Anlieferung von Hausmüll in einem Müllverbrennungskraftwerk von AEB. Foto: AEB Amsterdam

Ener­gie­er­zeugung: Amsterdam setzt auf Abfall

von | 30. September 2015

Das Bevöl­ke­rungs­wachstum und damit der Ener­gie­ver­brauch findet zunehmend in Städten statt. Die Shell-​Studie „Städte der Zukunft“ ergab, dass der Anteil des welt­weiten Ener­gie­ver­brauchs in Städten von 2010 bis 2040 von 66 % auf ca. 80 % steigen wird. Wie wird dies in Zukunft zu bewäl­tigen sein? 

Shell blickt in sein Ursprungsland, den Nieder­landen. Hier wird der Konzern in Amsterdam und Rotterdam fündig, wie sich Groß­städte auf die ener­ge­tische Zukunft vorbe­reiten können. Im ersten Teil wird an dieser Stelle das Amster­damer Konzept vorge­stellt. Der Text folgt im wesent­lichen der Shell-Studie.

Intel­li­gente Stadt

Amsterdam gilt als eines der zukunfts­fä­higsten und lebens­wer­testen kompakten Stadt­ge­biete weltweit. Laut dem Green City Index von Siemens und einer Studie der Zeit­schrift Forbes gehört sie zu den fünf intel­li­gen­testen Städten der Welt. Amsterdam hat das Ziel, CO2-​Emissionen bis 2025 um 40 % gegenüber 1990 zu senken. 

Das Amster­damer Abfall- und Ener­gie­ver­sor­gungs­un­ter­nehmen (AEB) ist weltweit führend in der Erzeugung von Strom, Wärme und Produkten aus indus­tri­ellen, städ­ti­schen Abfällen und Abwässern. AEB verwandelt das von Amsterdams Wasser­ver­sor­gungs­un­ter­nehmen (Waternet) bereit­ge­stellte Biogas in Strom, Wärme und Kraft­stoffe für den Verkehrs­sektor. Die erste „grüne” Tank­stelle, die nur nach­haltige Kraft­stoffe anbietet, wurde 2012 in der nieder­län­di­schen Haupt­stadt eröffnet. In dem Jahr hat AEB fast eine Million MWh Strom erzeugt. Zusammen mit dem Ener­gie­ver­sorger Vattenfall-​Nuon hat AEB 55.000 der 500.000 Haushalte der Stadt mit aus Abfällen erzeugter Wärme beliefert. Bis 2040 sollen in Amsterdam 200.000 Haushalte an dieses Fern­wär­menetz ange­schlossen sein.

Mehr als die Hälfte fährt Rad

In den Nieder­landen nutzt rund ein Drittel der Bevöl­kerung das Fahrrad als Haupt­ver­kehrs­mittel. Das Land hat das größte Fahr­rad­auf­kommen Europas. Amsterdam verfügt über nahezu 900.000 Fahrräder, und 57 % der Einwohner fahren täglich Rad. Damit ist sie die Stadt mit der größten Fahr­rad­nutzung weltweit. In vielen Zonen ist die Höchst­ge­schwin­digkeit von Motor­fahr­zeugen zur Sicherheit der Einwohner auf 30 km/​h begrenzt. Um eine nach­haltige Mobilität und bessere Luft­qua­lität zu fördern, stellt Amsterdam eine solide Infra­struktur für Elek­tro­fahr­zeuge bereit. Bis zum Herbst 2013 hatte die Stadt die meisten Lade­sta­tionen (insgesamt 650) weltweit und ein privat betrie­benes Car-​Sharing-​System, car2go, mit über 16.000 Mitgliedern.

Smarte Part­ner­schaft

Die Initiative „Amsterdam Smart City“ ist eine Part­ner­schaft zwischen Unter­nehmen, Behörden, Wissen­schaftlern und Bürgern. Ihr Ziel: Amsterdam als ein Lebens­raum­labor für Smart- City-​Technologien zu entwi­ckeln. Unter­nehmen sollen hier die Möglichkeit haben, inno­vative Produkte und Dienst­leis­tungen zu testen. Im September 2013 hat die Stadt ange­kündigt, dass sie ein weltweit führendes öffentlich-​privates Institut gründen wird, das Talente fördern und fort­schritt­liche Lösungen für Städte erfor­schen soll.

Vorschaubild: Anlie­ferung von Hausmüll in einem Müll­ver­bren­nungs­kraftwerk von AEB. Foto: AEB Amsterdam

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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