Die Nutzung von Abwärme ist ein wesentlicher Faktor, um die Effizienz eines Gebäudes zu steigern. Im Neubau sind solche Lösungen, etwa durch die kontrollierte Wohnraumlüftung, längst Standard. Aber auch im Bestand sind Nachrüstungen möglich, die dank funkbasierter Steuerung den baulichen Aufwand im Rahmen halten. Erfolgen muss eine entsprechende Planung immer individuell, da es keine standardisierten Lösungen gibt.
In Dortmund dreht sich nicht alles um die Borussia. Anfang Februar wurde die Stadt zum Nabel der Abwärmerückgewinnung. Die dortigen Deutschen Gasrußwerke stellen ein Vorprodukt für Reifen her – doch nicht nur das, sondern sie produzieren auch jede Menge Abwärme. Die wur-de bisher ins städtische Wärmenetz eingespeist oder an der Börse verkauft.
Doch es blieb immer noch genug Abwärme übrig. Die wird nun von der Coldstore Group ge-nutzt. Eigentlich braucht man dort jedoch keine Wärme, sondern Tiefkälte. Denn Coldstore ist im Bereich der Tiefkühllogistik unterwegs. Die benötigte Kälte lässt sich mittels Adsorption aus der überschüssigen Abwärme erzeugen. Möglich macht das E.ON: Die Essener bauen eine Energiezentrale zur Wärmerückgewinnung, in der dann mittels Absorptionstechnik Tiefkälte erzeugt wird. Coldstore siedelt sich wegen der riesigen Potenziale extra in Dortmund an, wo ein 5.000-Tonnen-Gefrierhaus mit einer Einfrierkapazität von 300 Tonnen in 24 Stunden errichtet wird.
Dieses Großprojekt ist leider noch eine Ausnahme. Doch das wird nicht so bleiben. Abwärme-rückgewinnung schlägt gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe:
Die erste Fliege heißt Effizienz. Denn die sonst ungenutzt in die Luft geblasene Energie dient hier der Gebäudeversorgung mit Wärme und senkt die Energiebezüge.
Die zweite Fliege heißt EnergieeinsparVerordnung (EnEV). Die verlangt solche Technologien, will sie denn erfüllt sein. Die Abwärmenutzung glänzt durch einen besonders guten Primärenergie-faktor, da sie als Umweltenergie gilt.
Die dritte Fliege heißt Zukunftsfähigkeit. Egal, welche Szenarien sich Wissenschaftler ausdenken, wenn sie von der Energieversorgung der Zukunft sprechen: die Abwärme hat darin immer einen festen Platz. „Unter der Voraussetzung einer luftdichten Gebäudehülle kommen als Technologien zur Nutzung der Abwärme beispielsweise Wärmepumpen infrage. Schätzungen zufolge sind rund 24 % der Wohngebäude in Europa mit einer mechanischen Lüftung ausgestattet, Wärmerückgewinnungstechnologien nutzen jedoch nur 1,5 %“, zeigen die Wissenschaftler Markus Reichart und Alexander Sauer von der Universität Stuttgart das große Potenzial dieser Technologie auf. …
Gekürzt. Geschrieben für tab aus dem Bauverlag. Der komplette Beitrag ist nur in Heft 10/2018 zu lesen. Zum Abonnement geht es hier.
Wie das Haus der Zukunft komplett mit Eigenenergie versorgt werden könnte, beschreibt Energieblogger-Kollege Andreas Kühl hier auf seinem Blog Energynet.
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