Hauskraftwerk von E3/DC.

PV-​Speicher: Nach 10 Jahren amortisiert

von | 15. März 2016

In unserer Serie zu den PV-​Speichern sprechen wir heute mit Andreas Piepen­brink, Geschäfts­führer des Spei­cher­her­stellers E3/​DC. Er bemängelt unter anderem die Inef­fi­zienz von Orts­netz­spei­chern durch zu hohe Netz­ent­gelte, plädiert für den Zusam­men­schluss von PV-​Speichern via Farming und sieht wichtige Hürden auf dem Weg zum Millar­den­markt genommen.

Ab wann erwarten Sie den breiten wirt­schaft­lichen Durch­bruch für Stromspeichersysteme?

Andreas Piepenbrink. Foto: E3/DC

Andreas Piepen­brink. Fotos: E3/​DC

Die seit dem 1. März 2016 für weitere drei Jahre geltende Förderung von Batte­rie­spei­chern in Verbindung mit Photo­vol­ta­ik­an­lagen wird zum wirt­schaft­lichen Durch­bruch führen, weil Batte­rie­preise sinken und die Stück­zahl­ver­drei­fa­chung bis 2018 auch Skalen­ef­fekte bringt.
Inzwi­schen ist die Entwicklung zum Nach­fra­ge­markt erkennbar – das hat auch mit dem medi­en­wirk­samen Markt­ein­tritt einiger bekannter Hersteller zu tun, dem aller­dings kein Absatz gegen­über­steht, weil der Vertrieb nach wie vor über Instal­la­ti­ons­be­triebe läuft.

Voraus­setzung für den KfW-​Zuschuss ist, dass maximal 50 Prozent des erzeugten Stroms ins Netz einge­speist werden – diese Begrenzung ist im Moment genau richtig. Die Batte­rie­spei­cher­systeme von E3/​DC erfüllen seit Jahren die verschärften Anfor­de­rungen auch mit Funk­tionen wie der Wetter­pro­gnose, die der Gesetz­geber für das Förder­pro­gramm definiert hat. Wir hätten uns aller­dings eine kredit­un­ab­hängige Finan­zie­rungsform gewünscht, da auch Endan­wender, die über das notwendige Eigen­ka­pital verfügen, wie bisher gezwungen werden, einen Kredit aufzunehmen.

Insgesamt befinden wir uns auf einer wichtigen Stufe hin zum Milli­ar­den­markt, sollten aber nicht den Fehler machen zu denken, dass dieser über Nacht entsteht. Wichtig wird beispiels­weise sein: Wird die Politik die Klima­ziele ernst nehmen? Wird die Politik den Umstieg von Gas/​Öl auf Strom fördern? Wann werden Speicher als Netz­teil­nehmer ohne Netz­ent­gelte akzep­tiert und nicht durch Netz­ent­gelte unwirt­schaftlich gehalten?

Welche Vorteile haben aus Ihrer Sicht Strom­speicher gegenüber Wärme­spei­chern, etwa der Power-​to-​Heat-​Technologie, die ja auch über­schüs­sigen PV-​Strom in Form von Warm­wasser speichern könnte?

Es ist bei Wärme­pumpen nur mit hohem Coef­fi­cient of Perfor­mance (COP) überhaupt sinnvoll, elek­trisch Wasser zu erwärmen. Zweck von Strom­spei­chern ist ja ein möglichst hoher Eigen­ver­brauch von selbst produ­ziertem Strom – egal, ob Solar-​Wärmepumpen oder KWK-​Strom. Mit Speicher und PV sind bis zu 75 Prozent Autarkie möglich, mit solar­ther­mi­schen Speichern nicht. Die Verluste eines großen Wärme­spei­chers, der eine große Wasser­menge durch ständiges Nach­heizen auf Tempe­ratur hält, sind zudem groß. Aber natürlich können sich Wärme­speicher und Strom­speicher in vielen Fällen sinnvoll ergänzen – ohne Frage.

Welche grund­le­genden Unter­schiede sehen Sie zwischen der blei­ba­sierten und der Lithium-​basierten Speichertechnologie?

Wir haben bei E3/​DC von Beginn bewusst ausschließlich auf Lithium-​Ionen-​Batterien mit ausge­reifter auto­mo­biler Technik gesetzt. Denn nur wer Lithium-​basiert speichert, speichert effizient und lang­fristig wirt­schaftlich. Vor allem bei Lebens­dauer und Wirkungsgrad sind Lithium-​Ionen-​Speicher klar überlegen. Schon die Entla­de­tiefe eines Speichers, der seine Lebens­dauer beein­flusst, spricht für Lithium-​Ionen-​Batterien. Sie liegt zwischen 70 und 100 Prozent, während Blei lediglich 50 bis 60 Prozent schafft. Bei den Wirkungs­graden schneidet Lithium rund 10 Prozent besser ab.

Die Blei-​Technologie ist darüber hinaus wartungs­in­tensiv, da aus gesund­heit­lichen Gründen die Einhaltung der VDE0510 (Belüftung, separater Batte­rieraum) vorge­schrieben ist. Lithium-​Ionen-​Speicher sind wartungsfrei und halten bis zu 20 Jahre. Auch bei den Kosten für die Anfangs­in­ves­tition hat es eine positive Entwicklung pro Lithium gegeben, denn die Preise sind gesunken und die Differenz zu Blei ist kleiner geworden.

Welche Systeme haben Sie für die verschie­denen Wohnungs­größen im Angebot?

