Foto: Armin Kübelbeck / Wikimedia / Linzenz unter CC-BY-SA

Wärme­wende: Den typischen Moder­ni­sierer gibt es nicht

von | 26. Juni 2015

Die BDEW-​Studie „Wie heizt Deutschland?“, über die an dieser Stelle gestern berichtet wurde, widmet sich auch dem deutschen Moder­ni­sierer. Ein unbe­kanntes Wesen, das es für die Studie zu ergründen galt, ist er doch wich­tigster Prot­agonist der Wärme­wende und der Sanie­rungs­quote. Und die liegt hier­zu­lande unter 1 %.

Um alle Häuser im Bestand auf sinn­volles ener­ge­ti­sches Niveau zu hieven, bräuchte man länger als 100 Jahre. Sinnlos, weil so gut wie 80 % des Bestandes bis dahin wieder veraltet wären. Doch warum nur geben die Deutschen für die Wärme­wende nicht gern Geld aus? Und wenn, dann für was?

Fester raus

Maßnahmen in der energetischen Sanierung. Grafik: BDEW

Maßnahmen in der ener­ge­ti­schen Sanierung. Grafik: BDEW

Ganz hoch im Kurs stehen bei den Sanierern die Fenster (39,4 % nutzten von den Befragten diese Maßnahme) und die Heizungs­anlage (38,5 %). Dann erst folgt die Gebäu­de­dämmung (28,6 %). Sehr häufig wurden Maßnahmen der Heizungs­op­ti­mierung genutzt, etwa Dämmen der Heizrohre, Wechsel der Ther­mo­state, hydrau­li­scher Abgleich u.ä. (insg. 52,9 %). 34 % der Befragten haben gar nichts gemacht, und das bei einer durch­schnitt­lichen Wohndauer von 20,4 Jahren. Die Regel sind Kombi­maß­nahmen, es wird also nicht immer nur ein Bereich in Angriff genommen.

Keine vorrangige Kombi­nation von Maßnahmen

Doch was kombi­niert er nun, der typische Moder­ni­sierer? „Aus einer tiefer gehenden Analyse der bei der Befragung erhobenen Daten lässt sich ersehen, dass es keine typische Kombi­nation von Maßnahmen und auch keinen typischen Moder­ni­sierer gibt. Hier zeigt sich also auch die Notwen­digkeit einer indi­vi­du­ellen Betrachtung der Wohn­ge­bäude in Deutschland“, so die Studie. Und: Dies decke sich mit anderen Studien, die in der jüngeren Vergan­genheit die Motive und das Verhalten von Moder­ni­sierern bzw. deren wirt­schaft­liche Leis­tungs­fä­higkeit unter­sucht hätten“. 

Nichts Neues unter der Sonne also. Und kein weiterer Ansatz,wie sich der Sanie­rungsstau im Heizungs­keller beheben ließe. Die Studie ist damit ähnlich ahnungslos wie Politik sowie Branche, wenn es um die Hebung des Effizienz-​Schatzes im Heizungs­keller geht. Der BDEW selbst beziffert das einzu­spa­rende Potenzial an CO2 auf 20 Millionen Tonnen. Haus­be­sitzer können – je nach Stand der Technik – zwischen 10 und 40 % an Brenn­stoff­kosten sparen. 

Reno­vierung: Bad lieber als Heizung

Doch all das vermag nicht zu verlocken. Viel­leicht liegt es an einer einfachen Wahrheit: Eine effi­ziente Heizung oder ein ener­gie­spar­sames Haus sind einfach nicht sexy und kaum zu vergleichen mit einem frisch reno­viertem Bad. Denn das liegt bei sanie­rungs­wil­ligen Moder­ni­sierern ganz vorn in der Gunst.

Die Broschüre „Wie heizt Deutschland?“ kann hier herun­ter­ge­laden werden.

Vorschaubild: Dach­decker beim Verlegen von Stein­wol­le­matten zur Dach­iso­lierung an einem Altbau. Foto: Armin Kübelbeck /​Wikimedia /​Linzenz unter CC-​BY-​SA

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

1 Kommentar

  1. Markus Gildemeister

    Hallo,

    schöner Artikel. Auch meiner Meinung nach wird eher optisch als energie-​technisch saniert. Das ist sichtbar, erfreut das Auge und sorgt somit für ein entspre­chendes „Wohl­be­finden”. Zumal vielen Menschen auch nach­wievor nicht klar sein dürfte welch oftmals grosse Ener­gie­spar­po­ten­tiale im eigenen Haus schlummern. Man ärgert sich zwar jedes Jahr auf’s Neue über zu hohe Heiz­kosten, aber einen Gedan­kengang in die „richtige” Richtung der Sanierung bzw. Moder­ni­sierung findet eher nicht statt. Statt­dessen wechselt man lieber zu einem güns­ti­geren Ener­gie­lie­fe­ranten. Gruss Markus

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