Staubarme Förderung hin zumBrennraum der Pellets ermöglicht ein "Maulwurf". Foto: Archiv

Mit Pellets Ener­gie­wende selbst in die Hand nehmen

von | 10. Juli 2015

Ohne die ener­ge­tische Sanierung von Heizungen sind die ener­gie­po­li­ti­schen Ziel nicht zu erfüllen. Jedoch wendet sich bei der Ener­gie­wende derzeit nicht viel. Dieses liegt an der Regierung, aber auch an der Gesetz­gebung von Bundestag und Landesparlamenten. 

Förderung ist das eine, man kann die Dinge aber auch in die eigenen Hände nehmen. Wie das geht, zeigt ein Stuckateur aus Sachsen. Beitrag für den Brenn­stoff­spiegel aus dem Jahr 2012.

Rene Krüger kaufte vor drei Jahren im bei Leipzig gelegenen Flecken Schönau eine alte Schule, Baujahr 1910. Die blickt auf eine bewegte Geschichte zurück und bedurfte einer gründ­lichen, auch ener­ge­ti­schen Sanierung. Eine Dämmung kam aus Kosten­gründen nicht in Frage und hätte bei dem soliden 36er Mauerwerk aus Wilhel­mi­ni­scher Zeit auch wenig gebracht. Eher stellte sich die Frage nach einer modernen Heizung. Und bei deren Beant­wortung traf Krüger auf Heiko Wezel.

Der SHK-​Meister aus dem nahen Frohburg ist ein großer Fan der Pellet­heizung. Seit Jahr und Tag hält er Seminare ab und wirbt für die kleinen Holz­press­linge – anfänglich mit mäßigem Erfolg. „Doch inzwi­schen trägt das langsam Früchte“, so Wezel. Einer, den er begeistern konnte, war Krüger, der in „seiner“ Schule nicht nur einen Schauraum nebst Wohnung einrichten wollte, sondern auch noch eine Werkstatt. „Da kamen schon vor drei Jahren eigentlich nur Pellets in Frage“, erinnert sich Krüger. Öl, trotz des damals deutlich güns­ti­geren Preis­ni­veaus, hätte auf Dauer für die rund 370 Quadra­meter zu hohe Kosten verur­sacht, Flüs­siggas ebenfalls. Gas lag nicht an.

Wezel übernahm die Planung und baute die Anlage komplett ein, der als Stuckateur hand­werklich besonders begabte Eigen­tümer baute eine der Keller­ka­ta­komben zum Lager um. Derzeit fährt die Anlage noch nicht auf Volllast. „Tut Sie es jedoch einmal, dann haben sich die Mehr­kosten gegenüber einer Öl- oder Gasheizung innerhalb von 8 Jahren allein durch die Brenn­stoff­kos­ten­ein­sparung amor­ti­siert“, rechnet Wezel.

Alles kaum gefördert

Krüger stemmte das Ganze fast ohne Förderung. Das üppige säch­sische Sonder­pro­gramm zur Förderung von Pellet­hei­zungen mit bis zu 5.000 Euro in Kombi­nation mit dem Markt­an­reiz­pro­gramm (BAFA-​Teil) gibt es erst seit Mai 2012. Und es soll bereits im September wieder enden. Die erhöhte Nachfrage sieht man beim Deutschen Energieholz- und Pellet-​Verband (DEPV) durchaus freudig. Denn Sachsen gilt, auch wenn jedes zehnte deutsche Pellet in insgesamt 5 Werken zwischen Neiße und Elster gepresst wird, als Entwick­lungsland in Sachen dazu­ge­hö­riger Heizung. „Nur knapp drei Prozent der bundesweit betrie­benen Pellet­hei­zungen stehen am Ende des Förder­pro­gramms im Freistaat“, schätzt Martin Bentele, Vorsitzender und Geschäfts­führer des DEPV.

