Das Münchener IGT – Institut für Gebäudetechnologie gibt monatlich Tipps heraus, mit denen Mietern, Verwaltern und TGA-Verantwortlichen die Steuerung der Haustechnik leicht gemacht werden soll. Im Dezember nun befassten sich die Forscher mit verschiedenen Lüftungsvarianten.
Gute Luft ist eine essentielle Grundlage für das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Menschen! Nun hält sich der Mensch ‑in Deutschland- den größten Teil des Tages zu durchschnittlich 90%, in geschlossenen Räumen auf. Deshalb hat Rafael Troll in seiner Abschlussarbeit an der Technischen Hochschule Rosenheim am Beispiel von Schulen unter-schiedliche Lüftungsvarianten untersucht.
Sein Fazit: Manuelle Lüftung ist eindeutig nicht ausreichend. Zur Gewährleistung von guter Luftqualität muss eine geregelte Lüftungsanlage zumindest ergänzend eingesetzt werden.
Luftqualität in modernen Gebäuden und Konsequenzen für den Menschen
Schon 1858 wurde von Max von Pettenkofer festgestellt, dass bei höheren CO2-Konzentrationen Beschwerden wie Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten oder Kopfschmerzen zunehmen. Von ihm stammt der noch immer akzeptierte CO2-Schwellwert von 1.000 ppm (parts per million), der nicht überschritten werden sollte. Weitere Studien in diesem Bereich „beweisen“, dass bei z.B. schlechter Luft in Schulen die Fehlzeiten von Schülern bzw. die Fehlerraten bei zu bewältigenden Aufgaben ansteigen.
Ähnliches gilt auch für das Wohlbefinden und die Produktivität von Mitarbeitern im Büro.
Das Problem verstärkt sich heutzutage, da moderne Gebäude immer besser gedämmt und Fenster immer dichter werden. Die Grundlüftung über Gebäudeundichtigkeiten nimmt stetig ab. Auch muss beachtet werden, dass die CO2-Konzentration in der Außenluft in den letzten 100 Jahren von ca. 300 ppm auf ca. 400 ppm gestiegen ist – in Städten kann diese sogar im Bereich von 500 – 600 ppm liegen. Dies führt dazu, dass der CO2-Schwellwert schneller erreicht wird und somit die Lüf-tungsanforderungen in Gebäuden steigen.
Der Mensch ist ein schlechter „Sensor“!
Kennen Sie das? Sie verlassen kurzzeitig einen Raum und bemerken erst bei der Rückkehr in den Raum wie schlecht die Luft ist. Das liegt daran, dass sich der Mensch an schlechte Luft „gewöhnt“. Sofern Sie keine geregelte Lüftungsanlage nutzen: Stellen Sie im Büro bzw. im privaten Wohn‑, Arbeits- oder Schlafzimmer einen CO2-Sensor auf! Gute Geräte gibt es bereits ab € 100. Diese zeigen die aktuelle CO2-Konzentration und können bei Bedarf auch Mini-mal-/Maximalwerte speichern oder den konkreten Messverlauf „loggen“, um diesen später auf einen PC zu übertragen.
So oder so: Sie werden überrascht sein, wie schnell Lüftungsbedarf gegeben ist! …
Nutzerakzeptanz
Wie bei allen Planungsaspekten der Gebäudeautomation sollte die Nutzerakzeptanz von Beginn an mit berücksichtigt werden. Eine Akzeptanzanalyse über mehrere konkrete Projekte im Jahr 2008 zeigt wesentliche Eckpunkte.
Folgende Aspekte wurden kritisch/negativ bewertet und sollten somit im Planungsprozess beson-ders berücksichtigt werden:
- Ungenügende Luftmengen
- Zu hohe Schallpegel
- „Falsche“ Raumtemperaturen (zu warm/kalt)
- Nicht angepasstes Gesamtkonzept
- Ungeeignete Steuerung und Regelung
- Keine ausreichende Betreuung der Anlage, ungeklärte Zuständigkeiten
- Ungenügende Nutzeraufklärung
- Überhitzung im Sommer
- Einzelraumregelung meist nicht vorhanden
- Unterdimensionierte Filterflächen führen zu übermäßiger Staubentwicklung im Klassen-zimmer
Auf der anderen Seite wurden insbesondere folgende Punkte positiv bewertet:
- Keine Zugerscheinungen (deutliche Verbesserung zur natürlichen Fensterlüftung)
- Angenehme Raumtemperatur in der Heizperiode
0 Kommentare