Bioerdgasanlage der VNG in Oschatz, die zu Teilen Biogas ins Gasnetz einspeist - eines der neuen Geschäftsfelder der Leipziger. Fotos: Juergen Jeibmann.

Biogas: Zukauf gegen den Trend

von | 9. Januar 2019

Biogas hat in der derzei­tigen Politik einen schweren Stand. Die neue und doch eher kleine Große Koalition hält es klein. Tatsächlich sind die Produk­ti­ons­kosten im Vergleich zu fossilem Gas, aber auch zu anderen erneu­er­baren Energien recht hoch. Dennoch tut sich am Markt einiges. Die VNG-​Tochter BALANCE VNG Bioen­ergie GmbH etwa kauft gegen den Trend Anlagen. Sie will Biogas zu einem wichtigen Pfeiler ihres Produkt­mixes machen.


Derzeit arbeiten in Deutschland rund 9.200 Biogasan­langen mit einer elek­tri­schen Leistung von gut 4.200 MW, was etwa zwei Atom­kraft­werken entspricht. So gut wie alle Anlagen produ­zieren und speisen Strom ins Netz ein, da dies über die EEG-​Umlage vergütet wird. Die Branche erlöst so den größten Teil der rund 9 Milli­arden Euro jährlich.

Nur wenige Anlagen speisen ausschließlich Biogas ins Gasnetz ein. Denn hierfür gibt es keine geson­derte Vergütung. Die Produk­ti­ons­kosten für Biomethan liegen bei 6 bis 8 Eurocent je kWh. Erlöst werden dafür bei der Einspeisung aber nur 2,6 Eurocent je kWh, so der Geschäfts­führer des Fach­ver­bandes Biogas Stefan Rauh. Dieser Preis ist somit keineswegs kosten­de­ckend und entspricht in etwa auch den Groß­han­dels­preisen für Erdgas an der Leipziger Ener­gie­börse EEX.

Nur zwei Anbieter mit reinem Biogas

Ein Geschäft ist damit also nicht zu machen, obwohl die Nachfrage nach Biogas­lie­fe­rungen sehr groß ist. Doch lediglich zwei Anbieter in Deutschland bieten tatsächlich eine Lieferung von reinem Biogas. Alle anderen Tarife sind mittels Zerti­fi­katen grün­ge­stellt oder enthalten nur geringe Prozent­sätze an Biogas. Zudem bewerben etwa Polar­stern und Natur­strom ihre Produkte als tatsächlich nach­haltig, weil es sich um aus Rest­stoffen und Müll erzeugtes Biogas handelt – im Gegensatz zu dem meist aus Ener­gie­pflanzen gewon­nenen Biogas anderer Anbieter.

Vor diesem Hinter­grund sucht eine Tochter des Leipziger Gaskon­zerns VNG, der zu EnBW gehört, einen Weg hin zur Wirt­schaft­lichkeit der Biogas­an­lagen. Acht Anlagen hat sie durch Kauf schon in ihr Portfolio aufgenommen. …

Aktua­li­sierung:

Am 20.12.2018 hat die VNG Balance das Biogasanlagen-​Portfolio der Enovos Luxem­bourg S.A. erworben. Das Portfolio besteht aus insgesamt fünf Biogas­an­lagen an Stand­orten in Sachsen-​Anhalt (Haldensleben-​Satuelle und Oebis­felde) sowie Nieder­sachsen (Buchholz in der Nordheide). Zugleich übernimmt BEE das für die Betriebs­führung beschäf­tigte Personal. Der Kauf steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Bundes­kar­tellamts. Über den Kaufpreis haben beide Parteien Still­schweigen vereinbart. Mit den neu erworbene Anlagen verdoppelt die BALANCE ihr Portfolio.


Gekürzt. Geschrie­ben für Energie&Manage­ment. Erschie­nen in der Ausgabe 2324÷2018. Der vollstän­dige Beitrag ist nur dort zu lesen. Zum kos­ten­freien Pro­be­abo, dem Arti­kel­kauf oder den verschie­de­nen Abonnement-​Paketen geht es hier.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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