Insgesamt hofft der Verband auf 1.200 neue Anlagen im Freistaat, was gut einem Drittel des jetzigen Bestandes entspreche. Deswegen hat er auch einige Wünsche an die Politik, unter anderem die Verlän­gerung des säch­si­schen Sonder­pro­grammes. „Keine andere Maßnahme im Privat­haushalt spart derart viel CO2 ein wie der Tausch des alten Heiz­kessels durch eine moderne Holz­heizung“, so Bentele. „Das säch­sische Modell sollte konti­nu­ierlich fort­ge­führt und damit zum Modell für andere Bundes­länder werden, um die Ener­gie­wende voranzubringen.“

Das könnte auch aus Sicht von Matthias Krüger vom Kessel­her­steller Paradigma helfen (nicht verwandt oder verschwägert mit dem Investor): „Die Menschen inves­tieren zwar nicht, weil es Förderung gibt. Aber sie nehmen sie natürlich gern mit.“ Daher sei es nicht günstig, Förde­rungen nur anzu­kün­digen, weil dann alles warte, was noch käme. Inves­ti­tionen würden eventuell solange verschoben, bis sie ganz wegfallen. Klare Aussagen, von wann bis wann eine Förderung laufe, seien besser. Aber die Leute brauchen auch genügend Zeit, um sich für eine Inves­tition zu entscheiden und die nötigen Formalien zu regeln.

Nicht auf Politik warten

Verspre­chungen für eine Verlän­gerung der Förderung will die Politik jedoch noch nicht machen. „Wir müssen mal sehen, wie die Mittel abge­flossen sind, wenn das Programm endet“, verspricht Georg-​Ludwig von Brei­tenbuch. Der Wald­be­sitzer ist dem Pellet in Herz­lichkeit zugetan, sitzt für die CDU im Säch­si­schen Landtag und fungiert als ener­gie­po­li­ti­scher Sprecher seiner Fraktion. „Schließlich machen wir Förder­pro­gramme, damit das Geld ins Land kommt“, so der Spross einer alten thürin­gi­schen Adelsfamilie.

Eine Dauer­för­derung sei indes nicht geplant. Es sei besser, eine konti­nu­ier­liche Entwicklung anzu­schieben und den Markt dann den Unter­nehmen zu über­lassen. Sonst würde man nur Konjunk­tur­spitzen erzeugen, die wiederum gewisse Kapa­zi­täten erfor­derten. Fahre man die Förderung wie bei Solar derzeit zurück, sehe man, was passiert: Die Kapa­zi­täten müsse man so wieder zurückbauen.

In diesem Zusam­menhang lobte er auch den Realismus des neuen Bundes­um­welt­mi­nisters Peter Altmaier. Denn auch für Inves­toren wie Krüger müsse die Ener­gie­wende bezahlbar bleiben. Und: „Mit Holz liegen wir richtig. In Sachsen sind die meisten Wälder gut bestockt, sprich mit Holz­vor­räten gefüllt. Das kann genutzt werden“, so Brei­ten­bruch. Am Rohstoff werde es also keines­falls mangeln. Dies wiederum, so Wezel, sei gut, argu­men­tierten doch Kunden in seinen Seminaren immer noch, dass ja auch die Pellets, analog Heizöl und Gas, mal teurer werden und sich so nicht mehr rechnen könnten.

Fazit: Auf Förderung sollte sich keiner verlassen, der sanieren will. Statt dessen sollte man kühl wie René Krüger rechnen, was bei einer umfas­senden ener­ge­ti­schen Erneuerung am besten sei, dann das Geld in die Hand nehmen, kompe­tente Hand­werker suchen und das Ganze umsetzen. So kann die Ener­gie­wende im Kleinen (und am Ende im Großen) gelingen.

Die Schönauer Pellet­heizung in Daten und Fakten

  • Zu behei­zende Fläche: 375 qm
  • Typ: Pelletto II
  • Hersteller: Paradigma
  • Leistung: 32 KW
  • Derzei­tiger Jahres­ver­brauch: 7.000 kg
  • Prognos­ti­zierter Jahres­ver­brauch: 10.500 kg
  • Lager­ka­pa­zität: 11.000 kg
  • Zuleitung: Maulwurf /​Saugrohr
  • Puffer­speicher: 300 l
  • Kosten: 30.000 Euro
  • Rentier­rechnung nach derzei­tigem Verbrauch (gegenüber Ölheizung anhand fest gerech­neter Brenn­stoff­preise): 13,3 Jahre
  • Rentier­rechnung nach prognos­ti­ziertem Verbrauch (gegenüber Ölheizung anhand fest gerech­neter Brenn­stoff­preise): 8 Jahre
  • CO2-​Einsparung: 11,2 Tonnen/​Jahr

Vorschaubild: Staubarme Förderung hin zumBrennraum der Pellets ermög­licht ein „Maulwurf”. Foto: Archiv

Geschrieben für das Fach­ma­gazin Brenn­stoff­spiegel, Ausgabe 9/​2012. Der voll­ständige Beitrag ist nur dort zu lesen.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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