Foto: Urbansky

Heiz­öl­branche: Schwacher Absatz wird Fusionen fördern

von | 14. September 2015

Zwar wird in Deutschland weiter fleißig Auto gefahren, dennoch ging der Absatz an Mine­ral­pro­dukten im letzten Jahr um 2,4 % zurück. Das lag nur an einem Produkt: Heizöl. Von knapp 20 Millionen Tonnen, , so der Bran­chen­verband MWV, die noch 2013 abgesetzt wurden, ging es runter auf nicht mal mehr 17 Millionen Tonnen 2014. Zwar hatte es der Winter 2012 /​2013, der gefühlt von Oktober bis Ostern dauerte, in sich und kurbelte so den Absatz an. Doch das ist nicht die einzige Ursache für den darauf folgenden Rückgang.

Ein prägender Faktor ist die Effizienz. Die Branche predigt selbst die Hybrid­heizung, am besten in Verbindung mit Solar­thermie. Denn, so das eingängige Argument, warum sollte im Sommer Öl für Warm­wasser verbrannt werden, wenn die Sonne ausrei­chend scheint. Nicht nur diese Effi­zi­enz­maß­nahme hat dazu geführt, dass sich der Heiz­öl­absatz in Deutschland seit über 20 Jahren mehr als halbiert hat. Ebenso drama­tisch ist, dass die Ölheizung im Neubau mit unter 1 % keine Rolle mehr spielt. Für künftige Absätze fallen die Neubauten also faktisch komplett weg.

Füllstand bei 75 %

Zudem sind die Füll­stände auf eine Rekord­stand. Experten gehen davon aus, dass derzeit im Durch­schnitt die gut 6 Millionen privaten Heiz­öl­tanks in Deutschland zu 75 % gefüllt sind. Über die Jahre hinweg waren es meist um die 50 %, mal mehr mal weniger. Dies hängt an 2 Faktoren: Zum einen an den letzten beiden milden Wintern, wo im Vergleich wenig Heizöl gebraucht wurde zum anderen an der Talfahrt des Ölpreises seit Mitte letzten Jahres. Verbraucher konnten sich so teils für 40 % günstiger eindecken als zuvor – und das taten sie auch. 

Hartes Jahr 2015

Grafik: MWV

Grafik: MWV

Für die Branche scheint so ein hartes Jahr 2015 bevor­zu­stehen. Der eh schon schwache Absatz 2014 wird wohl nochmals unter­boten, weil eben kein Platz in den Tanks ist oder, auch das ein Trend, nur geringe Mengen bei sehr günstigen Preisen geordert werden, was die Füll­stände weiter nach oben treibt. Jeden­falls wurden in der ersten Jahres­hälfte nicht einmal mehr 8 Millionen Tonnen Heizöl abgesetzt – nochmals ein Rückgang von 1,3 % gegenüber dem Vorjahr. 

Retten könnte hier nur ein strenger Winter. Doch ob der kommt, ist fraglich. Und verlassen wird sich darauf niemand. So wird der Fusi­ons­prozess in der Heiz­öl­branche, die durchweg von klein- und mittel­stän­di­schen Unter­nehmen geprägt ist, weiter anhalten, die Zahl der Anbieter am Markt weiter schrumpfen. Für die Kunden sind das eher schlechte Nach­richten. In einzelnen Regionen könnte es soweit kommen, dass nur noch ein oder zwei Anbieter auftreten. Und im Monopol lebt es sich ja bekanntlich wohl – nur nicht für die Kunden.

Vorschaubild: Foto: Urbansky

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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