Ohne die energetische Sanierung von Heizungen sind die energiepolitischen Ziel nicht zu erfüllen. Jedoch wendet sich bei der Energiewende derzeit nicht viel. Dieses liegt an der Regierung, aber auch an der Gesetzgebung von Bundestag und Landesparlamenten.
Förderung ist das eine, man kann die Dinge aber auch in die eigenen Hände nehmen. Wie das geht, zeigt ein Stuckateur aus Sachsen. Beitrag für den Brennstoffspiegel aus dem Jahr 2012.
Rene Krüger kaufte vor drei Jahren im bei Leipzig gelegenen Flecken Schönau eine alte Schule, Baujahr 1910. Die blickt auf eine bewegte Geschichte zurück und bedurfte einer gründlichen, auch energetischen Sanierung. Eine Dämmung kam aus Kostengründen nicht in Frage und hätte bei dem soliden 36er Mauerwerk aus Wilhelminischer Zeit auch wenig gebracht. Eher stellte sich die Frage nach einer modernen Heizung. Und bei deren Beantwortung traf Krüger auf Heiko Wezel.
Der SHK-Meister aus dem nahen Frohburg ist ein großer Fan der Pelletheizung. Seit Jahr und Tag hält er Seminare ab und wirbt für die kleinen Holzpresslinge – anfänglich mit mäßigem Erfolg. „Doch inzwischen trägt das langsam Früchte“, so Wezel. Einer, den er begeistern konnte, war Krüger, der in „seiner“ Schule nicht nur einen Schauraum nebst Wohnung einrichten wollte, sondern auch noch eine Werkstatt. „Da kamen schon vor drei Jahren eigentlich nur Pellets in Frage“, erinnert sich Krüger. Öl, trotz des damals deutlich günstigeren Preisniveaus, hätte auf Dauer für die rund 370 Quadrameter zu hohe Kosten verursacht, Flüssiggas ebenfalls. Gas lag nicht an.
Wezel übernahm die Planung und baute die Anlage komplett ein, der als Stuckateur handwerklich besonders begabte Eigentümer baute eine der Kellerkatakomben zum Lager um. Derzeit fährt die Anlage noch nicht auf Volllast. „Tut Sie es jedoch einmal, dann haben sich die Mehrkosten gegenüber einer Öl- oder Gasheizung innerhalb von 8 Jahren allein durch die Brennstoffkosteneinsparung amortisiert“, rechnet Wezel.
Alles kaum gefördert
Krüger stemmte das Ganze fast ohne Förderung. Das üppige sächsische Sonderprogramm zur Förderung von Pelletheizungen mit bis zu 5.000 Euro in Kombination mit dem Marktanreizprogramm (BAFA-Teil) gibt es erst seit Mai 2012. Und es soll bereits im September wieder enden. Die erhöhte Nachfrage sieht man beim Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) durchaus freudig. Denn Sachsen gilt, auch wenn jedes zehnte deutsche Pellet in insgesamt 5 Werken zwischen Neiße und Elster gepresst wird, als Entwicklungsland in Sachen dazugehöriger Heizung. „Nur knapp drei Prozent der bundesweit betriebenen Pelletheizungen stehen am Ende des Förderprogramms im Freistaat“, schätzt Martin Bentele, Vorsitzender und Geschäftsführer des DEPV.
Insgesamt hofft der Verband auf 1.200 neue Anlagen im Freistaat, was gut einem Drittel des jetzigen Bestandes entspreche. Deswegen hat er auch einige Wünsche an die Politik, unter anderem die Verlängerung des sächsischen Sonderprogrammes. „Keine andere Maßnahme im Privathaushalt spart derart viel CO2 ein wie der Tausch des alten Heizkessels durch eine moderne Holzheizung“, so Bentele. „Das sächsische Modell sollte kontinuierlich fortgeführt und damit zum Modell für andere Bundesländer werden, um die Energiewende voranzubringen.“
Das könnte auch aus Sicht von Matthias Krüger vom Kesselhersteller Paradigma helfen (nicht verwandt oder verschwägert mit dem Investor): „Die Menschen investieren zwar nicht, weil es Förderung gibt. Aber sie nehmen sie natürlich gern mit.“ Daher sei es nicht günstig, Förderungen nur anzukündigen, weil dann alles warte, was noch käme. Investitionen würden eventuell solange verschoben, bis sie ganz wegfallen. Klare Aussagen, von wann bis wann eine Förderung laufe, seien besser. Aber die Leute brauchen auch genügend Zeit, um sich für eine Investition zu entscheiden und die nötigen Formalien zu regeln.
