Passt in jeden Keller. Fotos: RWE

PV-​Speicher: Nach­rüstung läuft schleppend

von | 8. Februar 2016

In unserer Serie zur Zukunft der PV-​Speicher sprechen wir heute mit Carsten Welge, Produkt­ma­nager Batte­rie­speicher der RWE Effizienz GmbH. Er sieht einen sich gerade entwi­ckelnden Massen­markt, aber auch eine schlep­pende Kopplung von bestehenden PV-​Anlagen mit Speichern.

Ab wann erwarten Sie den breiten wirt­schaft­lichen Durch­bruch für
Strom­spei­cher­systeme?

Der Massen­markt entwi­ckelt sich gerade. Wichtig ist, dass die selbst erzeugte und gespei­cherte Kilo­watt­stunde immer günstiger ist als die Kilo­watt­stunde aus dem Netz. Dann entscheiden sich die Kunden für Haus­speicher. Das sehen wir heute schon im Neubau. Insgesamt geht die Entwicklung schnell weiter, so dass wir in kürzerer Zeit von Netz­pa­rität sprechen können.

Welche Vorteile haben aus Ihrer Sicht Strom­speicher gegenüber Wärme­spei­chern, etwa der Power-​to-​Heat-​Technologie, die ja auch über­schüs­sigen PV-​Strom in Form von Warm­wasser speichern könnte?

Jeder Haushalt muss schauen, was für ihn der beste Anwen­dungsfall ist. Wir bei RWE Effizienz entwi­ckeln für beide Tech­no­logien inno­vative Produkte. Ein Vorteil der Ener­gie­spei­cherung in Form von Strom ist viel­leicht, dass man für jedes elek­trische Gerät den Speicher ganz einfach wieder entladen kann. Man ist in den Anwen­dungs­fällen nicht eingeschränkt.

Welche grund­le­genden Unter­schiede sehen Sie zwischen der blei­ba­sierten und der Lithium-​basierten Speichertechnologie?

Die wichtige tech­no­lo­gische Entwicklung im Spei­cher­be­reich haben wir mit der Entwicklung der Lithium-​Ionen-​Batterien eigentlich schon durch­laufen. Die hoch­mo­dernen Sonnen­speicher von RWE basieren alle auf der Lithium-​Ionen-​Technologie. Vorteile der Li-​Ionen-​Technik sind:

  • zukunfts­si­chere Technik
  • hohe Ener­gie­dichte
  • schnelle Lade­zeiten
  • eine sehr hohe Zyklenfestigkeit
  • lange Lebens­dauer (20 Jahre)
  • hohe Sicherheit
  • wartungsarm

Nachteile des Bleis sind:

  • geringere Ener­gie­dichte
  • mehr Raum­bedarf

bereits ausge­reizte Technologie

Welche Systeme haben Sie für die verschie­denen Wohnungs­größen im
Angebot?

Die von RWE ange­bo­tenen Ener­gie­speicher sprechen primär Haus­halts­kunden und kleinere Gewer­be­be­triebe an. Unser aktuelles Angebot reicht von 4‑Kilowattstunden bis 13,8‑Kilowattstunden-Systemen. Ortnetz­speicher testet und entwi­ckelt RWE in mehreren Projekten. Die Feldtests dauern noch an. Ein Produkt für dieses Segment bieten wir derzeit nicht an.

Das aktuelle Spei­cher­system RWE Storage flex ergänzt seit diesem Jahr die Produkt­pa­lette um ein kosten­güns­tiges Modell mit moderner Sony Fortelion Lithium-
Ionen-Technologie.

Carsten Welge

Carsten Welge

Mit der Qualität sind wir sehr zufrieden, denn die Tech­no­logie zeichnet sich durch schnelle Lade­zeiten, eine sehr hohe Zyklen­fes­tigkeit von 10.000 Lade­zyklen, lange
Lebens­dauer und Sicherheit aus. In Verbindung mit guter Leis­tungs­elek­tronik und ausge­reiftem Lade­ma­nagement ist RWE Storage flex somit besonders für den Einsatz im privaten Bereich geeignet. Mit seinem Quer­format (Breite 112 cm, Höhe ca. 90 cm) lässt sich der neue Speicher ideal unter dem Wech­sel­richter aufstellen. RWE Storage flex kann von einer effektiv nutzbaren Spei­cher­ka­pa­zität von 3,9 kWh in zwei Stufen auf bis zu 7,8 kWh ausgebaut werden.

Die Batte­rie­speicher sind sehr wartungsarm und haben eine Lebens­er­wartung von über 20 Jahren. RWE Effizienz gewährt zehn Jahre Garantie auf das Gerät und die Batte­rie­module. Die neue intel­li­gente Spei­cher­lösung ist mit jeder Photo­vol­ta­ik­anlage kompa­tibel, KfWför­der­fähig und eignet sich ebenso für neue Anlagen wie für Nach­rüs­tungen. Sie ist sofort im Handel verfügbar.

RWE Storage flex ist direkt in die Haus­steuerung RWE SmartHome einge­bunden. Damit steigt die Eigen­strom­nutzung auf bis zu 70 Prozent. Zum effi­zi­enten Spei­cher­ma­nagement mit intel­li­genter Solar­strom­nutzung bietet die Inte­gration in RWE SmartHome jederzeit die Möglichkeit des mobilen Fernzugriffs.

