Gestern hat die Verbundnetz Gas AG Leipzig (VNG) eine Gewinnwarnung für 2015 ausgegeben. Sie informierte nach Informationen der Leipziger Volkszeitung (LVZ) von heute (nicht online) zuerst die Belegschaft. Diese Entwicklung hat sich bereits im März zur Bilanzkonferenz für das Geschäftsjahr 2014 angedeutet.
Wie an dieser Stelle berichtet, konnte die VNG damals nur einen Rekordgewinn ausweisen, weil sie ihren 50 prozentigen Anteil des Gasnetzbetreibers EVG Thüringen-Sachsen veräußerte. Auf Nachfrage bestätigte der Vorstand damals nur eine erheblichen Anteil. Die LVZ nun spekuliert über 150 Millionen Euro des insgesamt 224 Millionen Euro hohen Gewinns.
Reell 1 Prozent Erlös
Sprich: aus ihrem eigentlichen Geschäft hätte die VNG gerade mal 74 Millionen Euro erlöst – bei einem Umsatz von 7,7 Milliarden Euro, also nicht mal 1 Prozent und eindeutig zu wenig für ein Unternehmen dieser Größe und Branche, auch wenn es der Energie- und insbesondere der Gaswirtschaft (s. weiter unten) aufgrund von Umstrukturierungen und Marktverwerfungen gerade nicht so gut geht. Das Handelsgeschäft wirft kaum Gewinn ab, Speicher und Förderung kosten derzeit sogar Geld. Nur der Gastransport der VNG-Tochter Ontras ist profitabel und dürfte für den Großteil der bisherigen Erlöse sorgen.
Die Gründe für die Finanzmisere sind vielfältig. Früher verdiente die VNG mit Großkunden wie Stadtwerken oder energieintensiver Industrie gutes Geld. Doch auch die setzen ähnlich der VNG, verstärkt auf eigenen Gaseinkauf, etwa an der Leipziger Energiebörse EEX, um so ihre Einkaufskosten zu reduzieren. Gerade bei den Stadtwerken,die wie Leipzig oder Dresden vor mehren Jahren in Großkraftwerke auf Gasbasis investierten, lässt zudem der Bedarf dafür stark nach. Grund: Gaskraftwerke sind in Deutschland nicht kostendeckend zu betreiben.
Tendenz: Besser wird es nicht. „Auch die von den Fachbereichen angekündigten Ergebnisanmeldungen für die Jahre 2016 bis 2019 machen uns große Sorgen“, zitiert die LVZ den VNG-Vorstandsvorsitzenden Karsten Heuchert. Er setzt auf Einsparungen bei Personal – so wird es keine Neueinstellungen geben, und Sachkosten. Die sollen laut LVZ um mindestens 10 Prozent reduziert werden. Doch all das wird nicht reichen, schwant auch Heuchert. Der Konzern muss dringend umstrukturiert werden. Doch wie? Heuchert spricht von neuen Ertragspotenzialen, ließ aber offen, wo diese liegen.
Finanzschwache Brücke zur Energiewende?
Nicht nur der VNG, der Gasbranche geht es generell nicht gut, obwohl sie sich immer als Brücke hin zur Energiewende sieht. Nach den letzten Beschlüssen des G7-Gipfels wird davon nicht viel bleiben. Die Finanzschwäche der Branche wird ihr Übriges tun.
Also bleibt kein gutes Geschäft für Investoren mit langfristigen Interessen, sondern eher für Heuschrecken, die sich ertragsschwache Unternehmen einverleiben, zerlegen und auf den schnellen Gewinn zielen.
Der wäre bei einer Veräußerung der VNG zu machen, etwa mit einem höchst profitablen Verkauf der Transporttochter Ontras und, bei wieder steigenden Preisen für Gas und Öl, der bisher überraschend ertragreichen Claims in der Nordsee, auch wenn diese momentan noch keinen Gewinn abwerfen. Der Rest, also Handel und Speicher, hätten wohl das Nachsehen. Aber das, dies sei angemerkt, ist natürlich Spekulation.
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