Für ein neues Nebengebäude des hessischen Finanzministeriums wichen die Planer auf eine Nutzung der Abwärme eines benachbarten Gebäudes aus da sich Geothermie, wie ursprünglich geplant, nicht umsetzen liess. Foto: Urbansky

Abwär­me­nutzung indi­vi­duell planen

von | 2. Oktober 2018

Die Nutzung von Abwärme ist ein wesent­licher Faktor, um die Effizienz eines Gebäudes zu steigern. Im Neubau sind solche Lösungen, etwa durch die kontrol­lierte Wohn­raum­lüftung, längst Standard. Aber auch im Bestand sind Nach­rüs­tungen möglich, die dank funk­ba­sierter Steuerung den baulichen Aufwand im Rahmen halten. Erfolgen muss eine entspre­chende Planung immer indi­vi­duell, da es keine stan­dar­di­sierten Lösungen gibt.

In Dortmund dreht sich nicht alles um die Borussia. Anfang Februar wurde die Stadt zum Nabel der Abwär­me­rück­ge­winnung. Die dortigen Deutschen Gasruß­werke stellen ein Vorprodukt für Reifen her – doch nicht nur das, sondern sie produ­zieren auch jede Menge Abwärme. Die wur-​de bisher ins städ­tische Wärmenetz einge­speist oder an der Börse verkauft.

Doch es blieb immer noch genug Abwärme übrig. Die wird nun von der Coldstore Group ge-​nutzt. Eigentlich braucht man dort jedoch keine Wärme, sondern Tiefkälte. Denn Coldstore ist im Bereich der Tief­kühl­lo­gistik unterwegs. Die benötigte Kälte lässt sich mittels Adsorption aus der über­schüs­sigen Abwärme erzeugen. Möglich macht das E.ON: Die Essener bauen eine Ener­gie­zen­trale zur Wärme­rück­ge­winnung, in der dann mittels Absorp­ti­ons­technik Tiefkälte erzeugt wird. Coldstore siedelt sich wegen der riesigen Poten­ziale extra in Dortmund an, wo ein 5.000-Tonnen-Gefrierhaus mit einer Einfrier­ka­pa­zität von 300 Tonnen in 24 Stunden errichtet wird.

Dieses Groß­projekt ist leider noch eine Ausnahme. Doch das wird nicht so bleiben. Abwärme-​rückgewinnung schlägt gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe:

Die erste Fliege heißt Effizienz. Denn die sonst ungenutzt in die Luft geblasene Energie dient hier der Gebäu­de­ver­sorgung mit Wärme und senkt die Energiebezüge.

Die zweite Fliege heißt Ener­gie­ein­spar­Ver­ordnung (EnEV). Die verlangt solche Tech­no­logien, will sie denn erfüllt sein. Die Abwär­me­nutzung glänzt durch einen besonders guten Primärenergie-​faktor, da sie als Umwelt­energie gilt.

Die dritte Fliege heißt Zukunfts­fä­higkeit. Egal, welche Szenarien sich Wissen­schaftler ausdenken, wenn sie von der Ener­gie­ver­sorgung der Zukunft sprechen: die Abwärme hat darin immer einen festen Platz. „Unter der Voraus­setzung einer luft­dichten Gebäu­de­hülle kommen als Tech­no­logien zur Nutzung der Abwärme beispiels­weise Wärme­pumpen infrage. Schät­zungen zufolge sind rund 24 % der Wohn­ge­bäude in Europa mit einer mecha­ni­schen Lüftung ausge­stattet, Wärme­rück­ge­win­nungs­tech­no­logien nutzen jedoch nur 1,5 %“, zeigen die Wissen­schaftler Markus Reichart und Alexander Sauer von der Univer­sität Stuttgart das große Potenzial dieser Tech­no­logie auf. …


Gekürzt. Geschrie­ben für tab aus dem Bau­ver­lag. Der kom­plette Beitrag ist nur in Heft 10/​2018 zu lesen. Zum Abon­ne­ment geht es hier.

Wie das Haus der Zukunft kom­plett mit Eigen­ener­gie ver­sorgt wer­den könnte, beschreibt Energieblogger-​Kollege Andreas Kühl hier auf sei­nem Blog Energynet. 

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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