Stefan Krümpelmann. Foto: Argus

LNG kann auch künftig preislich nicht mit Pipe­linegas konkurrieren“

von | 2. September 2020

Interview mit Stefan Krüm­pelmann, Editor, European Natural Gas

BSP: Wie sieht Ihre Prognose für die Entwicklung des Erdgas­preises in diesem Jahr aus?

Krüm­pelmann: Schon vor Ausbruch des Coro­na­virus gab es viele Anzeichen, dass die niedrigen Gaspreise auf den Groß­han­dels­märkten Bestand haben würden, da ein Abflauen der euro­päi­schen LNG-​Importe auf kurze Sicht nicht zu erwarten war. Ein „Reba­lancing” von LNG-​Angebot und Nachfrage war auch da schon kaum vor Ende nächsten Jahres, womöglich deutlich später, zu erwarten. Diese Aussichten haben sich mit der raschen Verbreitung des Corona-​Virus und den wirt­schaft­lichen Konse­quenzen nochmal erheblich verschärft. Die OECD prognos­ti­zierte kürzlich, dass die Ausbreitung das weltweite Wirt­schafts­wachstum dieses Jahr halbieren könnte. Dies spricht dafür, dass Preise deutlich niedriger bleiben könnten als in den meisten vorhe­rigen Jahren.

Welche Faktoren sind derzeit ausschlaggebend?

Zum einen die enorme Zunahme an LNG-​Lieferungen nach Europa, ungefähr seit Beginn des Winters 2018/​19, auch flankiert durch die starke Zunahme globaler Export­ka­pa­zi­täten. Des Weiteren waren sowohl der letzte Winter als auch der jetzige ausge­sprochen mild, was zu schwacher Nachfrage in Deutschland und anderswo in Europa geführt hat. Die Spei­cher­füll­stände waren schon zu Beginn dieses Winters auf Rekordhöhe.

Wird US-​LNG jemals preislich mit Pipe­linegas aus Russland oder Norwegen konkur­rieren können?

Grund­sätzlich wird US-​LNG auch künftig preislich nicht mit Pipe­linegas aus Russland oder Norwegen konkur­rieren können, wenn man davon ausgeht, dass Kosten, etwa für Verflüs­sigung und Transport, in vollem Umfang wieder eingeholt werden sollen. Aller­dings sind viele Liefe­ranten durchaus bereit, ihr US-​LNG mit Verlusten zu verkaufen, wie es in den vergan­genen Monaten ange­sichts der vorherr­schenden niedrigen Preise der Fall war. Ein Verkauf mit Verlusten ist in vielen Fällen immer noch profi­tabler als die vertraglich verein­barten Mengen gar nicht abzu­nehmen. Zudem übt es dennoch Druck auf Pipe­line­ex­por­teure aus und schränkt deren Hand­lungs­spielraum bei der Preis­ge­staltung ein.

Wann wird aus Ihrer Sicht Nord Stream II fertig?

Ein Start gegen Ende dieses Jahres oder zu Beginn 2021 scheint realis­tisch. Es bleibt aber schwierig zu beur­teilen, da auch von russi­scher Seite unter­schied­liche Aussagen getätigt werden. Es ist wichtig zu bedenken, dass es selbst nach Fertig­stellung der Pipeline noch eine Weile dauern kann, bis erstes Gas in Deutschland ankommt. …


Gekürzt. Geschrie­ben für Brenn­stoff­spie­gel. Der voll­stän­dige Beitrag ist nur in der Ausgabe 08/​2020 zu lesen. Zum kos­ten­freien Pro­be­abo geht es hier.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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