Nicht auf Politik warten
Versprechungen für eine Verlängerung der Förderung will die Politik jedoch noch nicht machen. „Wir müssen mal sehen, wie die Mittel abgeflossen sind, wenn das Programm endet“, verspricht Georg-Ludwig von Breitenbuch. Der Waldbesitzer ist dem Pellet in Herzlichkeit zugetan, sitzt für die CDU im Sächsischen Landtag und fungiert als energiepolitischer Sprecher seiner Fraktion. „Schließlich machen wir Förderprogramme, damit das Geld ins Land kommt“, so der Spross einer alten thüringischen Adelsfamilie.
Eine Dauerförderung sei indes nicht geplant. Es sei besser, eine kontinuierliche Entwicklung anzuschieben und den Markt dann den Unternehmen zu überlassen. Sonst würde man nur Konjunkturspitzen erzeugen, die wiederum gewisse Kapazitäten erforderten. Fahre man die Förderung wie bei Solar derzeit zurück, sehe man, was passiert: Die Kapazitäten müsse man so wieder zurückbauen.
In diesem Zusammenhang lobte er auch den Realismus des neuen Bundesumweltministers Peter Altmaier. Denn auch für Investoren wie Krüger müsse die Energiewende bezahlbar bleiben. Und: „Mit Holz liegen wir richtig. In Sachsen sind die meisten Wälder gut bestockt, sprich mit Holzvorräten gefüllt. Das kann genutzt werden“, so Breitenbruch. Am Rohstoff werde es also keinesfalls mangeln. Dies wiederum, so Wezel, sei gut, argumentierten doch Kunden in seinen Seminaren immer noch, dass ja auch die Pellets, analog Heizöl und Gas, mal teurer werden und sich so nicht mehr rechnen könnten.
Fazit: Auf Förderung sollte sich keiner verlassen, der sanieren will. Statt dessen sollte man kühl wie René Krüger rechnen, was bei einer umfassenden energetischen Erneuerung am besten sei, dann das Geld in die Hand nehmen, kompetente Handwerker suchen und das Ganze umsetzen. So kann die Energiewende im Kleinen (und am Ende im Großen) gelingen.
Die Schönauer Pelletheizung in Daten und Fakten
- Zu beheizende Fläche: 375 qm
- Typ: Pelletto II
- Hersteller: Paradigma
- Leistung: 32 KW
- Derzeitiger Jahresverbrauch: 7.000 kg
- Prognostizierter Jahresverbrauch: 10.500 kg
- Lagerkapazität: 11.000 kg
- Zuleitung: Maulwurf /Saugrohr
- Pufferspeicher: 300 l
- Kosten: 30.000 Euro
- Rentierrechnung nach derzeitigem Verbrauch (gegenüber Ölheizung anhand fest gerechneter Brennstoffpreise): 13,3 Jahre
- Rentierrechnung nach prognostiziertem Verbrauch (gegenüber Ölheizung anhand fest gerechneter Brennstoffpreise): 8 Jahre
- CO2-Einsparung: 11,2 Tonnen/Jahr
Vorschaubild: Staubarme Förderung hin zumBrennraum der Pellets ermöglicht ein „Maulwurf”. Foto: Archiv
Geschrieben für das Fachmagazin Brennstoffspiegel, Ausgabe 9/2012. Der vollständige Beitrag ist nur dort zu lesen.
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