsächlich Neuland betreten, sollten Sie eine proto­ty­pische Instal­lation für eine Pilot­fläche in Erwägung ziehen.

Schritt 3: Lastenheft erstellen

Formu­lieren Sie Ihre Anfor­derung so, dass Nutzen und Ergebnis in den Vorder­grund gestellt werden. Vermeiden Sie zunächst die Fest­legung von Herstellern oder Tech­no­logien. Achten Sie darauf anzugeben, für welche Gebäu­de­be­reiche Sie welche Anfor­de­rungen erheben. Werden Sie dabei zum exakten Verhalten der Auto­mation möglichst konkret (z.B. Wann genau soll sich die Beleuchtung auf welche Licht­farbe einstellen? Wie genau kann der Nutzer über Taster oder eine Smartphone-​App das System bedienen? Wie soll das Layout einer App aussehen etc.). Diese Anfor­de­rungen müssen später Vertrags­be­standteil werden und auch im Rahmen der Abnahme geprüft werden können.

Schritt 4: Auswahl eines geeig­neten Fachplaners

Dies wird der schwie­rigste Punkt: Fach­planer greifen gerne auf Erfah­rungs­werte zurück und bevor­zugen die Reduktion auf über­schaubare Licht‑, Verschattungs- und Tempe­ra­tur­re­ge­lungen. Zu den meisten inno­va­tiven Anfor­de­rungen liegen selten Erfah­rungs­werte vor und Unsi­cherheit führt zu Zurück­haltung. Es gibt gute Fach­planer – aber viel­leicht müssen Sie bei fünf Planungs­un­ter­nehmen anfragen, um von einem Dienst­leister einen zuver­sicht­lichen Eindruck zu erhalten.

Schritt 5: Auswahl von Tech­no­logie, Hersteller und Systemintegrator

Wenn die Anfor­de­rungen klar formu­liert sind und ein kompe­tenter und inno­va­ti­ons­freu­diger Fach­planer gefunden ist, geht es an die Auswahl von Tech­no­logie und Hersteller von Kompo­nenten. Dazu sollte man sich zunächst nach einem kompe­tenten und inno­va­ti­ons­freu­digen System­in­te­grator umsehen. Dessen Erfah­rungen und Einschät­zungen sollten bei der Auswahl der Kompo­nenten berück­sichtigt werden. Immerhin muss er diese später betreuen und weiter ausbauen. Machen Sie nicht den Fehler, einem System­in­te­grator vorzu­schreiben, welche Kompo­nenten er zu verwenden hat. Wenn es später zu Problemen kommen wird, dann ist es fatal, wenn er sich nicht ganz­heitlich verant­wortlich fühlt.

Der Tipp des Monats des IGT kann hier abon­niert werden.


Mit dem Smart Home, ohne dass sich eine moderne TGA-​Anlage kaum sinn­voll steu­ern lässt, befasst sich auch Energieblogger-​Kollege Björn Katz hier auf sei­nem Blog Strom­aus­kunft.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
„Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Seit diesem Jahr gilt das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze. Bis 2028 müssen alle Kommunen eine solche Planung vorlegen. Im Interview erklärt Jannik Hartfil, Fachgebietsleiter Kommunale Wärmeplanung bei dem Energienetzbetreiber EWE...

„Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Seit diesem Jahr gilt das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze. Bis 2028 müssen alle Kommunen eine solche Planung vorlegen. Im Interview erklärt Jannik Hartfil, Fachgebietsleiter Kommunale Wärmeplanung bei dem Energienetzbetreiber EWE...

Smart Meter Rollout: Noch rollt wenig

Smart Meter Rollout: Noch rollt wenig

Der Smart Meter Rollout soll helfen Strom zu sparen und Lasten zu kappen. Das könnte Mietern und Verwaltern deutliche finanzielle Vorteile bringen. Doch der Ausbau geht nur schleppend voran. Zudem wären bei einer Einbindung der Wärmeversorgung in den Rollout die...