Tankschiffe werden derzeit genutzt, um die Öl-Überproduktion auf den Weltmeeren zwischenzulagern. Foto: navy.mil / Wikimedia

Heizöl wird wieder teurer

von | 29. Juni 2015

Heizöl ist derzeit so günstig wie zuletzt im Jahr 2010. Aber das wird wahr­scheinlich nicht mehr lange so bleiben.

Im April stiegen die Heiz­öl­preise um gut fünf Eurocent je Liter an. Damit bewegen sie sich aber noch immer auf dem Niveau von vor fünf Jahren. Damals begann eine kurz­fristige Teuerung, die es abgesehen vom Speku­la­ti­onsjahr 2008, so in der Geschichte des Heizöls in Deutschland noch nicht gegeben hat. Der Höhenflug führte Heizöl damals bis auf durch­schnittlich 94 Eurocent je Liter bei einer Liefer­menge von 3.000 Litern HEL im Oktober 2012. Danach begann ein schlei­chender Rückgang bis etwa Juni 2014. Von da an gab es für die Preise nur noch eine sehr deutliche Richtung: bergab. Im Januar 2015 zahlte man gerade noch 54 Eurocent – und das, obwohl ein permanent schwä­cherer Euro das Produkt eigentlich hätte verteuern müssen.

Gewollter Nied­rig­preis

Bedingt war dies durch die expansive Förder­po­litik Saudi-​Arabiens. Der neben Russland welt­größte Produzent Saudi Aramco wirft jeden Tag zehn Millionen Barrel (englisch für „Fass“ entspricht rund 159 Liter) des Heizöl-​Ausgangsstoffs Rohöl auf den Markt. Das ist ein Zehntel des Weltbedarfs.

In der OPEC haben die Saudis die größte Macht. Stimmten sie das Kartell bis dahin immer auf eine ausglei­chende Politik ein – Förder­dros­selung bei Preis­verfall und Förder­an­hebung bei zu hohen Preisen, stand nun das Vertei­digen der Markt­an­teile im Vorder­grund. Denn die hatten die Saudis durch ihre Politik des Ausgleichs reichlich verloren. Das lag zum einen an der zuneh­menden Eigen­ver­sorgung der USA durch Schie­feröl, das zum Großteil mittels Fracking gewonnen wird, zum anderen an der schwä­chelnden Welt­kon­junktur und an Effi­zi­enz­maß­nahmen, die einen gerin­geren Bedarf zur Folge haben.

Den Saudis darf man jedoch nicht allein den Schwarzen Peter zuspielen. Andere Player fahren eine ähnliche Politik.

Förde­rungen der OPEC

Derzeit produ­ziert die OPEC jeden Tag etwas mehr als 30 Millionen Barrel. Das sind rund 500.000 Barrel mehr als benötigt. Für diese Über­mengen finden sich keine Abnehmer. Da das Öl des Kartells im Vergleich zum Fracking, aber auch im Vergleich mit der Nord­see­för­derung Norwegens, der Nieder­lande und Groß­bri­tan­niens vergleichs­weise billig zu fördern ist, werden so genau diese lästigen Konkur­renten aus dem Markt gedrängt (siehe Tabelle).

Land Förder­kosten in US-Dollar
je Barrel im Durchschnitt
Saudi-​Arabien bis 25
Rest-​OPEC bis 37
Russland bis 42
USA (klas­sische Förderung) 50
Norwegen (Nordsee) 60
USA (Fracking-​Schieferöl) ab 70
Kanada (Ölsand) 80

Quelle: Unicredit, Angaben der Unternehmen

Aktuell bewegt sich der Preis leicht oberhalb der Grenze von 60 Dollar, mit leicht stei­gender Tendenz. Im April hat die OPEC ihre Förderung nicht einge­schränkt. Dadurch wird dieses niedrige Preis­niveau noch eine Weile halten können. Produk­tionen jenseits der 60-​Dollar-​Grenze werden damit unwirt­schaftlich und verschwinden aus dem Markt. Rohstoff-​Analysten der Unicredit rechnen damit, dass zwölf Prozent der gesamten Welt­pro­duktion derzeit unren­tabel sind.

Vorschaubild: Tank­schiffe werden derzeit genutzt, um die Öl-​Überproduktion auf den Welt­meeren zwischen­zu­lagern. Foto: navy​.mil /​Wikimedia

Geschrieben für ener­gie­de­pesche, Zeit­schrift des Bundes der Ener­gie­ver­braucher. Der voll­ständige Beitrag ist hier zu lesen.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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