Unser Kern­produkt ist das Haus­kraftwerk S10 in zwei Varianten (S10 MINI und S10‑E). Der Strom­speicher mit inte­griertem Wech­sel­richter kann lokal Energie produ­zieren, speichern und selbst­be­stimmt verwalten. Dank einzig­ar­tiger TriLINK-​Technologie läuft der Strom bei Netz­ausfall weiter und ermög­licht dauer­hafte Insel­ver­sorgung, ebenfalls ein großer Vorteil.

Seit 2014 haben wir die All in One Gene­ration der zwei Varianten (S10 MINI und S10‑E), die alle Modi (AC, DC oder Hybrid) und verschiedene Funk­tionen (Notstrom, Inselnetz, Energie Farming) in nur zwei Gerä­te­typen vereint. Während sich das 10 MINI primär an Besitzer kleiner Dach­flächen richtet, ist das S10 Haus­kraftwerk für große Dach­flächen gedacht. Das S10 MINI verfügt über eine Spei­cher­ka­pa­zität von 2,3 bis 9,2 kWh (indi­vi­duell auslegbar). Beim S10 E12 sind je nach Größe der PV-​Anlage Kapa­zi­täten von 4,6 bis 13,8 kWh möglich.

Ein großer Vorzug unseres Strom­spei­cher­systems ist die Flexi­bi­lität in der Anwendung dank des modularen Aufbaus und möglicher Einbindung anderer Quellen und Elek­tro­mo­bi­lität. E3/​DC-​Produkte sind aber nicht nur für eine Wohnungs­einheit oder Einfa­mi­li­en­häuser geeignet. Für Mehr­par­tei­en­häuser oder Gewer­be­lö­sungen lassen sich durch die Bildung von Ener­gie­farmen, also Paral­lel­schal­tungen mehrerer Strom­speicher, zusätz­liche Kapa­zi­täten schaffen. Wir nennen dieses Konzept ‚Farming“ und haben damit bereits gute Erfah­rungen im Feld gemacht. In Verbindung mit PV und KWK lassen sich nahezu strom­autarke Gebäude erzielen.

Welche der Spei­cher­op­tionen – Haus­speicher oder Orts­netz­speicher – halten Sie grund­sätzlich für effektiver?

Orts­netz­speicher sind solange nicht wirt­schaftlich, wie die Ener­gie­wirt­schaft durch Netz­ent­gelte verhindert, dass diese wirt­schaftlich sind. Beide Optionen (Haus dezentral oder zentral) sind gut für den Klima­schutz. Ein Orts­netz­speicher ist für Städte und Miet­woh­nungen de facto die einzige Alter­native, aller­dings ist das erst der zweite Schritt der Energiewende.

In welchem Fall halten Sie die Nach­rüstung von PV-​Anlagen mit Speichern zur Eigen­ver­wendung für sinnvoll, die bisher nur für die Einspeisung ausgelegt waren?

Eine Nach­rüstung mit Strom­speicher rechnet sich hierfür grund­sätzlich überhaupt nicht, es sei denn, es gibt eine Eigen­strom­ver­gütung, d.h. bei Anlagen die zwischen 2009 und 2012 instal­liert wurden. Anlagen, die zwischen dem 1. Januar 2009 und dem 31. Dezember 2012 in Betrieb genommen worden sind, erhalten diese Eigen­ver­brauchs­ver­gütung. Strom zu speichern kann in diesem Fall sinnvoll sein, um bei höherem Eigen­ver­brauch eine höhere Vergütung zu erzielen.

Für jüngere PV-​Anlagen ohne Eigen­ver­brauchs­ver­gütung und mit geringer Einspei­se­ver­gütung pro Kilo­watt­stunde ist kein Strom­speicher zu empfehlen. Hinzu kommt, dass in einigen Jahren Lang­zeit­ver­träge für viele PV-​Anlagen im Rahmen der EEG-​Förderung auslaufen werden, die auf Einspeisung abgezielt haben. Dort ist die Nach­rüstung mit Strom­spei­cher­sys­temen notwendig, aller­dings sind sehr große Speicher notwendig, da die meisten Anlagen Gewer­be­be­trieben gehören.

Welche Lösungen bieten Sie dafür an?

E3/​DC wird schon im nächsten Jahr eine Lösung in Serie bringen. Die TriLINK-​Technologie von uns wird es ermög­lichen pro Gerä­te­einheit bis zu 12kW Leistung und bis zu 100kWh Speicher zu instal­lieren. Zusätzlich bleiben alle Vorteile, d.h. komplette Notstrom­fä­higkeit (dann bis 12kW) im Standard verfügbar, ebenso die DC- und AC Spei­cherung und damit die maximal höchste Effizienz.

Gibt es dafür bereits Refinanzierungsrechnungen?

Ja und zwar detail­liert. E3/​DC wird für Gewer­be­be­triebe eine 20 Jahres­be­triebs­ga­rantie geben, um die Wirt­schaft­lichkeit drastisch zu erhöhen. Mit E3/​DC wird erstmals am Markt überhaupt der Return On Investment unter zehn Jahren liegen.


Einen Beitrag über die Verun­si­cherung im PV-​Markt wegen des Zick-​Zack-​Kurses des Bundes­wirt­schafts­mi­nis­te­riums bei der Spei­cher­för­derung hat mein Energieblogger-​Kollege Kilian Rüfer hier in seinem Blog Sustainment geschrieben.

Alle Beiträge der Serie Speicherstrom-​Praxis finden sich hier.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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