Eine fachgerechte und schlanke Trinkwasserinstallation kann eine übermäßige Erwärmung des Trinkkaltwassers verhindern. Foto: ZVSHK

Schlechtes Trink­kalt­wasser aufgrund des Klimawandels?

von | 10. Mai 2023

Der Klima­wandel wirkt überall, auch auf Instal­la­tionen der Gebäu­de­technik. Er kann dafür sorgen, dass sich Trink­was­ser­systeme über das übliche Maß hinaus erwärmen. Damit stiege die Gefahr der Vermehrung von Keimen. Fach­ge­recht instal­lierte Systeme sollten dagegen jedoch resilient sein.

Ein Problem im Trink­wasser können Legio­nellen sein. Sie werden durch den Sprüh­nebel in Duschen über­tragen und fühlen sich in stehendem Wasser zwischen 25 und 45 °C am wohlsten. Ab 55 °C vermehren sie sich nicht mehr. Deswegen regelt die deutsche Trink­was­ser­ver­ordnung (Trink­WasserV), dass in Trink­was­ser­in­stal­la­tionen mit mehr als eine Tempe­ratur deutlich oberhalb von 60 °C herrschen muss. Bei lang still­ste­henden Systemen gilt die 72/​72-​Stunden-​Regel: Wenn 72 Stunden lang das Wasser­system still­stand, sollte man 72 Sekunden lang alle Entnah­me­stellen öffnen. Lag die Anlage länger als 72 Stunden still, sollte man die Zapf­stellen für 5 Minuten öffnen.

Zudem darf das Trink­wasser in Leitungen nicht über 25 °C warm werden, weil das zu einem explo­si­ons­ar­tigen Anwachsen der Keime in den Leitungen führen würde. Proble­ma­tisch könnten zum einen gut gedämmte Häuser (und Wasser­lei­tungen, hier gilt die DIN 1988200) sein, die die Wärme innen­halten, und zum anderen der Klima­wandel. Denn mit höheren Außen­tem­pe­ra­turen können sich auch die Trink­kalt­was­ser­leiter erwärmen und damit das Trinkwasser.

Entkopplung von Warm- und Kalt­wasser ratsam

Eine komplette Entkopplung von Kaltwasser- und Warm­was­ser­kreis­läufen könnte dies auf jeden Fall verhindern – in den meisten sach­ge­recht ausge­führten Instal­la­tionen ist das auch der Fall.

Doch Ausnahmen bestä­tigen die Regel.

Liegen etwa bei Wohn­ge­bäuden viele hori­zontale Leitungs­füh­rungen vor, lässt sich das mitunter schwer bewerk­stel­ligen. Ähnliches gilt für die Bereiche in den Zwischen­decken. Hier sind Kalt- und Warm­was­ser­lei­tungen oftmals direkt neben­ein­ander und meist auch ohne Isolierung instal­liert. Das wiederum führt zur Über­tragung von Wärme­mengen aus den Warmwasser- auf die Kalt­was­ser­lei­tungen, die von diesen nicht abgeführt werden können. Hinzu kommt, dass bei nicht isolierten Leitungen die Trink­was­ser­tem­pe­ratur in den Kalt­was­ser­lei­tungen tatsächlich bis auf die Umge­bungs­tem­pe­ratur anteigen kann. In unge­dämmten oder schlecht gedämmten Gebäuden mit eher dünnen Wänden, gar aus Beton, könnten 25 °C im Sommer locker über­schritten werden. …


Gekürzt. Geschrieben für DW Die Wohnungs­wirt­schaft. Der voll­ständige Beitrag erschien in der Nummer 05/​2023. Zum Abon­nement der Zeit­schrift Die Wohnungs­wirt­schaft geht es hier.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
„Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Seit diesem Jahr gilt das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze. Bis 2028 müssen alle Kommunen eine solche Planung vorlegen. Im Interview erklärt Jannik Hartfil, Fachgebietsleiter Kommunale Wärmeplanung bei dem Energienetzbetreiber EWE...

„Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Seit diesem Jahr gilt das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze. Bis 2028 müssen alle Kommunen eine solche Planung vorlegen. Im Interview erklärt Jannik Hartfil, Fachgebietsleiter Kommunale Wärmeplanung bei dem Energienetzbetreiber EWE...