Der Stopp aller Fördermaßnahmen in Zusammenhang mit den Baustandards KfW 55 und KfW 40 am 24. Januar 2022 schlug hohe Wellen, auch wenn er inzwischen teilweise zurückgenommen wurde. Die neue Regierung will die Förderung komplett umstellen und anhand der CO2-Emissionen der genutzten Baustandards ausrichten. Das ist sicher konsequent und entspricht dem Koalitionsvertrag. Nur bremst es auch den Wohnungs- und Gewerbebau aus. Zudem konterkariert es das Ziel der gleichen Regierung, jedes Jahr 400.000 Wohnungen neu bauen zu wollen. Soll das funktionieren, braucht es schnell neuer Fördermaßnahmen. Daran wird sich die noch junge Regierung als erstes messen lassen müssen.
Beobachter und Beteiligte des hiesigen Baugeschehens hatten am 24. Juni 2022 ein Déjà-vu. Die Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG), von der alten Bundesregierung mit viel Tamtam und noch mehr Geld (insgesamt gut fünf Milliarden Euro je Jahr) vor Jahresfrist an den Start gebracht und erst im Juli 2021 präzisiert, wurde für alle Neubau- und Sanierungsvorhaben der Standards KfW 55 und KfW 40 (neu: Effizienzhaus 55 EE und 40 EE) sofort gestoppt. Nur die Förderung von Einzelmaßnahmen blieb bestehen. Später kamen nach deutlichen Protesten aus der Bau- und Immobilienwirtschaft wieder die energetischen Sanierungen hinzu, bei denen sich, zumindest bei einer Neuauflage, nichts ändern soll.
Denn schon 2010 gab es eine ähnliche Situation: Damals stoppte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble aufgrund leerer Kassen (die böse Finanzkrise von 2008 war schuld) das Marktanreizprogramm (MAP), mit dem ebenfalls Gebäude energieeffizient gebaut oder saniert werden sollten. Daraufhin brach das Baugeschehen regelrecht zusammen, Handwerker konnten nicht weiterarbeiten, Investitionen wurden gestoppt. Ein Schock, von dem sich mehrere Branchen erst nach und nach erholten. …
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