Die BDEW-Studie „Wie heizt Deutschland?“, über die an dieser Stelle gestern berichtet wurde, widmet sich auch dem deutschen Modernisierer. Ein unbekanntes Wesen, das es für die Studie zu ergründen galt, ist er doch wichtigster Protagonist der Wärmewende und der Sanierungsquote. Und die liegt hierzulande unter 1 %.
Um alle Häuser im Bestand auf sinnvolles energetisches Niveau zu hieven, bräuchte man länger als 100 Jahre. Sinnlos, weil so gut wie 80 % des Bestandes bis dahin wieder veraltet wären. Doch warum nur geben die Deutschen für die Wärmewende nicht gern Geld aus? Und wenn, dann für was?
Fester raus
Ganz hoch im Kurs stehen bei den Sanierern die Fenster (39,4 % nutzten von den Befragten diese Maßnahme) und die Heizungsanlage (38,5 %). Dann erst folgt die Gebäudedämmung (28,6 %). Sehr häufig wurden Maßnahmen der Heizungsoptimierung genutzt, etwa Dämmen der Heizrohre, Wechsel der Thermostate, hydraulischer Abgleich u.ä. (insg. 52,9 %). 34 % der Befragten haben gar nichts gemacht, und das bei einer durchschnittlichen Wohndauer von 20,4 Jahren. Die Regel sind Kombimaßnahmen, es wird also nicht immer nur ein Bereich in Angriff genommen.
Keine vorrangige Kombination von Maßnahmen
Doch was kombiniert er nun, der typische Modernisierer? „Aus einer tiefer gehenden Analyse der bei der Befragung erhobenen Daten lässt sich ersehen, dass es keine typische Kombination von Maßnahmen und auch keinen typischen Modernisierer gibt. Hier zeigt sich also auch die Notwendigkeit einer individuellen Betrachtung der Wohngebäude in Deutschland“, so die Studie. Und: Dies decke sich mit anderen Studien, die in der jüngeren Vergangenheit die Motive und das Verhalten von Modernisierern bzw. deren wirtschaftliche Leistungsfähigkeit untersucht hätten“.
Nichts Neues unter der Sonne also. Und kein weiterer Ansatz,wie sich der Sanierungsstau im Heizungskeller beheben ließe. Die Studie ist damit ähnlich ahnungslos wie Politik sowie Branche, wenn es um die Hebung des Effizienz-Schatzes im Heizungskeller geht. Der BDEW selbst beziffert das einzusparende Potenzial an CO2 auf 20 Millionen Tonnen. Hausbesitzer können – je nach Stand der Technik – zwischen 10 und 40 % an Brennstoffkosten sparen.
Renovierung: Bad lieber als Heizung
Doch all das vermag nicht zu verlocken. Vielleicht liegt es an einer einfachen Wahrheit: Eine effiziente Heizung oder ein energiesparsames Haus sind einfach nicht sexy und kaum zu vergleichen mit einem frisch renoviertem Bad. Denn das liegt bei sanierungswilligen Modernisierern ganz vorn in der Gunst.
Die Broschüre „Wie heizt Deutschland?“ kann hier heruntergeladen werden.
Vorschaubild: Dachdecker beim Verlegen von Steinwollematten zur Dachisolierung an einem Altbau. Foto: Armin Kübelbeck /Wikimedia /Linzenz unter CC-BY-SA
Hallo,
schöner Artikel. Auch meiner Meinung nach wird eher optisch als energie-technisch saniert. Das ist sichtbar, erfreut das Auge und sorgt somit für ein entsprechendes „Wohlbefinden”. Zumal vielen Menschen auch nachwievor nicht klar sein dürfte welch oftmals grosse Energiesparpotentiale im eigenen Haus schlummern. Man ärgert sich zwar jedes Jahr auf’s Neue über zu hohe Heizkosten, aber einen Gedankengang in die „richtige” Richtung der Sanierung bzw. Modernisierung findet eher nicht statt. Stattdessen wechselt man lieber zu einem günstigeren Energielieferanten. Gruss Markus