Sie müssen sich das so vorstellen: über RWE SmartHome können ausge­wählte Verbraucher gezielt einge­schaltet werden, wenn viel Solar­strom produ­ziert wird oder im Batte­rie­speicher zur Verfügung steht. So erreichen Sie ein Höchstmaß an Eigenstromnutzung.

Ein Beispiel: Ihre Garten­be­leuchtung wird auto­ma­tisch einge­schaltet, wenn es dunkel
ist (erste Bedingung) und der Lade­zu­stand im Speicher höher als zehn Prozent ist (zweite Bedingung). Sollte eine der beiden Bedin­gungen nicht erfüllt sein, bleibt Ihre Garten­be­leuchtung ausge­schaltet. Damit illu­mi­nieren Sie Ihren Garten voll­ständig ener­gie­autark. Zeit- und Logik­profile jeder Art sind möglich, sei es für die Teich­pumpe, für die Wasch­ma­schine oder auch die Heizungsanlage.

Die Preise für RWE Storage flex einschließlich des Hausautomations- und Ener­gie­ma­nage­ment­systems beginnen bei rund 7.000 Euro ohne Mehr­wert­steuer. Der Preis pro nutzbarer Kilo­watt­stunde liegt bei günstigen 1.400 Euro pro kWh.

Welche der Spei­cher­op­tionen – Haus­speicher oder Orts­netz­speicher – halten Sie grund­sätzlich für effektiver?

Diese Frage lässt sich nicht so pauschal beant­worten. Jedes Spei­cher­konzept hat seinen sinn­vollen Anwen­dungsfall. Bei den Haus­spei­chern sind wir schon sehr weit, sie sind sofort verfügbar und werden heute schon verbaut.

Orts­netz­speicher werden bei RWE bereits in Pilot­pro­jekten getestet. Generell gilt zwar, dass größere Spei­cher­ein­heiten umge­rechnet auf die Kilo­watt­stunden günstiger einzu­richten sind. Aber hier muss sich bei den gesetz­lichen Rahmen­be­din­gungen noch mehr tun. Proble­ma­tisch ist die Vielfalt der Akteure und auch die Abgaben- und Entgelt­si­tuation muss ebenfalls geregelt werden. Die eigent­liche Entscheidung für das eine oder andere Modell sollte man lokal von den Gege­ben­heiten im Netz abhängig machen. Haus­speicher sind einfacher zurealisieren.

In welchem Fall halten Sie die Nach­rüstung von PV-​Anlagen mit Speichern zur Eigen­ver­wendung für sinnvoll, die bisher nur für die Einspeisung ausgelegt waren?

Das Potenzial für PV-​Anlagen auf Dächern deutscher Ein- und Mehr­fa­mi­li­en­häuser ist nach wie vor sehr groß. Heute werden in diesem Segment PV-​Anlagen neu gebaut, die immer mehr mit Speichern gekoppelt werden. Das halte ich auch für wichtig.

Die Nach­rüstung von bestehenden PV-​Anlagen verläuft noch etwas schleppend, da
viele höhere Einspei­se­ver­gü­tungen erhalten als der heutige Netz­be­zugs­preis ausmacht. Liegt die Einspei­se­ver­gütung aber unterhalb des Netz­be­zugs­preises kann eine Nach­rüstung heute schon wirt­schaftlich sinnvoll sein. Wir beraten unsere Kunden hier sehr individuell.

Welche Lösungen bieten Sie dafür an?

Durch die RWE Spei­cher­lö­sungen hat der Kunde einen Vorteil: sie sind wech­sel­strom­seitig ange­schlossen, das heißt, die Speicher arbeiten im Haushalt wie jedes andere elek­trische Gerät. Dadurch sind die RWE Spei­cher­systeme sowohl für Neubauten als auch für Nach­rüs­tungen perfekt geeignet. Unser Stärke ist die Verbindung von Sonnen­spei­chern mit unserem Ener­gie­ma­nagement RWE SmartHome. Verbunden mit dem Speicher können Sie alle Geräte im Haus intel­ligent steuern. Hier geht der Trend hin.

Gibt es bereits Refinanzierungs-Rechnungen?

Die Amor­ti­sa­ti­onszeit ist abhängig vom elek­tri­schen Ener­gie­ver­brauch, der Größe der Photovoltaik-​Anlage und der gewählten Spei­cher­ka­pa­zität. Bei optimaler Auslegung von PV-​Anlage und Speicher kann sich eine Erzeu­gungs­anlage in einem Zeitraum von etwa 12 bis 14 Jahren amor­ti­sieren. Dabei rechnen wir mit der aktuellen Einspei­se­ver­gütung und einer durch­schnitt­lichen Strom­preis­er­höhung von 3 %. Alle unsere Produkte sind KfW-förderfähig.


Der erste Teil dieser Serie, „PV-​Speicher: Durch­bruch hat bereits statt­ge­funden”, findet sich hier.

Der zweite Teil, „PV-​Speicher: Egal ob Blei oder Lithium – alle Batterien sind gut“, ist hier zu lesen.

Im dritten Teil geht es unter anderem darum, dass große Preis­sen­kungen bei den Speichern nicht mehr möglich sind.

Der vierte Teil, ob sich die Umrüstung vorhan­dener PV-​Anlagen zur Eigen­nutzung via Speiche rlohnt, ist hier zu lesen.

Ein Beitrag meiner Blogger-​Kollegen von energie​-experten​.org zur Fort­führung der PV-​Speicherförderung auch in diesem Jahr findet sich hier.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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