Das Münchener IGT – Institut für Gebäudetechnologie gibt monatlich Tipps heraus, mit denen Mietern, Verwaltern und TGA‐Verantwortlichen die Steuerung der Haustechnik leicht gemacht werden soll. Im Februar nun befassten sich die Forscher mit einem smarten Pflegeheim.
Viel wird über AAL (Ambient Assistend Living) gesprochen – der unterstützenden Technik, um Senioren/-innen zu ermöglichen, möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben.
Was aber, wenn irgendwann doch der Umzug in ein Pflegezentrum ansteht? Sollte dort nicht auch unterstützende Smarthome-Technik zum Wohle von sowohl Bewohnern als auch Pflegepersonal eingesetzt werden? Und wenn ja: Was und wie viel …
„Die Versorgungslücke in der Pflege wächst“. Unter diesem Titel steht der Pflegereport 2030 der Bertelsmann Stiftung und ist damit eine der aktuellen Veröffentlichungen für die Prognose der Zukunft der Pflegebranche.
Der Hintergrund dazu liegt in der Kombination aus demographischen Wandel und damit in vielen Fällen steigender Pflegebedürftigkeit sowie dem zunehmenden Pflegekräftemangel. Somit gibt es konkrete und brennende Fragestellungen, wo und wie die Technik zur Reduktion dieser Versorgungslücke beitragen kann.
Deshalb schreibt auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) der Entwicklung und dem Einsatz der Mensch-Technik-Interaktion eine zentrale Rolle für die zukünftige Erhaltung der Qualität in der Pflege zu. Aus diesem Grund wurde die Initiative „Pflegeinnovation 2020“ gegründet. Diese fördert mit rund 15 Millionen Euro Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zum innovativen Technikeinsatz in der Pflege.
Unterstützung durch Gebäudeautomation?
Welchen Beitrag kann die Gebäudeautomation in diesem Umfeld leisten? Hier ein paar Beispiele:
- Wohlbefinden des Menschen: Luftqualität und Beleuchtung haben einen direkten Einfluss auf die geistige und körperliche Verfassung des Menschen. Was liegt also näher, die Luftqualität zu überwachen und einen zu hohen CO2-Gehalt zu melden oder direkt eine Lüftungsanlage einzuschalten. Parallel kann eine HCL-Beleuchtung (HCL – Human Centric Lighting) bewusst aktivierend oder entspannend eingesetzt werden, in dem je nach Tagesszeit Licht mit unterschiedlichen Lichtfarben („kaltes Weiß“ vs. „warmes Weiß“) erzeugt wird.
- Komfortfunktionen für die Bewohner: Beim Verlassen des Betts schaltet sich bodennahes, gedimmtes Licht automatisch ein und später auch wieder aus.
- Unterstützung des Pflegepersonals: Feuchtigkeit in Bett oder Rollstuhl wird erkannt und gemeldet. Ebenso das Verlassen des Betts von sturzgefährdeten Personen oder das Verlassen der Station von Demenzpatienten.
Im Detail kann man die bereits heute verfügbaren technischen Lösungsmöglichkeiten in folgende Kategorien unterteilen:
- Klassische Raumautomation: Hierunter fallen viele auch aus dem Privat- oder Bürobereich bekannten Aspekte wie Beleuchtungsreglung/HCL, Verschattungssteuerung (inkl. Tageslichtlenkung) oder Luftqualitätsregelung. Dabei gewinnen diese Aspekte im Pflegezentrum eine besondere Bedeutung, da viele Bewohner sich selber nicht ausreichend um Licht, Luftqualität etc. kümmern können und Pflegepersonal oft die entsprechende Betreuungszeit fehlt. Hilfreich also, wenn die Automation ein gesundes und komfortables Raumklima gewährleistet!
- Zentralfunktion über Taster oder Bewegungssensoren zur Spannungsfreischaltung. Dies reduziert zum einen die Brandgefahr, da schadhafte elektrische Geräte nach wie vor die häufigste Brandursache sind. Zusätzlich können Räume bzw. der Bettbereich feldfrei geschaltet werden („E‑Smog“) – ein in Bezug auf Metallgestell-Betten mit integrierter elektrischer Motorik unterschätztes und daher ernst zu nehmendes Thema.
- Zutrittskontrollsysteme für die Zimmer der Bewohner (inkl. Freischaltung für den jeweiligen Bewohner und das Pflegepersonal)
- Lokalisierung von Personen (zur Analyse der körperlichen Bewegung, aber insbesondere auch Alarmmeldungen beim Verlassen der Station von Demenzpatienten)
- Sturzvermeidung und –erkennung (d.h. bewegungsaktivierte bodennahe Beleuchtung sowie Sensorik zur Sturzerkennung am Körper oder im Bodenbereich)
- Sensorik in der Matratze zur Erkennung von erforderlichen Positionswechsel (zur Vermeidung von Wundbildung) oder Feuchtigkeitserkennung (Inkontinenz)
- Vitaldatenerfassung
- Unterstützende Hebeaktorik (Liftersysteme)
- Dokumentationsanforderungen – insbesondere für das Pflegepersonal
Checkliste als Startpunkt
Was von den aufgeführten Anforderungen in einem konkreten Fall Sinn macht, ist individuell zu entscheiden. Genau dazu wurde die erwähnte Checkliste erstellt. Diese zeigt die wesentlichen Möglichkeiten, um sich individuell dafür oder dagegen entscheiden zu können. Dabei wurde im Vorfeld die Umsetzbarkeit berücksichtigt – d.h. die Checkliste führt nur auf, was auch technisch umsetzbar ist.
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