Wasserkraftwerk Säckingen. Foto: NaturEnergiePlus

Wasser­kraft: Nur hoch­ef­fi­ziente Anlagen haben Zukunft

von | 14. März 2016

Interview mit Gunter Jenne, Geschäfts­führer von Natur­Ener­giePlus, das ausschließlich Strom aus Wasser­kraft bundesweit vertreibt.

Die Wasser­kraft scheint gerade in schweren Wassern. Die Betreiber klagen über zu hohe Produk­ti­ons­kosten, die mit den niedrigen Börsen­strom­preisen nicht mithalten können. Hat Wasser­kraft so eine Zukunft?

Wasser­kraft­an­lagen sind auf eine lange Nutzungs­dauer von vielen Jahr­zehnten angelegt, etwa in Rhein­felden gab es erst einen Neubau nach über 100 Jahren Betrieb, und darum auch besonders nach­haltig. Den zu Beginn sehr hohen Inves­ti­tionen in den Bau der Anlagen stehen konti­nu­ier­liche Erlöse durch eine verläss­liche Grundlast-​Stromproduktion gegenüber. Die Inves­ti­tionen in den Bau und die Moder­ni­sierung von Wasser­kraft­werken werden durch eine nach­haltige und lange – viele Jahr­zehnte – Betriebs­dauer amor­ti­siert, sodass Wasser­kraft­werke wirt­schaftlich betrieben werden können. Durch die niedrigen Strom­han­dels­preise haben aktuell nur Bestands­an­lagen mit hoher Effizienz Zukunft.

Sie verkaufen ja ausschließlich Strom aus Wasser­kraft. Von welchen Werken beziehen Sie diesen?

Gunter Jenne. Foto: Juri Junkov

Gunter Jenne. Foto: Juri Junkov

Wir beziehen unseren Ökostrom zu 100% aus deutschen Wasser­kraft­werken, die an Donau, Iller, Neckar und Rhein liegen. Dies machen wir trans­parent und zeigen auf unserer Website alle zwölf Wasser­kraft­werke, aus denen unser Ökostrom kommt. Wir bieten unseren Kunden und Inter­es­senten auch an, diese zu besuchen und live die Ökostrom­pro­duktion zu erleben.

Wo wird der Strom vorrangig vertrieben?

Wir bieten unseren Ökostrom für Privat­haus­halte im ganzen Bundes­gebiet an, ebenso unser klima­neu­trales Gas zu 100% aus der Nordsee.

Nutzen Sie dazu auch Vertriebs­portale à la Verivox?

Ja. Wir nutzen neben Verivox auch andere Vergleichs­portale, um Kunden zu gewinnen, die an nach­hal­tigen Ener­gie­pro­dukten zu fairen Preisen inter­es­siert sind.

Wie sieht Ihre sonstige Marke­ting­stra­tegie aus?

Fischpass am Wasserkraftwerk Rheinfelden. Foto: NaturEnergie

Fischpass am Wasser­kraftwerk Rhein­felden. Foto: NaturEnergiePlus

Mit unseren Angeboten möchten wir die Menschen ansprechen, die die Ener­gie­wende mitge­stalten wollen hin zu einem nach­hal­ti­geren Leben. Bei der Ansprache fokus­sieren uns primär auf Online­um­set­zungen und können so auch auf unsere Nach­hal­tig­keits­po­si­tio­nierung einzahlen, denn alles was nicht produ­ziert und verteilt werden muss, schont die Ressourcen und das Klima. Dazu passend haben wir unsere Website schon fast von Beginn an klima­neutral gestellt und kompen­sieren so auch die online entste­henden unver­meid­baren CO2-Emissionen.

Wie kommt der Wasserkraft-​Strom tatsächlich zum Kunden, also wie wird das bilanz­tech­nisch abge­wi­ckelt, da dieser ja seinen Strom in der Regel aus dem nächsten Netzpunkt bezieht?

Mit dem Strom­bezug von Natur­Ener­giePlus bestimmt der Kunde, welcher Strom für ihn produ­ziert wird. Der Kunde sorgt mit der Wahl eines unserer Ökostrom­pro­dukte auch dafür, dass der Anteil von Ökostrom im gesamten Netz immer größer wird. Im Netz mischt sich unser Ökostrom mit dem Strom aus konven­tio­neller Erzeugung. Konkret beziehen wir für unsere Kunden die Ökostrom­mengen aus den oben genannten zwölf Wasser­kraft­werken, was wir jährlich vom TÜV-​Nord zerti­fi­zieren lassen.

Wie sehen Ihre unter­neh­me­ri­schen Zukunfts­pläne aus? Bleibt es bei Wasser­kraft oder können Sie sich, da Ihre Mutter EnBW ja stark auf Erneu­erbare wie Solar und Wind setzt, auch anderen Strom im Portfolio vorstellen?

Wir setzen weiterhin auf ein nach­hal­tiges Wachstum. Auch zukünftig werden wir Ökostrom aus deutscher Wasser­kraft und klima­neu­trales Gas aus der Nordsee vertreiben und uns für alle Erneu­er­baren Energien stark machen. So sind unsere Förder­pro­jekte für die Erneu­er­baren Energien im Bereich Wasser, Wind, Sonne und Zukunfts­pro­jekte (z. B. Power-​to-​Gas) in Deutschland aufge­stellt. Damit unter­stützen wir die Ener­gie­wende hier.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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